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Cool

Cool

Titel: Cool
Autoren: Ken Follett
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auch. Den ganzen Herbst und Winter 1976 / 1977 über langweilt er damit den Untersuchungsrichter Bouazis. Einmal in der Woche, immer am Donnerstagnachmittag, kommt Spaggiari zum Verhör.
    Immer und immer wieder macht ihm der Beamte klar, daß die Verhöre dazu dienen sollen, der Polizei weitere Informationen zu liefern. Er erklärt Spaggiari, daß er ihm die Geschichte nicht abnimmt, das Geld verschenkt zu haben. Spaggiari jedoch tischt dem Untersuchungsrichter weiterhin eine Mischung aus Prahlerei, ungenauen Angaben, Ausflüchten und Lügen auf.
     
    Und dann - es ist unfaßbar - geht dem Gerichtshof das Geld aus. (Das französische Gerichtssystem ist in seiner Anlage wohl einzigartig: Es müssen in dem jeweiligen Departement die Untersuchungen vorfinanziert werden.) Der Gerichtshof von Nizza nimmt deshalb bei der geschädigten >Societé Generale< einen Kredit von zwölftausend Francs auf. Ein paar weitere Verhaftungen folgen. Marie Françoise Astolfi wird aufgrund ihrer Tagebuchaufzeichnungen festgenommen. Daniel Michelucci und Michèle Seaglio werden ebenfalls eingelocht. Sie behaupten, an dem fraglichen Wochenende des Bankraubs im Casino von Aix en Provence gewesen zu sein. Daniel will die Goldbarren von einem Fremden in Italien gekauft haben. Weitere Barren werden samt Münzpresse von der Polizei in einem Haus in Marseille entdeckt.
    Dominique Poggi, der von der gesamten französischen Polizei gesucht wird, stellt sich am 1. November. Zwei Tage vorher hat er sich bereits telefonisch gemeldet. Eine blonde Sexbiene im Leopardenfellmantel fährt ihn in einem weißen Matra-Simca zur Polizeistation am Boulevard Albert I.
    Er ist ein dunkler Typ, hat gelocktes Haar und trägt einen beigen Samtanzug. Das Mädchen, eine wohlsituierte Schweizerin, fährt allein in ihr Appartement in Juan-les-Pins zurück.
    Poggi streitet alles ab.
    »Am Wochenende, als der Bankraub gestiegen ist, war ich in Farinole in meinem Haus auf Korsika. Eine ganze Reihe von Zeugen kann das bestätigen. Zur Villa in Castagniers fuhr ich nur für die Sex-Party. Wenn dieses Haus das Hauptquartier der >Kanalratten< gewesen sein soll, dann ist das das erste, was ich höre. Und ein Spaggiari? Wie war der Name genau? Noch nie etwas von ihm gehört…« Jedoch hat Francis Pellegrin ausgesagt, daß er Poggi dem >Kopf< der Gang, Spaggiari, vorgestellt hat. Und Poggi wird wegen Beteiligung am Bankraub ins Gefängnis nach Nizza gebracht. Später jedoch widerruft Pellegrin seine Aussage: »Die Polizei hat mich unter Druck gesetzt: >Poggi, immer nur Poggi. Gestehen Sie: Sagen Sie, daß es Poggi ist.< Schließlich habe ich ihnen erzählt, was sie hören wollten. Nur, um meine Ruhe zu haben.«
    Doch in Wirklichkeit habe er Spaggiari jemandem ganz anderen vorgestellt - einem Typen, den er in einer Bar getrofffen habe. An den Namen dieses Mannes kann er sich nicht mehr erinnern.
     
    Die Verhöre ziehen sich hin. Spaggiari unterschreibt einen Vertrag mit dem französischen Verlag Albin Michel. Er will seine Memoiren selber schreiben. Den Vertrag des Literaturagenten Clemens von Bézard aus Nizza lehnt er ab, obwohl der ihm einen Vorschuß von zweihunderttausend Francs in bar anbietet. Insgesamt lautet der Vertrag über fünfhunderttausend Francs. Spaggiaris Anwalt, Jacques Peyrat: »Es geht ihm nicht ums Geld. Er will sein Leben und den Bankraub so beschreiben, wie er ihn sieht. Außerdem: Wer weiß, ob er nicht schon frei ist, bevor sie mit dem Buch fertig sind. Seien Sie froh, daß er den Vertrag nicht unterschrieben hat.«
    Diesen eindeutigen Hinweis - man wird ihn später nur so auslegen können - gibt Spaggiaris Anwalt bereits Ende November 1976.
     
    Spaggiaris Freunde sind sicher, daß er nicht aus Geldgier gestohlen hat: »Er ist intelligent, wagemutig und hat Nerven wie Drahtseile. Aber er ist noch nie der >Kopf< einer Sache gewesen. Er hat immer Befehle empfangen wollen.« Auch seine Mutter kann es nicht fassen: »Bert war immer ein so guter Junge.« Und Audi sagt: »Ich habe keine Ahnung von dem, was da passiert sein soll.« Doch dann fügt sie hinzu, daß er wohl niemals einen seiner Kameraden verraten würde.
    Der Direktor von Nizzas Kanalisationssystem, Monsieur Testan, macht eine Aussage. Auch er hat einmal einen Tunnel wie den der Kanalratten aussschachten müssen. Er bewundert: »Es war die härteste Arbeit, die ich je getan habe. Wir waren zu fünft und haben am Tag nur einen Meter geschafft. Man konnte immer nur zehn Minuten durcharbeiten. In
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