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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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mit seinen triefigen, traurigen Augen an. So lange, bis der Wirt sein Handtuch weglegt, sich den Eimer schnappt und ihn noch einmal auffüllt.
    Püppi fängt sofort wieder gierig an zu schlabbern.
    »Kennen Sie den Hund?«, frage ich.
    »Gehört meiner Oma«, erklärt der Typ mit der Sonnenbrille, ohne sich zu mir umzudrehen. »Die ist im Altenheim. Da gibt’s kein Bier. Deswegen kommt Püppi uns besuchen. Nicht wahr, Püppi?«
    Püppi lässt ein lautes Knurren hören, als sich der Typ mit der Sonnenbrille zu ihm hinunterbeugt, um ihm den Kopf zu tätscheln. Wahrscheinlich hat Püppi Angst, dass Adeles Enkel auch einen Schluck von seinem Bier haben möchte. Der Typ zieht seine Hand schnell wieder weg, und das hätte ich an seiner Stelle auch gemacht.

    Püppi braucht genau drei Minuten, dann hat er auch den zweiten Plastikeimer vollständig geleert. Mit seiner langen gelben Zunge schleckt er die letzten Tropfen vom Boden des Eimers, rülpst einmal laut und fällt dann einfach um. Im Regal hinter der Theke klirren die Gläser, als sein schwerer Körper auf dem Boden aufschlägt. Kurz danach fängt Püppi laut an zu schnarchen.
    Die drei Skatspieler haben während des ganzen Schauspiels nicht ein Mal von ihren Karten aufgeschaut. Püppi scheint hier wirklich Stammgast zu sein.
    »Haben Sie vielleicht einen Bollerwagen für mich?«, frage ich. »Damit ich Püppi nach Hause bringen kann.«
    »Für den brauchst du eher ’nen Tieflader«, erwidert der Wirt und lacht.
    »Lass gut sein, Kumpel. Wenn er seinen Rausch ausgeschlafen hat, bringe ich ihn bei Oma vorbei«, sagt Adeles Enkel.
    »Und was ist dann mit meinem Geld fürs Gassigehen?«, frage ich, denn darum ging es doch schließlich. Immerhin muss ich irgendwie meine Schulden bezahlen.
    »Kannste vergessen. Oma mag’s nicht, wenn Püppi sich volllaufen lässt. Die gibt dir keinen Cent, wenn ihr Liebling mit ’ner Bierfahne nach Hause kommt.«
    Das ist mal wieder typisches Kai-Pech. Erst lasse ich mich von der Hunde-Hyänen-Milchkuh-Mischung durch die ganze Stadt schleifen, und dann war alles umsonst. Das ist nicht fair. Einfach nicht fair.
    »Musst doch nicht gleich anfangen zu flennen!«
    Bis jetzt war ich tapfer, aber plötzlich bricht alles aus mir heraus: Ich habe keine Lust, meinen linken kleinen Finger an irgendeinen Weißrussen zu verlieren. Ich habe zwar immer noch keine Ahnung, wozu ich den unbedingt brauche, aber ich bin sicher, da gibt es irgendetwas, und das wird mir irgendwann auch einfallen.

    Danke, COOLMAN! Das ist nett gemeint, hilft mir aber nicht wirklich weiter. Aber vielleicht kann mir der Typ mit der Sonnenbrille helfen. Vielleicht kennt der die Weißrussen, die sind ja quasi so was wie Kollegen. Vielleicht haben die sich mal auf einer Fachmesse getroffen. Irgendwo müssen sich Profiverbrecher schließlich über die neuesten Entwicklungen bei Schlössern, Überwachungskameras und Schlagringen informieren.
    Das sind eine Menge »Vielleicht«, aber was kann mir schon groß passieren?
    Schlimmer kann es nicht mehr werden.
    Oder?
    Nachdem ich Adeles Enkel die komplette Geschichte erzählt habe, ist es plötzlich ganz still in der Kneipe. Nur Püppis gleichmäßiges Schnarchen ist zu hören. Sogar die Skatspieler haben ihre Karten auf den Tisch gelegt und starren mich mitleidig an, während der Wirt sich mit seinem schmierigen Handtuch den Angstschweiß von der Stirn wischt. Er ist so blass im Gesicht, als ginge es hier um seinen linken kleinen Finger und nicht um meinen.
    »Sicher, dass das auch wirklich Weißrussen waren?«, fragt der Typ mit der Sonnenbrille, und selbst durch das dunkle Glas kann ich sehen, dass er besorgt ist.
    »Haben sie zumindest behauptet«, antworte ich, weil ich keine Ahnung habe, wie man einen Russen von einem Weißrussen unterscheiden soll.

    Das ist nicht der richtige Moment für schlechte Witze, COOLMAN!
    »Wenn es Weißrussen waren, hast du ein Problem!«
    »Könnten Sie nicht mit denen reden und alles erklären? Dass das alles nur ein schreckliches Missverständnis ist? So unter Kollegen?«, frage ich den Sonnenbrillenträger.
    »Nicht so einfach! Die stehen ja nicht im Telefonbuch unter W wie Weißrussen.«
    »Bitte! Dann vergesse ich auch die Sache mit dem Büchereiausweis«, sage ich, weil ich eh nichts mehr zu verlieren habe.
    Als ich das Wort Büchereiausweis fallen lasse, fangen der Wirt und die Skatspieler an zu lachen. Also erinnern sie sich doch noch an mich. Sogar der Sonnenbrillenträger haut vor Lachen
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