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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus
Autoren: Johanna und Günter Braun
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ansprechen konnte. Er schien vollkommen grün, von einer unordentlichen grünen Wolke eingehüllt, von Wolkenfetzen.
      Kein richtiges Bild, erklärte Nickelsen.
      Er schlug noch einmal auf den Kasten, worauf die changähnliche Wolke auseinanderfloß, ein grünes Nichts zurücklassend, das sich allmählich auch verflüchtigte.
      Ich muß nach oben, sagte ich.
      Nickelsen schob und stützte mich auf der glitschigen Treppe. Die Ausstiegsklappe konnten wir jedoch nicht öffnen.
      Scheint alles zugewachsen oder zugeklebt, sagte er.
      Dann nehmen Sie ein Beil, und hacken Sie ein Loch.
      Ein Beil war nicht an Bord.
      Er nahm sein Muschelmesser und kratzte mühselig, er stieß, da brach es ab. Die Mißgebilde der technisch-wissenschaftlichen Phantasie unserer Epoche sind äußerst dauerhaft, sagte er.
      Haben wir denn nicht eine Bohrmaschine?
      Er sagte, wir sind nicht ausgerüstet als Handwerkertruppe, sondern als Forschungsschiff.
      Er stieg herab und drückte sämtliche Befehlstasten für sämtliche Geräte, sämtliche Lüftungs- und Ausstiegsklappen sprach er elektronisch an.
    Wir sind also gefangen, sagte er, die Luftzufuhr läßt auch schon nach.
    Haben wir keine Waffe, etwas Explosives?
      Wir sind ein friedliches Unternehmen, sagte er. Unstimmigkeiten werden durch Diskussionen im Kollektiv geklärt. Er lachte teuflisch.
      Ich aber kam durch ihn auf die Idee, eines der grauenhaften Wörter zu versuchen, man muß die richtige Kombination zusammenbringen. Wir sprachen lange Reihen.
      Die Kutzenbacher sang sie sogar.
      Vergebens.
      So sprengten wir nicht eine einzige Öffnung.
      Als es laut Zeitanzeiger Morgen wurde, tappte ich noch einmal die Stiege hoch, stützte die Hand ein bißchen an die Klappe über mir. Sie öffnete sich ohne weiteres. Mehr als den Kopf steckte ich aber nicht hinaus.
      Die Doktor-Droll-Insel war grün bekleckert und wohl auch bewuchert, das ganze Meer um sie herum leuchtete stechend grün. Und unser Chang kam mir als Teil der Insel vor, an sie gekettet, angewachsen, und auf die Dauerfarbe Superstechendgrün fixiert.
      Doch wenn ich dies erzähle, nehme ich nicht die Reihenfolge meiner Eindrücke. Ich schildere ordentlich und pedantisch die Landschaft, als ob ich sie geruhsam betrachtet hätte.
      In Wahrheit zog ich erschreckt den Kopf zurück und wäre fast ins Innere des Changs hinabgestürzt, denn es war nicht das krasse Grün der Insel, das ich zuerst sah, sondern es waren die ungeheuren Strukturen, die auf ihr hockten, die sich aufbauten und auseinandernahmen, in deren riesenhaften Elementen, die violett-blau-grün changierten, unübersichtliche Geschlinge heftig atmeten und ein Kanalsystem schillernd Flüssiges durchschoß.
      Die Elemente sprangen voneinander und zueinander. Bald schwammen so viele im Wasser, daß sie das Meer verdeckten, bald bauten sie sich auf und kletterten zu einer Höhe, die unseren Chang als kleines armseliges Krabbeltier erscheinen ließ, das sie mit einem ihrer Watschelfüße zertreten konnten.
      Sie hockten schillernd und vibrierend auf der Insel, und wenn es ihnen einfiel, erfüllten sie die Luft mit extransformabilen Riesenwörtern, wobei in ihren Innereien Geknatter auftrat und Blitze aus den Nahtstellen der Elemente fuhren.
      Aber als ich zuerst hinaussah, hockten sie auf der Insel stumm. Und wenn sie da erstarrt wären und mit der Zeit versteinert, dann hätte man in tausend oder noch mehr Jahren die rätselhaften Gebilde der DoktorDroll-Insel beschreiben und dabei fragen können, ob sie die Reste eines Kults, einer Religion oder dergleichen darstellten.
      Aber sie waren keineswegs erstarrt. Schon merkte ich, wie Elemente den Chang bestiegen, anfingen, sich aufzubauen.
      Ich zog den Kopf zurück und schloß die Klappe.
      Ganz einfach, sagte ich zu Nickelsen, ein Mittelzwerck compositus saß auf dem Chang, da konnte man natürlich nicht heraus. Mich wundert bloß, daß wir bei unseren Manipulationen nicht Schläge erhalten haben.
      Die Isolierung hält noch, sagte Nickelsen, die nichtleitenden Handschuhe gehen aber bald in Fetzen. Ich schlage vor, jetzt alle raus und ab. Verschwinden, bevor auch noch die Rettungsboote überwuchert und festgekleistert sind.
      Er drückte plötzlich wie gejagt die Katastrophenknöpfe. Er ließ die Arme schlenkern. Aus, vorbei. Sie springen nicht mehr an. Wir sind auf die privaten Schwimmwesten angewiesen, falls die noch jeder greifbar hat.
      Er
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