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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Großen Schwierigkeiten!«
    »Aber wie soll ich denn an das viele Geld kommen?«
    »Überfalle einen Juwelier! Das hättest du von Anfang machen sollen, um an den blöden Ring zu kommen«, erklärt Adolf Schmitz, als wäre es das Natürlichste von der Welt, in einen Schmuckladen zu laufen und dort »Ring oder Leben!« zu brüllen.

    Leider habe ich kein Geld mehr, um auf Pferde zu wetten oder einen Lottoschein zu kaufen.
    »Du könntest nach Gold schürfen«, erklärt Adolf Schmitz und öffnet seinen Wandschrank.
    Ich halte die Luft an, weil die Schranktür haarscharf an dem Zahnstocherpalast vorbeischwingt. In dem Schrank hängen ein brauner Anzug aus Leder und ein speckiger Schlapphut. Auf dem Boden steht so eine kreisrunde Schale, mit der man Gold waschen kann.
    »Hab ich damals auch gemacht, als ich dringend Geld brauchte, Jungchen.«
    »Wo denn? Hier bei uns im Stadtteich?«, frage ich.
    »Unsinn, Jungchen, in Alaska natürlich«, erklärt Adolf Schmitz seelenruhig, als läge Alaska direkt um die Ecke.
    »Und wie soll ich da hinkommen?«
    »Mit dem Schiff. Als ich zur See gefahren bin, war ich auch nicht viel älter als du.«
    »Gibt es nicht noch eine andere Möglichkeit?«
    »Klar, du könntest dir überlegen, ob du deinen kleinen Finger tatsächlich brauchst. Im Ernst, hast du dich nicht schon oft gefragt, wozu der eigentlich gut ist, Jungchen?«
    Ich schließe die Augen, um schnell eine Liste aufzustellen, wofür mein linker kleiner Finger unverzichtbar ist.
    1)???
    2)???
    3)???
    Leider fällt mir in der Eile nichts wirklich Bedeutsames ein. Dennoch habe ich nicht die geringste Absicht, in Zukunft auf ihn zu verzichten. Zu irgendetwas wird er schon gut sein.
    »Sonst fällt Ihnen nichts ein? Irgendein Job, mit dem ich Geld verdienen kann?«
    »Kopfgeldjäger? Bombenentschärfer? Perlentaucher?«
    »Haben Sie es nicht eine Nummer kleiner?«
    »Lass mich nachdenken, Jungchen.«
    Um sich besser konzentrieren zu können, nimmt Adolf Schmitz einen Zahnstocher vom Tisch und baut an seinem Modell weiter. Er ist gerade bei einer Besuchergruppe, die vor dem Zaun steht und von einer Bulldogge begleitet wird. Es dauert ewig, ehe er sich wieder aufrichtet und mich anschaut.
    »Du könntest mit Püppi spazieren gehen. Aber wenn du mich fragst, solltest du lieber nach Perlen tauchen. Das ist ungefährlicher.«
    »Wer ist Püppi?«, frage ich.
    »Der Hund von der alten Schlesinger. Die wohnt auch hier.«
    »Das klingt doch super«, erwidere ich erfreut. Ich mag Hunde, und wenn meine Eltern es erlauben würden, hätte ich selbst einen.
    Adolf Schmitz sieht mich mitleidig an. Dann steht er auf, schnappt sich seinen Gehstock und geht raus auf den Flur. Ich schleiche mich vorsichtig an dem Modell vorbei, um es ja nicht zu berühren, und folge ihm.

    Wortlos läuft Adolf Schmitz vor mir über den Gang in Richtung Foyer. Mit dem Geld fürs Gassigehen könnte ich anfangen, meine Schulden abzustottern. Vielleicht lassen sich die Weißrussen auf Ratenzahlung ein. Wenn ich für einmal »mit Püppi in den Park gehen« 2,50 Euro kriege, dann ... ich rechne im Kopf ... brauche ich nur etwa 554-mal mit ihm raus, um endlich wieder schuldenfrei zu sein. Das kann sogar Spaß machen, ich spiele gern mit Hunden.
    Während ich mir noch den Kopf mit der Rechenaufgabe zerbreche, sind wir in der Eingangshalle des Altenheims angekommen. Aber das ist halb so schlimm, weil Adolf Schmitz ja bei mir ist. Mit seiner Gehhilfe haut er jeder Greisin, die nach mir grapschen will, auf die Finger. Das wirkt, und ich erreiche ungeküsst den Gang auf der anderen Seite. Wir gehen noch ein paar Meter, dann bleibt Adolf Schmitz stehen und hämmert mit seinem Stock an eine Tür.
    Als Antwort höre ich gedämpftes Kläffen. Das muss Püppi sein. Es dauert ewig, bevor eine Frau die Tür aufmacht. Ihre Haare schimmern hellrosa, genau wie ihr Lippenstift. Dazu trägt sie ein Kleid in derselben Farbe, das vor fünfundsiebzig Jahren bestimmt einmal der letzte Schrei war. Die alte Dame kneift die Augen zusammen, um uns besser sehen zu können.
    Als sie Adolf Schmitz erkennt, knallt sie die Tür wieder zu.
    »Adele! Mach schon auf!«, ruft er.
    »Du hast mir das Herz gebrochen, du Heiratsschwindler!«, antwortet Adele tränenreich hinter der verschlossenen Tür.
    »Ich habe nie versprochen, dass ich sie heirate«, flüstert Adolf Schmitz mir zu. Dann hämmert er wieder mit seinem Stock gegen die Tür.
    »Adele, ich habe hier jemanden, der mit Püppi Gassi gehen
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