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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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schleudere hinter ihm her und reiße dabei zwei Stehlampen, einen Fernsehtisch, drei Schirmständer und vier Vasen um. Kurz darauf ist Püppi auch schon draußen auf der Straße, und jetzt gibt er erst richtig Gas.
    Den Kontakt zum Boden habe ich längst verloren. Ich fliege. So ähnlich müssen sich die Urlauber fühlen, die sich am Meer von Motorbooten mit einem Gleitschirm durch den Himmel ziehen lassen. Im Gegensatz zu denen wird meine Landung nicht so sanft sein. Aber darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist. Jetzt muss ich erst mal dieses Tiefflugmanöver in Überschallgeschwindigkeit überleben.

    Ich kann COOLMANs Begeisterung überhaupt nicht teilen. Im Gegenteil. Erinnert ihr euch an mein Abfahrtsrennen im Müllcontainer? Zwischen all den stinkenden Joghurtbechern? Ganz ohne Bremse?
    Das war nichts, absolut gar nichts gegen das, was ich gerade erlebe.
    Ich habe mal gelesen, dass Hunde keine Farben erkennen können und ihre Umwelt vor allem über die Nase wahrnehmen. Das erklärt, warum Püppi sich nicht um rote Ampeln schert und einfach quer über die Straße hetzt. Zum Glück treten die Autofahrer rechtzeitig auf die Bremse. Wahrscheinlich, weil sie wissen, dass ihr Wagen bei einem Zusammenprall mit Püppi der Verlierer wäre. Ich schätze, Püppi würde das gar nicht merken.
    Während ich in der Luft hänge und mir der Wind um die Ohren pfeift, frage ich mich, wo Püppi hinwill. Klar ist: Er hat ein Ziel, das er so schnell wie möglich erreichen will.
    Die Straße, auf der Püppi gerade einen Porsche überholt, führt zum Bahnhof.
    Ich überlege, was er dort möchte: verreisen? Vielleicht gibt es irgendwo einen Wettbewerb »Der hässlichste Hund der Welt«, an dem er unbedingt teilnehmen möchte? Vielleicht will er sich aber auch einfach nur vor den Zug werfen, um seinem traurigen Leben im Badezimmer eines Altenheims ein Ende zu setzen.
    Egal, was es ist, ich werde es sehr bald erfahren.
    Direkt vor dem Bahnhof stoppt Püppi plötzlich ab. In Physik haben wir vor ein paar Wochen das Trägheitsgesetz durchgenommen. Jetzt bin ich in der unglücklichen Lage, es in der Praxis überprüfen zu können. Ich schieße an Püppi vorbei, und wenn die Leine lang genug wäre, würde ich wahrscheinlich irgendwo in der Bahnhofshalle landen. So lande ich auf dem Parkplatz davor.
    Als ich aus meiner Bewusstlosigkeit erwache, sehe ich Püppi, der sich ungeduldig nach mir umdreht. Auf allen vieren liegt er vor der Tür einer Kneipe und stimmt ein herzzerreißendes Heulen an. Das schlimmer klingt als die Sirenen auf unserem Schuldach.
    Ich kenne die Kneipe. Und den zwielichtigen Kerl mit der Sonnenbrille, der jetzt die Tür öffnet und erfreut »Mensch, Püppi! Besuchst du uns mal wieder?!« ruft, kenne ich auch. Ich kenne sie besser, als mir lieb ist.

4. Kapitel
    Besuch bei alten Bekannten

    Ich war schon mal hier, weil ich in der Verbrecherspelunke am Bahnhof einen neuen Personalausweis kaufen wollte, um im Ausland mit einer neuen Identität ein neues Leben anzufangen. Das hat nicht geklappt, weil mein Geld damals nur für einen abgelaufenen Büchereiausweis gereicht hat. Damit kann man kein neues Leben anfangen. Aber das habe ich erst gemerkt, als ich im Zug saß und den Umschlag geöffnet habe.
    Der Typ mit der Sonnenbrille ist der Kerl, der mir damals den Büchereiausweis angedreht hat. Doch entweder erkennt er mich nicht, oder er will mich nicht erkennen.

    Zum Glück bleibt mir gar keine Zeit, das entscheiden zu müssen, weil Püppi an dem Typen vorbei durch die offene Kneipentür stürmt und mich dabei hinter sich herschleift. Das tut ziemlich weh, vor allem, weil es drei Treppenstufen hinaufgeht. Püppi kommt erst vor der Theke wieder zum Stehen, wo er sich auf die Hinterpfoten stellt und brav Männchen macht. Anscheinend nicht zum ersten Mal. Der Wirt nimmt einen Plastikeimer und hält ihn unter den Zapfhahn. Dann stellt er den vollen Eimer vor Püppi ab, der sofort anfängt, gierig das Bier zu schlabbern.
    Das gibt mir Zeit, wieder auf die Beine zu kommen und mich umzusehen. Es hat sich nicht viel verändert, seit ich das letzte Mal hier war.
    Der Wirt trocknet genau wie damals mit einem dreckigen Handtuch Gläser ab, am einzigen Tisch sitzen dieselben drei gelangweilten Skatspieler, und der Typ mit der Sonnenbrille steht auch wieder am Tresen und starrt gelangweilt die Wand gegenüber an.
    Als ich mich nach Püppi umsehe, ist der Eimer leer. Er legt die Vorderpfoten auf den Tresen und guckt den Wirt
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