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Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Ein Job für alle Fälle (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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Weißrussen kommen

    Obwohl ich nur wenig Hoffnung habe, schaue ich jede halbe Stunde im Internet auf der Website nach. Weil es Freitaabend ist, darf ich länger aufbleiben. Aber bis um Mittenacht hat noch niemand mehr als 1050 Euro für den Ring geboten.
    Dabei stehen meine Chancen gar nicht so schlecht, dass jemand anders denselben Fehler macht. So einzigartig bin ich nicht. Von meiner Sorte gibt es bestimmt Millionen, und davon braucht ja auch nur ein Trottel auf die falschen Tasten zu kommen.
    Genauso wie ich.
    Aber bis ich ins Bett muss, hat sich noch kein zweiter Trottel gefunden. Möglicherweise bin ich ja doch einzigartig.
    Einzigartig dämlich!
    Als ich am Samstagmorgen aufwache und den Rechner einschalte, begrüßt mich das Verkaufsportal mit der frohen Meldung: »Glückwunsch! Sie haben einen wunderschönen Ring ersteigert. Bitte überweisen Sie 1050 Euro an folgende Kontonummer ...«

    Nur nichts überstürzen. Es gibt tausend Möglichkeiten, wie ich aus dieser Sache ungeschoren wieder rauskommen kann.
    Leider fallen mir von den tausend Möglichkeiten nur die drei folgenden ein:
    1) Der Händler hat vor Freude über mein größenwahnsinniges Gebot einen Herzinfarkt bekommen.
    2) Der Händler leidet an Alzheimer und hat mein Angebot längst wieder vergessen.
    3) Ein Virus hat seinen Rechner geschrottet, und er wird niemals etwas von meinem Gebot erfahren.
    So schlecht stehen meine Chancen nicht. Alles, was ich brauche, ist ein bisschen Glück.
    Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?
    »Was ist denn mit dir los?«, fragt mein Vater, weil ich beim Frühstück meine Daumen so fest drücke, dass ich mir dewegen meinen Toast nicht schmieren kann. »Schreibt ihr heute eine Mathearbeit?«
    »Schlimmer, viel schlimmer«, murmle ich. »Könntest du mir 1050 Euro leihen?«
    Mein Vater lacht, weil er meine Frage für einen Scherz hält.
    »Kai will für seine kleine Freundin einen schnuckeligen kleinen Spießerring kaufen«, erklärt Anti auskunftsbereit.
    Sie ist so vorhersehbar. Und wenn sie kein Karate könnte, würde ich ihr jetzt unter dem Tisch gegen das Schienbein treten. Aber das lasse ich lieber, weil ich schon gesehen habe, was sie mit Typen anstellt, die ihr komisch kommen.
    »Ich dachte, zwischen Lena und dir wäre es aus?«, fragt mein Vater und schaut mich überrascht an.
    »Mit wem ist es aus?«, fragt meine Mutter. Sie kommt aus dem Bad und rubbelt sich ihre nassen Haare mit einem Handtuch trocken.
    »Zwischen Kai und Lena, das weißt du doch«, erklärt mein Vater. »Aber jetzt will er ihr einen Ring schenken. Für 1050 Euro.«
    Er lacht wieder, weil er immer noch glaubt, dass das alles ein Witz ist.
    »Wie süß! Wirklich!«, erwidert meine Mutter und kneift mir in die Wange. »Aber ist das nicht ein bisschen teuer?« Sie zwinkert meinem Vater zu, weil sie das mit dem 1050-Euro-Ring auch für einen Witz hält.
    »Dieses Ringding ist voll retro«, mischt sich Anti ein und teilt kurz ihren schwarzen Haarvorhang, damit sie sich ihren Toast in den Mund schieben kann, ohne ihre Haare vollzuschmieren. Dabei würde man das gar nicht sehen, weil sie sowieso nur schwarze Johannisbeermarmelade isst.
    »Schenk ihr lieber einen Gutschein für ein Tattoo. Da hat sie länger was davon«, fährt Anti fort, nachdem ihr Haarvorhang sich wieder vor ihrem Gesicht geschlossen hat.

    »Nein, nein, schenk ihr Blumen«, widerspricht mein Vater. »Alle Frauen lieben Blumen.«
    Meine Schwester kommentiert seinen Vorschlag, indem sie sich symbolisch den Finger in den Hals steckt.
    »Du musst mit ihr reden. Sag ihr, dass du sie magst. Das ist viel wertvoller als teure Geschenke«, rät meine Mutter und beugt sich über meinen Vater, um ihn zu küssen. »Habt ihr euch eigentlich schon geküsst, du und Lena? Ein Kuss kann Wunder wirken!«
    Ich mag diese Art von Gesprächen am frühen Morgen nicht.
    Ehrlich gesagt mag ich sie auch nicht zu anderen Zeiten.
    Während meine Eltern mit Anti weiter über mein Liebesglück diskutieren, klingelt es an der Tür.
    Das ist meine Rettung.
    »Ich mache auf!«, rufe ich und springe auf.
    Vor der Tür steht ein Expressbote mit einem winzigen Päckchen in der Hand.
    »Wohnt hier ein Kai Baumann?«

    »Das war mein Bruder. Aber der ist gestorben. Ganz überraschend«, antworte ich, weil ich ahne, was in dem Päckchen ist, das der Bote mir entgegenstreckt. Wer sollte mir sonst ein Paket schicken? Lena wohl kaum.
    »Wer ist gestorben?« Mein Vater ist an die Tür gekommen, weil er wissen
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