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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus
Autoren: Johanna und Günter Braun
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ich die Schilderung nicht überlassen, da würde nichts als „schön“ und „sieh mal jetzt“ rauskommen. Vielleicht auch gar nichts. Ich mach das eben so.
      Ganz nüchtern, wissenschaftlich von mir begutachtet, begann die Schau vor einem Felsen, der grün bewuchert war und flacher werdend im Meer verlief. Zunächst erblickte ich einige Elemente der Mittelzwercke, die auf und nieder spielten, die aber, als Frau Kutzenbacher auf meinem Rechner eine Kombination einstellte, die ich nicht ganz erkennen konnte, sich aneinanderreihten, als wollten sie marschieren, doch dann in dieser Reihe Lücken ließen, sie umbauten, sich aufeinandertürmten, sich plötzlich alle zu einem Klumpen ballten, das Tempo wechselten, wild hüpften, dann langsam auseinandertrieben.
      Man könnte sagen, hier ahmte der Taschenrechner die Schüttelbewegungen eines Kaleidoskops nach, die zu den wechselhaften unendlichen Zusammenstellungen von bunten durchsichtigen Teilen führen.
      Nach einer Weile allerdings bemerkte ich, daß Friederike den Rechner gar nicht mehr bediente. Die Elemente waren durch ihn angestoßen, in Gang gebracht, sie spielten nun von sich aus weiter, sie wechselten die Farben durchs ganze Spektrum. Manchmal erblaßten sie, und nur ihr inneres Gekröse blieb schemenhaft erkennbar, dann leuchteten sie überraschend auf. Manchmal geschah es, daß Elemente ihre Farbe, nachdem eine Struktur entstanden war, noch änderten, als korrigierten sie das Bild, als fänden sie die neue Farbe passender. Manchmal arrangierten sie auch Farbzusammenstellungen, die für das Auge schmerzhaft waren. Manchmal versuchten sie sich totzustellen, sie sanken auf den Meeresboden, verflachten, schienen in den Sand zu sickern. Und plötzlich stoben sie wie eine Wolke wieder auf.
      Manchmal erhob sich aber auch nur ein Element, hopste ein wenig hoch und ließ sich wieder fallen.
      Sie bildeten anfänglich hyperbolische und parabolische Figuren, sie schienen streng mathematisch orientiert zu sein, auf Linien, Kreise, die sie vorher berechnet zu haben schienen. Aber im Lauf der Vorstellung gerieten ihnen ungebundene, unberechenbar erscheinende Gebilde, die man mit einiger Phantasie durchaus mit Tieren, Pflanzen, Menschen oder technischen Gegenständen vergleichen konnte, in der Art, wie man Wolken mit Schiffen, zerzausten Büschen, Federn zu vergleichen pflegt.
      Abweichend von den Kombinationen, die im Kaleidoskop entstehen, waren die Bilder, die die Ludibundi zusammenstellten (ich nenne sie in diesem Zusammenhang, weil es mir nicht mehr zuzutreffen scheint, nicht die Mittelzwercke), nicht unbewegt. Sie waren ständig im Werden und Vergehen, sie wandelten sich dauernd. Aber wenn sie vorübergehend als fertig angesehen werden konnten, enthielten sie in vielen Fällen mobile Teile, oder sie waren ganz und gar mobil.
      Besonders blieb mir eine dafür beispielhafte Bildung im Gedächtnis. Man konnte dabei an ein merkwürdiges, umständlich konstruiertes, sperriges Gerät erinnert werden, das durch verzweigte Treibriemen und kleine und große Räder, Kettenverschlingungen und Zahnräder, über die die Ketten laufen, etwas Profanes in Bewegung setzt. Wenn ich mich recht erinnere, ging es um das Entleeren eines Wassertöpfchens. Hier stellten sie die komplizierten Bewegungen und Gegenbewegungen der Räder, das Umkippen des Töpfchens, das Ausfließen des Wassers dar, wobei auch noch die Farben wechselten.
      Ich räume ein, die Phantasie ließ mich hier mehr erblicken, als dargestellt sein sollte. Ich kann nicht nachweisen, daß hier ein Apparat, womöglich parodistisch, absichtlich vorgeführt sein sollte.
      Ich räume ein, es könnte eine Zufallsbildung gewesen sein. Aber das umständliche Laufen der Teile unter sich war abgestimmt.
      Wenn ich den Namen Mittelzwercke oder Mittelzwerck für dies System nicht mehr verwende, so auch noch deshalb, weil jene typischen Töne, die durchdringenden, nörgelnden Geräusche, die sich zu einer merkwürdigen Sprache, einer Zusammenballung von Wortelementen entwickelten, die keinen Sinn ergaben, bei dieser Schau nicht auftraten.
      Feststellbar war ein variables Glucksen, Gluckselemente etwa, die sich bis zu Geräuschen steigerten, die beim Anschlagen von Hohlräumen aus Glas oder Metall entstehen können. Auch diese waren äußerst variabel.
      Sie ergaben eigenartige Musiken, die jeweils die Bilddarstellung begleiteten, manchmal auch ausfielen. Es mag zufällig sein, daß die Begleitmusik
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