Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
Vom Netzwerk:
Gase aus dem stinkenden Tümpel den Garaus machen.
    »Schade, dass wir zwei so viel Zeit verschwendet haben«, sagt Lena nach einer Weile.
    »Stimmt, wir hätten direkt wieder aus der Höhle verschwinden sollen. Oder, noch besser, gar nicht erst reingehen.«
    »Das meine ich nicht«, erwidert Lena ganz ruhig. »Ich meine, dass wir uns immer wieder zerstritten haben, wenn wir gerade zusammen waren. So wie damals, als du auf der Kostümparty versehentlich Anna, die Tulpe, geküsst hast. Oder als du den armen kleinen Lord zu Unrecht verdächtigt hast, Admiral Nelsons Hut geklaut zu haben.«
    »Oder wie ich in dem Berliner Kino für unseren Kurzfilm mehr Applaus bekommen habe als du. Und wie ich dann den Ring zurückverlangen musste, den ich dir geschenkt hatte, weil mir die Mafia sonst den linken kleinen Finger abgeschnitten hätte.«
    »Ach, deswegen! Das wusste ich gar nicht«, sagt Lena. »Ich dachte, du wolltest ihn Anna schenken.«

    »Oder die Sache mit Schnüffi, deinem Kaninchen«, plappere ich COOLMAN nach.
    »Was ist denn mit Schnüffi?«, fragt Lena.
    »Den hat mein Vater überfahren. Aber das war ein Unfall.« Ich finde, es ist eine gute Zeit, ihr endlich die Wahrheit zu sagen. Wann, wenn nicht jetzt, wäre der perfekte Moment, um reinen Tisch zu machen? So als eine Art letzte große Beichte, um mit reinem Gewissen abzutreten.
    »Der gute Schnüffi«, seufzt Lena.
    »Er hat überhaupt nicht gelitten, und ein wunderschönes Begräbnis hatte er auch. Ich habe sogar extra ein Gedicht für ihn gemacht. Willst du es hören?«
    Lena nickt.
     
    »Armer kleiner Hase,
    liegst nun unterm Grase.
    Bleibst ab jetzt für immer stumm,
    bitte nimm uns das nicht krumm.
    Im Hasenhimmel findest du
    deine letzte Hasenruh.
    Dort gibt’s jeden Tag Salat
    und sonntagmittags auch Spinat.«
     
    Lena wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Diesmal werden Lena und ich uns nicht trennen. Diesmal bleiben wir zusammen, bis dass der Tod uns scheidet, wie man so schön sagt. Obwohl
schön
hier wahrscheinlich nicht ganz der passende Ausdruck ist.
    »Es tut mir leid«, sage ich.
    »Braucht es nicht«, erwidert Lena.
    Und dann sitzen wir schweigend im Dunkeln und lauschen den giftigen Blasen, die an der Wasseroberfläche des Tümpels vor uns zerplatzen.
    Die Luft ist wirklich nicht gut hier unten, und ich merke, wie ich immer müder werde. Ich muss gähnen, und es kann nicht mehr lange dauern, dann bin ich eingeschlafen. Lena geht es ähnlich. Das spüre ich an ihren Atemzügen. Und eigentlich ist das eine ganz angenehme Vorstellung, so gemeinsam wegzudämmern und einfach nicht mehr aufzuwachen.

    Es ist dann aber gar nicht COOLMAN , sondern etwas völlig anderes, was mich und Lena plötzlich aufweckt.
    Die ganze Grotte erstrahlt mit einem Mal im Licht von Dutzenden bunter Scheinwerfer. Vielleicht sind Lena und ich schon tot und jetzt im Himmel?
    Seltsam ist nur, dass die dort für ihre Lichteffekte stinknormale Lampen brauchen. Die befinden sich gut versteckt zwischen den Stalaktiten. Und die Stimme, die jetzt spricht, hört sich auch nicht so an, als gehörte sie Gott, Jesus oder sonst irgendwem, der da oben was zu sagen hat.
    Ich kenne die Stimme, die gerade stolz verkündet: »Und nun der Höhepunkt: die berühmte grüne Grotte. Genießt die kleine Vorführung, die ich für euch vorbereitet habe.«
    Im selben Moment dröhnt aus verborgenen Lautsprechern ein Militärmarsch, und rechts und links explodiert Pyrotechnik. Es sind auch ein paar Feuerwerksraketen und Blendgranaten dabei, die mit ihrem gleißend grellen Licht sogar die Scheinwerfer übertreffen.
    »Wo sind wir?«, fragt Lena verwirrt und hält sich die Hände vor die Augen, um nicht geblendet zu werden.
    »Vielleicht im Himmel«, antworte ich, weil es dort ja eventuell wirklich nicht so hübsch ist, wie alle sagen. Könnte doch sein, oder?
    »Glaub ich eher nicht«, antwortet Lena und zeigt auf die Jungs aus dem Camp, die neben Major Horst auf der gegenüberliegenden Seite der Grotte stehen und das Spektakel mit offenen Mündern bestaunen.
    »Guck mal, Alter! Da ist Kai!«, ruft Alex, als er mich und Lena entdeckt hat.
    »Und der hat echt immer noch das Kleid an!«, brüllt Justin, denn im Gegensatz zu mir tragen die beiden längst wieder ihre normalen Klamotten.
    Okay, das mit dem Himmel kann ich endgültig abhaken, denn ich glaube nicht, dass Alex und Justin dort Zugang hätten, und bei Major Horst bin ich mir ebenfalls ziemlich unsicher.
    Die Hölle ist es aber auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher