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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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weil sie meine einzigen Freunde hier sind. Abgesehen von COOLMAN natürlich. Irgendwie scheine ich solche Typen anzuziehen. So wie Ameisen sich auf jedes Picknick stürzen, wobei ich in dem Beispiel das Picknick bin und Alex, Justin und COOLMAN die Ameisen sind.
    Ich sollte mal ernsthaft über eine neue Deo-Marke nachdenken! Aber es ist eben gar nicht so leicht, normale Leute kennenzulernen, wenn man ständig Alex, Justin oder COOLMAN im Schlepptau hat. Da nützt das beste Deo nichts, auch wenn die Werbung das Gegenteil verspricht.
    »Mach dir wegen der paar Euro nicht in die Hose, Alter«, erklärt Alex hilfsbereit, als ich ihnen alles erzählt habe. »Gestern erst musste ich dringend über eine Straße, aber zack! war die Ampel rot. Da stand ich da und wusste auch nicht, was ich tun sollte! Und dann – zack! – war sie wieder grün, und ich konnte weiter. Da hab ich gar nichts für tun müssen, Alter. Das Problem hat sich ganz von allein erledigt. Hier, magst du auch was? Laser-cool bei der Hitze.«
    Alex hält mir eine Packung Tiefkühlmais hin. Er und Justin lutschen den schon die ganze Zeit, als wären es Eisbonbons. Ich schüttle den Kopf.
    »Das ist echt voll das Phänomen, so eine Ampel«, bekräftigt Justin und greift in die Packung, um sich eine Handvoll tiefgefrorener Maiskörner einzuwerfen. »Der meiste Ärger verschwindet echt von selbst. Das ist wie beim Schnee. Heute noch da, morgen schon weg.«

    »Schwierig wird es nur, wenn die Russen auftauchen, Alter«, bemerkt Alex und kramt aus seiner Jacke einen Handschuh, weil ihm die Packung in den Händen zu kalt wird.
    »Welche Russen?«
    »Fragt der echt: Welche Russen?«, sagt Justin und lacht.
    »Na, die Russen, die für andere Schulden eintreiben, Alter«, erklärt Alex. »Mit denen ist nicht zu spaßen. Einem Cousin von mir haben sie den linken kleinen Finger abgeschnitten. Nur weil er dem Kiosk fünf Euro für gemischte Tüten schuldete. Nicht doch noch welche? Gleich sind sie weg.«
    Alex hält mir noch einmal die Packung entgegen.
    »Den Finger trägt er jetzt in einer kleinen Dose um den Hals«, ergänzt Justin. »Kann ich dir gern mal zeigen. Für ein paar Euro verleiht er den auch an gute Freunde.«
    »Nicht nötig«, stammle ich. »Aber danke für das Angebot.«

    Als ich nach Hause komme, steht ein schwarzer Wagen mit getönten Scheiben vor der Tür. Ich habe den noch nie hier in der Gegend gesehen, und auch das Nummernschild sieht irgendwie exotisch aus. Als ich auf gleicher Höhe bin, gleiten die Seitenfenster automatisch nach unten.
    »Dobre djin, Kollege! Ich bin Igor!«, ruft der Mann auf dem Beifahrersitz mir zu. Obwohl es Sommer ist, trägt er einen dicken Pelzmantel. Durch das offene Seitenfenster hält er mir die Hand hin.
    »Willst du begrüßen Igor nicht wie anständig Freund?«
    Ich reiche dem Mann die Hand, weil ich nicht unhöflich sein will. Das hat mir schon in der Vergangenheit oft Ärger eingebracht, aber was soll ich tun? Ich bin so erzogen.
    Der Händedruck des Mannes mit dem komischen Akzent ist kräftig. Sehr kräftig. Mit einem Ruck zieht er meinen Arm in den Wagen und betätigt mit seiner freien Hand den elektrischen Türheber. Die Scheibe schießt in die Höhe, und ich kann froh sein, dass sie meinen Arm nicht an der Schulter abtrennt.

    Sehr witzig, COOLMAN! Er kann leicht Witze machen: Es ist ja nicht sein Arm, der in dem Fenster eingeklemmt ist.
    Der Typ in dem Wagen sagt kein Wort. Er holt ein Klappmesser aus seiner Hosentasche, lässt es aufspringen und beginnt, sich mit der Klinge die Fingernägel zu säubern, während sein Kumpel neben ihm den Motor anlässt.
    »Sind Sie Russen?«, frage ich eingeschüchtert.
    Der Mann mit dem Pelz schaut mich an, als hätte ich gefragt, ob er von einer der mieseren Ecken auf dem Mars stammt.
    »Sehe ich aus wie Russe? Kollege, du beleidigen willst uns?«
    »Nein, nein, auf gar keinen Fall«, stammle ich.
    »Auch besser so. Njet, njet, wir doch keine Russen! Wir Weißrussen!«
    So sehen sie gar nicht aus. Der Einzige, der hier weiß ist, bin ich. Kreideweiß vor Angst.
    Der pelzige Weißrusse gibt seinem Kumpel einen Wink, und der Wagen setzt sich langsam in Bewegung. Ich muss mitlaufen, wenn ich nicht mitgeschleift werden will.

    »Ein gute Bekannte von mir hat komische Verdacht. Er denkt, du wollen dein Schulden für kostbar Ring nicht bezahlen. Ich ihm sagen, der Junge bestimmt ist in Ordnung, du können ihm vertrauen. Er mich bitten, dich trotzdem besuchen. Sag, Kollege,
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