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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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ich.

    Als wir auf dem Jahrmarkt ankommen, haben Alex und Justin die gefrorenen Brokkoliröschen aufgefuttert. Sie schmeißen die leere Tüte in ein offenes Cabrio, das neben dem Eingang parkt. Dann versuchen sie, ihre Zeitungsgutscheine für den TODESLOOPING für zwei Euro das Stück an Besucher zu verhökern. Normalerweise kostet die Fahrt fünf Euro, und eigentlich klingt das nach einem guten Geschäft. Dumm nur, dass die meisten Besucher die Gutscheine schon aus ihren eigenen Zeitungen ausgeschnitten haben. Alex und Justin müssen mit dem Preis runtergehen, um überhaupt Abnehmer zu finden. Als sie bei zwei Cent pro Gutschein angekommen sind, ist mir endgültig klar, dass da für mich nichts rausspringen wird.

    Also laufe ich einfach ein bisschen über den Jahrmarkt. Am Eingang steht der Wagen mit den gebrannten Mandeln. Der Duft schwebt über dem ganzen Platz. Ich liebe gebrannte Mandeln, und normalerweise würde ich mir jetzt eine Tüte kaufen. Normalerweise mache ich das immer als Allererstes auf dem Jahrmarkt. Normalerweise habe ich aber auch keine tausend Euro Schulden, die ich entweder in bar oder in Form meines linken kleinen Fingers bezahlen muss. Also verzichte ich auf die Mandeln und halte mir die Nase zu, um den verführerischen Duft nicht riechen zu müssen.
    Es ist noch nicht viel los, weil es zu früh ist. So richtig schön wird es auf dem Jahrmarkt erst, wenn es dunkel wird und die Lichter leuchten. Tagsüber sieht so ein Festplatz ziemlich trostlos aus.
    »Hey, du da!«, ruft plötzlich jemand hinter mir. »Du da mit der Hand vor der Nase.«
    Die Frau, die nach mir gerufen hat, trägt einen hellblauen Kittel und steht vor der Losbude.
    Sie hat die Beine so ineinander verschlungen, dass ich nicht sicher bin, ob sie den Knoten je wieder rauskriegt.
    »Meinen Sie mich?«, frage ich.
    »Wen denn sonst? Oder siehst du hier noch jemanden, der sich die Nase zuhält?«
    Ich drehe mich um. Die Frau hat recht, ich bin wirklich der Einzige. Wahrscheinlich haben alle anderen genug Geld, um sich gebrannte Mandeln zu kaufen, wann immer sie wollen. Wahrscheinlich haben die keine Schulden. Wahrscheinlich sind hinter denen auch keine Weißrussen her.
    »Ich muss aufs Klo und brauche jemanden, der auf meine Bude aufpasst«, sagt die Frau. »Du kriegst dafür auch zehn Euro von mir.«

    »Gern, wenn es ein Notfall ist«, antworte ich und gehe zu ihr hinüber.
    »Dauert auch höchstens fünf Minuten«, sagt die Frau. »Fünf Lose kosten zwei Euro. Zehn Lose gibt’s für vier fünfzig.«
    »Warum sind mehr Lose teurer?«
    »Weil da die Chancen höher sind. Ist doch logisch!«
    Das finde ich nicht, aber ich will die Frau nicht länger aufhalten, weil sie so dringend aufs Klo muss. Eine Sache muss ich aber doch noch wissen, ehe sie verschwindet.
    »Und was mache ich, wenn einer gewinnt?«
    Die Frau guckt mich an, als wäre ich verrückt geworden.
    »Bei mir gewinnt nie einer«, erklärt sie. Dann entknotet sie ihre Beine und stapft in Richtung Bierbude davon, was ich ziemlich seltsam finde, weil die Klos genau in der entgegengesetzten Richtung liegen.
    Eine halbe Stunde später ist sie immer noch nicht zurück. COOLMAN hatte recht. Ich hätte doch das Doppelte verlangen sollen.

5. Kapitel
    Der Looping des Todes

    Während ich warte, schaue ich mir in aller Ruhe an, was man an der Bude so alles gewinnen kann – zumindest theoretisch. Von der Decke hängen riesige rosa Plüschschweine. Sie sind beinahe so groß wie Püppi und fast genauso hässlich. Immerhin sabbern sie nicht. Ansonsten gibt es nur billigen Plastikschrott und ein paar viereckige Kartons zu gewinnen. Die Aufschrift auf den Kartons ist komplett auf Chinesisch, und nur weil eines der Modelle schon ausgepackt ist, weiß ich, dass in den anderen auch Mikrowellengeräte sind. Nur ein wahnsinniger Fast-Food-Junkie würde so etwas benutzen oder Leute, die sowieso schon in einem Atomkraftwerk arbeiten und denen die Strahlung nichts mehr ausmacht, weil sie nach zwanzig Jahren Dienstzeit immun dagegen sind.
    Unter der Geldkassette, in der die Losbudenfrau ihre Tageseinnahmen aufbewahrt, liegt eine Liste mit den Einkaufspreisen für die Gewinne. Für die Trostpreise zahlt sie höchstens fünf Cent das Stück an ihre Lieferanten, das rosa Riesenschwein kostet zwei Euro und die Mikrowelle gerade mal acht.
    Das sind alles echte Qualitätsprodukte made in Asien!
    Daneben liegt ein Lieferschein einer Losfabrik: zehntausend Stück mit dem Aufdruck N wie Niete, zehn
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