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Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)

Titel: Coolman und ich - Auf die harte Tour (German Edition)
Autoren: Rüdiger Bertram
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hatte, gehen dort tatsächlich drei Gänge ab.
    »Welchen sollen wir nehmen?«, fragt Lena.
    »Keinen«, würde ich am liebsten antworten, aber das darf ich nicht. Sonst hält sie mich noch für einen Feigling. Deswegen sage ich: »Lass uns zurück ins Camp und in Ruhe überlegen. So eine wichtige Entscheidung sollte man nicht leichtfertig treffen.«
    Lena lacht, weil sie meine Bemerkung für einen Witz hält. Das ist gut. Mädchen mögen Jungs, die sie zum Lachen bringen. Schlecht ist, dass Lena zielstrebig auf den rechten Stollen zugeht.
    »In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod«, verkündet sie, dann ist sie auch schon in dem Gang rechts außen verschwunden.

    COOLMAN klammert sich an mein Kleid, und ich halte mich an Lenas fest.
    »Aua! Was soll das, Kai?«, fragt Lena, die so plötzlich stehen geblieben ist, dass ich ihr in die Hacken trete.
    »Ich will nur sichergehen, dass wir uns hier unten nicht verlieren und du vor Angst dann wahnsinnig wirst«, erkläre ich Lena fürsorglich.
    »Dann gib mir deine Hand, aber hör auf, an meinen Sachen zu zerren.«
    Lena greift nach meiner Hand und steigt völlig ziellos immer tiefer in das Höhlensystem hinab.
    »Guck mal!« Lena ist wieder stehen geblieben. »Aua! Pass doch auf, Kai!«
    »Tut mir leid«, nuschele ich, obwohl ich überhaupt nichts dafür kann, wenn sie immer so plötzlich anhält. Da kann ich gar nicht anders, als ihr in die Hacken zu treten.
    »Ist das nicht Wahnsinn?!«, flüstert Lena, die mit ihrer Taschenlampe die Wände anstrahlt. Auf den Felsen sind Zeichnungen zu sehen: Mammuts, Säbelzahntiger und ein Strichmännchen, das einen Stein in der Hand hält. Wahrscheinlich der Medizinmann der Steinzeitmenschen, die das hier vor Tausenden von Jahren an die Wand gepinselt haben.

    »Die Zeichnungen sind bestimmt schon uralt«, flüstert Lena weiter, weil sie von den Bildern genauso überwältigt ist wie ich.
    »Was hat der Mann da in der Hand?«, flüstere ich zurück und zeige auf den Medizinmann.
    »Sieht aus wie ein Steinzeit-Handy«, erwidert Lena.
    »Die hatten doch damals gar keinen Empfang.«
    »Wirklich?! Das wusste ich ja gar nicht …«
    Ich ignoriere Lenas spöttische Bemerkung, denn ich habe plötzlich eine phantastische Idee. Wenn es in der Höhle erst mal vor Wissenschaftlern wimmelt, die diese prähistorischen Zeichnungen erforschen, dann kann sich der schmierige Banker seine Skihalle abschminken. Dann steht das hier nämlich bald alles unter Denkmalschutz. Und wenn die Wissenschaftler weg sind, kommen die Touristen, und dann kann die nette alte Dame Eintritt für ihr Tal verlangen und damit ihre Schulden bezahlen, und alles wird gut.
    Mir wird richtig warm ums Herz, obwohl es hier unten ziemlich kalt ist.
    »Lass uns gucken, ob wir noch mehr Bilder finden«, sagt Lena und geht weiter.
    Manchmal müssen wir ein bisschen klettern, weil uns Felsbrocken den Weg versperren, und manchmal auf allen vieren kriechen, weil die Stollendecke so niedrig ist. Zeichnungen finden wir keine mehr, aber dafür sind die Steinwände rechts und links jetzt von glitzernden Adern durchzogen, die funkeln, wenn das Licht der Taschenlampe auf sie fällt. Auch die Steine auf dem Boden glänzen so schön silbrig, dass ich nicht widerstehen kann und mir ein paar davon einstecke.

    Die meiste Strecke des Weges lässt sich erstaunlich bequem gehen. Es ist aber nie so breit, dass man nebeneinanderlaufen könnte. Ich finde das nicht schlimm, solange ich nicht derjenige bin, der vorangehen muss.
    Aber was soll uns schon groß passieren? Ich habe die Garnrolle in der Hand, und da ist noch jede Menge Faden drauf. Dem brauchen wir am Schluss nur zu folgen, und schwuppdiwupp sind wir auch schon wieder draußen. Es ist wirklich bemerkenswert, wie viel Faden auf diese Rolle passt. Wir sind schon eine ganze Weile unterwegs, und eigentlich müsste die Rolle schon deutlich dünner sein. Umso besser, dann brauche ich mir wenigstens keine Sorgen zu machen, dass das Garn irgendwann ausgeht.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin bei dir«, versuche ich Lena zu beruhigen. »Aber wenn du trotzdem lieber umkehren willst, begleite ich dich natürlich sofort nach draußen.«
    Lena reagiert mit keinem Wort auf mein großzügiges Angebot, weil sie vor uns eine Grotte entdeckt hat. In der Mitte des unterirdischen Gewölbes hat sich ein See gebildet, aus dem Blasen mit heißen und bestimmt auch giftigen Gasen an die Oberfläche steigen. Der Teich blubbert wie ein Topf
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