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Conviva Ludibundus

Conviva Ludibundus

Titel: Conviva Ludibundus
Autoren: Johanna und Günter Braun
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für einige Jahre zu meiden sein.
      Das Zeug breitet sich doch über alle Meere aus, sagte Nickelsen, wir werden keine Fische mehr haben, keine Muscheln, keine Pflanzen, man wird im Meer nicht mehr baden können, die Küsten werden verseucht, sogar der Regen wird giftig werden.
      Wir müssen es in Kauf nehmen, die oder wir.
      Ich bin zwar besoffen, sagte Nickelsen, aber ins Meer schütte ich nichts.
      Und die menschenfeindlichen Strukturen wachsen.
      Wer hat sie denn menschenfeindlich gemacht? Vorher waren sie ja nicht feindlich, vorher waren sie Tischgäste, spielende.
    Das können wir jetzt nicht untersuchen.
      Ins Meer schütte ich nichts, und wenn die Dinger noch so wachsen, das Meer versaue ich nicht.
      Ich möchte wissen, wer Sie dem Chef als Kapitän empfohlen hat. Sie sind überhaupt kein Kapitän, Sie sind ein versoffner Spinner.

    26

    Ich fühlte, wie ein Tropfen auf mich fiel. Und ich schmeckte Salz auf den Lippen; allmählich wurde ich wach.
      Friederike beugte sich über mich, aus ihrem Haar tropfte es, eine Wasserperle rollte schräg über ihre Nase. Sie war nackt, auch von ihrer Brust tropfte es, und im Bauchnabel stand etwas grünliches Wasser, sie roch süßlich-fad. Das war der übliche Supermuschelgeruch.
      Als sie mich an der Schulter berührte, sah ich Algen um ihr Handgelenk gewickelt, in der anderen Hand hielt sie die durchsichtige Tauchblase, diesen kugligen Helm. In dem Helm lag mein alter Rechner.
      Wie geht es, Phil, hast du ein bißchen Kraft?
      Ich weiß nicht, sagte ich. Ich erwartete, sie würde mir etwas berichten wollen, was ich nur schwer ertragen könnte. Ich rappelte mich aber auf.
      Ich möchte dir etwas zeigen, Phil, was Schönes, wirklich, du mußt es unbedingt gesehen haben. Du müßtest aber mit mir tauchen. Wo ist dein Tauchzeug?
      Ich stellte fest, daß ich keins hatte.
      Ach, sagte sie, da liegt was in der Kiste, ich hab mir auch was rausgesucht.
      Sie zog mir die durchsichtige Haut an und stülpte mir eine Blase über den Kopf.
      Du siehst aus wie ein Heiliger, sagte sie. Der heilige Philemon predigt den Ludibundi, aber sie hören nicht auf ihn.
      Ich sagte ärgerlich, was soll das? Aber ich hatte nicht genügend Kraft, mich Friederike zu widersetzen. Sie hievte mich durch jene Ausstiegsklappe, und oben auf dem Chang, der grünlich glimmerte, verschloß sie meinen Helm.
      Mein erster Eindruck von der Doktor-Droll-Insel. Sie war noch grün bekleistert, aber es saßen da nicht mehr die gewaltigen Strukturen, die Unholde, die Monstren oder wie man sie nennen soll… Ich hatte eher den Eindruck, es wüchsen dort jetzt Bäume, aber beim Näherhinsehen erkannte ich, daß die Strukturen andere Formen angenommen hatten, Windflüchterformen beispielsweise. Auch schien ein hoher, vielverzweigter Kaktus dort zu stehen.
      Als wir eintauchten, sah ich gerade noch, wie sich von den Gebilden Teile lösten und ins Wasser glitten. Der Kaktus sah plötzlich nur noch wie ein Pilz aus. Ich sah noch seinen Hut abspringen.
      Dann aber begann, ich möchte sie so nennen, die FriederikeKutzenbacher-Schau.
      Frau Kutzenbacher führte die Ludibundi vor. Doch klingt mir dies zu zirkusmäßig. Frau Kutzenbacher mit ihren dressierten bio-elektronischen Ungeheuern, erstmalig auf der Welt.
      Und worauf soll ich besonders hinweisen, wenn ich die Schau beschreibe? Auf Friederike etwa, die strahlend und etwas kindisch lächelnd auf jede neue Attraktion zeigte, die nicht aufhören wollte, die sich verspielte, die immer neue Zugaben lieferte, die mich mit großen Kulleraugen ansah. Es kommt noch schöner, Phil. Gleich wirst du staunen. Sieh doch mal da. Ist das nicht irr, nicht ultramaritim? Das war ihr neuester Ausdruck.
      Und soll ich vielleicht zu dem Ganzen sagen, ein Zufallsspiel, von dessen Sinn die Ausführende nichts wußte, das sie vorher nicht plante, nicht berechnete und dessen Auswirkungen sie nicht voraussah?
      Soll ich Frau Kutzenbacher zitieren. Ach, weißt du, Phil, ich wollte einfach sehen, ob sie nicht auch was anderes können. Ich wollte sie mal auseinandernehmen, sie auch ein bißchen foppen.
      Und ihre Antwort auf meine erschrockne Frage, den Taschenrechner so lange unter Wasser, ganz einfach so, uneingehüllt: Ach, Phil, es geht; im Trocknen oben, da geht es nicht so gut, aber im Wasser funktioniert es.
      Auf diese Weise, fürchte ich, ist es nicht möglich, die Sache zu erklären.
      Friederike selbst kann
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