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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Folie zwei große, schwärzlich angelaufene Hauer. Die Wurzeln sind doch ganz gesund, Professor. Und trotzdem, jetzt schrumpft auch schon das Zahnfleisch, und dabei schlinge ich ununterbrochen Grüne Medaillons in jeder Form. Ich habe eine hohe Gefräßigkeit entwickelt. Wenn ich was Grünes sehe, muß ich es schlingen. Ich merke, wie meine Augen vortreten und Speichel in meinem Mund zusammenrinnt, ich kann mich nicht beherrschen. Kreationilomatikexpertissibel.
      Wie bitte?
      Ach ja, Sie sprechen diese Sprache nicht.
      Wissen Sie, sagte ich, das beste ist, sie holen sich vom Koch was Herzhaftes, zum Beispiel einen Klops mit Zwiebeln, Gürkchen, Wurstresten, Kapern, der wäre Medizin für Sie.
      Dann fiel mir ein, daß wir schon lange vom Koch nichts Derartiges mehr erhielten. Als letztes hatte ich ein halbes Bratwürstchen mit Senf zugeteilt bekommen und Friederike davon noch die Hälfte abgegeben.
      Ach, sagte ich, das gibt es ja nicht mehr, da hat mir mein Gedächtnis einen Streich gespielt. Wo steckt Frau Mittelzwerck?
      Im Krankencontainer links um die Ecke, exhaustransistoral.
      Frau Mittelzwerck lag starr auf einem der Roste des Containers.
      Ich zog ihn ein Stück heraus. Wie geht es Ihnen?
      Professor, ich bin schwanger, helfen Sie mir, es glaubt mir keiner, der elektronische Befund behauptet, ich wäre ganz normal, aber Sie sehen ja.
      Ihr Bauch erschien ein bißchen aufgetrieben.
      Es muß von einem solchen Ekel sein, ich habe nachts geträumt, es käme über mich, es legte sich auf mich, und die Geräusche, die es von sich gab.
    Es könnte doch auch Mittelzwerck gewesen sein.
      Welch Mittelzwerck? Etwa mein sogenannter Ehemann? Der ist doch dazu nicht mehr fähig. Und dieser Traum muß Wirklichkeit gewesen sein, denn die Periode ist mir weggeblieben. Wie könnte sie mir sonst wegbleiben. Ich werde einen Mittelzwerck gebären, ein solches Viech, ich hab schon alles unternommen, aber das hält sich fest, das geht nicht ab, und eines Tages wird es stückweise aus mir kriechen und sich zusammensetzen, gewaltig groß, und mir am Busen saugen.
      Beruhigen Sie sich, es können auch gewisse Alterserscheinungen vorliegen. Sie müssen nicht gravide sein.
      Die Wechseljahre, jetzt schon? schrie sie.
      Es wäre immerhin das kleinere Übel, sagte ich.
      Was wissen Sie denn; wenn Sie was wüßten, dann hätten Sie es auf dem Chang nie so weit kommen lassen.
      Ich ging nochmals zu Mittelzwerck. Er sprach ein Wort, das nicht zu enden schien. Merkwürdigerweise sah er noch verhältnismäßig jung aus, die Locken schienen zwar ergraut, die rötlichen Augen trieften etwas.
      Ich wartete, bis er sein Wort beendet hatte. Laut Zeitanzeiger dauerte es seit meinem Eintritt inzwischen eine halbe Stunde, wenn man einkalkuliert, daß die Anzeiger schleppender liefen. Neuerdings. Wie alles sich bei uns verlangsamt hatte. Nur nicht die Produktion der Supermuschel. Dauerte es vielleicht bereits eine Stunde?
      Ich unterbrach ihn schließlich. Kollege Mittelzwerck, wissen Sie noch, ich wollte Ihnen damals, als Sie mich spät in meinem Haus besuchten, noch etwas sagen, etwas sehr Wichtiges.
      Er drehte sich erschrocken zu mir um, aber so langsam, als würde sein Erschreckensprozeß in Zeitlupe aufgenommen. Sein Mund ging auf, die Augen quollen, ein Arm erhob sich zentimeterweise, dann krümmte sich die Hand und legte sich langsam hinters Ohr.
      An jenem Abend, sagte ich. Akusperr-Antirob, der Meeresgarten, Grimseil, die blauen Techniker, sie spielten, ich weiß es noch, Tschaikowskis Klavierkonzert in ihrem Flügler.
      Er hielt die Hand am Ohr, er schüttelte den Kopf, das Bulleye flog plötzlich auf, ein explizitomanifixterribles Wort dröhnte herein.
      Mittelzwerck zuckte zusammen, wendete blitzartig seinen Blick von mir, sah starr vor sich und setzte das unterbrochene Wort mit unterwürfiger Miene fort.
      Ich schlidderte, so rasch es ging, zu Nickelsen.
      Ich muß nach oben, mir ein Bild machen. Was geht da draußen vor? Wie sieht es aus?
      Gewöhnlich hatten wir den Chang auf einem Bildschirm betrachten können. Seine Manöver, seinen zeitweiligen Farbzustand und auch ein Stückchen seines Umfelds.
      Nickelsen klopfte ans Gerät. Ein Faustschlag, sagte er, hat früher bei meinem Urgroßvater das Radio, wenn es streikte, wieder flottgemacht.
      Tatsächlich erschienen auf dem Schirm Umrisse eines riesigen Gebildes, das man zur Not als unseren Chang
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