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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott
Autoren: L. Sprague de Camp
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er seine Heimat verlassen hatte. Nein, er würde sie auch im Tod nicht im Stich lassen. Irgendwie mußte es ihm gelingen, sie aus den Tunnels zu schaffen und an einen einsamen Ort zu bringen, wo er ihr ein Grab schaufeln konnte, mit den bloßen Händen, wenn es sein mußte. Dann würde er Steine darauf häufen, damit weder Wölfe noch Hyänen sich an ihren sterblichen Überresten vergreifen konnten. Und obenauf würde er mit ein bißchen Erde eine Wildblume pflanzen, ehe er mit Trauer im Herzen seines Weges ging.
    Er legte die Leiche über eine Schulter und nahm den Tunnel, der zurück zur Falltür führte. Ganz gewiß hatten die Priester sich inzwischen zurückgezogen, dachte er, und das Allerheiligste ist leer. Am Ende des Ganges setzte er die Tote ab, stieg die Treppe ganz hoch und lauschte an der Falltür.
    Zu seiner Verwunderung hörte er Stimmen. Er erkannte den glockenklaren Baß des Hohenpriesters, den Tenor Mirzes', und vernahm außerdem eine dritte Stimme, die ihm unbekannt war.
    Ganz deutlich war Feriduns löwengleiches Grollen zu hören:
    »Zath verfluche deine Augen, Darius! Du hast uns schönes Wetter für alle drei Tage des Festes versprochen. Statt dessen ließest du zu, daß unsere Gäste sich im strömenden Regen verabschieden mußten! Wo blieb da deine Herrschaft über die Luftgeister, mit der du so prahlst? Wenn du zu nichts Besserem fähig bist, werde ich einen anderen zum Wetterzauberer ernennen müssen.«
    Darius murmelte eine Entschuldigung, da warf Mirzes, der neue Vikar ein: »Eure Heiligkeit, ich vermute, daß Darius es mit Absicht getan hat, um Eurem Ruf zu schaden und so seine eigenen politischen Ziele zu verfolgen.«
    »Nichts dergleichen!« protestierte Darius. »Nie habe ich ...« Dann sprachen alle drei gleichzeitig, und Conan konnte kein einziges Wort mehr verstehen.
    Er hatte beabsichtigt, ins Allerheiligste hinauszusteigen, Rudabehs Leiche auf die Opfertruhe zu legen, die Augen Zaths herauszumeißeln und zu fliehen. Doch solange sich dort jemand aufhielt, war das nicht durchführbar. Flüchtig dachte er daran, die Falltür einfach aufzustoßen und die Priester mit der Leiche zu überraschen. Aber er hatte seinen Säbel nicht bei sich, und die Priester brauchten nur nach den Brythuniern zu rufen.
    Diesen verrückten Einfall gab er schnell auf. Wenn die Priester entdeckten – und sie würden es zweifellos –, daß Rudabeh ihn geschützt hatte, war es wahrscheinlich, daß sie sie nicht beerdigten. Auch konnte er schlecht die Augen mit einer Hand herausstemmen, während er sich mit der anderen Catigerns Söldner vom Leib hielt. Er hatte keine andere Wahl, als das Mädchen selbst zu begraben, und später ins Allerheiligste zurückzukehren, wenn es leer war.
    Mit einem tiefen Seufzer stieg er die Stufen wieder hinunter, hob die Leiche auf und machte sich auf den Weg. An der Hauptkreuzung ging er geradeaus weiter und folgte auch an der nächsten Abzweigung dem Tunnel, den er für den Hauptkorridor hielt.
     

12. Die Kinder Zaths
    12
     
    DIE KINDER ZATHS
     
     
    Der Tunnel endete an einer riesigen Tropfsteinhöhle. Gewaltige Stalaktiten hingen von der Decke, und nicht weniger beeindruckende Stalagmiten ragten ihnen entgegen. Etwa ein halbes Dutzend Steinstufen führten am Tunnelende zum Boden der Höhle hinunter. Aus seiner Höhe hatte Conan einen guten Blick zum gegenüberliegenden Höhlenende. Zwar reichte der Schein der Fackel längst nicht so weit, aber in der Mitte der fernen Schwärze war eine Öffnung zur Außenwelt zu sehen. Auch dahinter war es dunkel, aber der Sternenhimmel war unverkennbar – offenbar hatten die dichten Regenwolken sich aufgelöst.
    Am Höhleneingang, unterhalb der eigentlichen Öffnung, war ein schwaches Schimmern sichtbar. Conans scharfer Blick erkannte es als kreisrunden Teich, in dem der Nachthimmel sich spiegelte und den Zutritt von außen höchstens durch Schwimmen oder Tauchen gestattete. Der leicht beißende Geruch, der ihm vor seiner Begegnung mit Zath aufgefallen war, schlug ihm hier mit würgender Schärfe entgegen.
    Überall auf dem Höhlenboden fiel der Fackelschein auf merkwürdige große Klumpen zwischen den Stalagmiten. Sie mochten Riesenpilze sein, obgleich sie, was für Pilze ungewöhnlich war, grau-braun gefleckt waren. Als Conan sich daranmachte, die Stufen hinunterzusteigen, um sich einen Weg durch sie hindurch zum Ausgang zu bahnen, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Er schaute genauer und sah, daß einer der
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