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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus
Autoren: Johanna und Günter Braun
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zum umständlichen Apparat ein wenig monoton klang. Und wenn das Wasser schließlich nach langen Umdrehungen und Hebeltätigkeiten aus dem Töpfchen lief, triumphartig zu explodieren schien. Häufig erklangen auch unangepaßte Töne und Rhythmen. Ein Rad drehte sich qualvoll langsam, die Musik jagte indes dahin. Natürlich müssen auch Unstimmigkeiten, die durch die Übermittelungsgeräte im Tauchanzug entstanden, berücksichtigt werden.
      Soviel also zu dieser Schau, die übrigens nicht abbrach – sie spielen weiter, Phil –, die wir aber aus Gründen der Erschöpfung verlassen mußten.
      Beim Auftauchen erblickte ich auf der Insel kein Element, keine sich aufbauende Struktur. Im Wasser schienen einige zu treiben. Auch auf dem Rücken des Chang sah ich das eine oder andere kleben, sie schienen eingegangen.
      Das wesentliche Ergebnis, das über den Schauwert der Veranstaltung hinausgeht, war: Die Ludibundi vergaßen bei ihren Spielen die Produktion.
      Ich habe während der Zeit unter Wasser keine übermäßigen Ausscheidungen beobachtet. Gelegentlich erzeugten einige aus spielerischen oder, wenn man will, auch künstlerischen Gründen Ausscheidungswolken oder -nebel, die sich sehr rasch verdünnten. Sonst schieden die meisten kaum etwas aus.
      Einige spielten mit treibenden Muscheln, als handle es sich um Bälle, aber ich konnte keine physiologischen Kontakte feststellen. Tatsächlich ließ die Produktion von Supermuscheln nach, bis sie fast zum Erliegen kam.
      Es schien so, als stellte sich der alte Kreislauf wieder her. Zumindest war ein STOP en tstanden.
      Die wissenschaftliche Erkenntnis lautet demnach, hemmungslos funktionierende Ludibundi, ausgewachsen zu sogenannten Mittelzwercken, sind nur zu bremsen, wenn den ästhetischen Forderungen, die innerhalb des Strebens und der Struktur der Ludibundi liegen, Rechnung getragen wird. Es darf nicht übersehen werden, daß für conviva ludibundus ästhetische Gesetze ausschlaggebend sind. Das ist das Außerordentliche in ihrem Wesen. Sie gruppieren sich abstrakt spielend zu ästhetischen Figuren. Dies entspricht ihrer Art. Wesensfremde Forderungen an sie zu stellen muß aber zu Katastrophen führen, durch die das Gleichgewicht, die Ausgewogenheit in der Natur, beschädigt wird.
      Ich habe lange Abhandlungen zu diesem Thema hingelegt.
      Zu Friederike sagte ich damals, hingerissen, gerührt, durchgeschüttelt, völlig ermattet: Jetzt habe ich doch Hoffnung, daß meine Muschel noch einmal wird, was sie mal war.
      Soviel Kraft brachte ich noch auf, die Kutz zu streicheln und zu küssen. Daß sie nicht ganz verloren ist.

    ANHANG

    Aus einem Protokoll der Kommission für Rentabilitätskontrolle bei der Gesellschaft zur Entwicklung und Verwertung der Meeresfrüchte:
      Da der Leiter des Forschungsunternehmens Antirob, durchgeführt auf „Totalmobil 01“, Professor Dr. Dr. Hans H. Mittelzwerck, zur Aussprache vor der Kommission auf Grund seines Gesundheitszustandes nicht erscheinen konnte, wurde vom Vorsitzenden an seiner Statt Professor Philemon, Züchter der Grünen Medaillons, danach befragt, was die kosten- und zeitaufwendige Expedition nach seiner Ansicht für Ergebnisse gebracht habe.
      Professor Philemon äußerte, man könne es vorläufig noch nicht absehen.
      Der Vorsitzende fragte ihn darauf, wie sich die Kosten beziehungsweise die Verluste rechtfertigen ließen. Er zählte als hervorstehende Beispiele auf:

    1. Verschrottungsreife des „Totalmobils 01“, das man, um weitere Kosten zu vermeiden, nicht nach Kai 17 zur Vernebelung überführen wolle.
    2. Die vorzeitige Versetzung des hervorragenden Wissenschaftlers und Führungsaspiranten Professor Dr. Dr. Hans H. Mittelzwerck in den Ruhestand beziehungsweise in die Invalidität. Da dessen physische und psychische Schäden irreparabel seien, bestehe nur noch die Möglichkeit, ihn ehrenhalber im Oberen Rat der Gesellschaft zu verwenden.
    3. Die lang dauernde und vielleicht unwiderrufliche Lahmlegung der Produktion von Grünen Medaillons, einer der finanziellen Hauptstützen der Gesellschaft.
    4. Zahlung von Schmerzensgeldern sowie Renten an mehrere Expeditionsteilnehmer, zum Beispiel an Frau Doktor Mittelzwerck, Stellung von Zahnersatz etc.

    5. Kosten, die aus dem unrationellen Aufwand für die Speicherung uneffektiver Daten entstanden sind.

      Professor Philemon bemerkte daraufhin, es seien auch die Kosten für die Installierung des Akusperr-Antirob aufzuführen, das
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