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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott
Autoren: L. Sprague de Camp
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der Fänge bewegte sich der gelenkige Mundteil gierig.
    Einen Herzschlag lang betrachteten die beiden einander: Conan, den Hammer zu einem letzten zerschmetternden Schlag erhoben, ehe er starb; die Spinne mit ausgebreiteten, monströsen, haarigen Gliedmaßen, um sie um ihr Opfer zu legen.
    Plötzlich schrillte Rudabehs Stimme hinter Zath: »Nial! Liebster! Ich habe ...«
    Bei diesem Entsetzensschrei wich die Spinne von Conan zurück. Sie drehte sich so, daß eines ihrer Seitenaugen flüchtig im Fackelschein aufleuchtete. Ihr gewaltiger Bauchsack streifte gegen die Wand des engen Ganges. Sie wandte sich nun der Stimme zu. Conan hörte einen gellenden Schrei, dann herrschte – von dem Klicken der Hornklauen auf Stein abgesehen – Stille. In diesem Moment erlosch Conans Fackel.
    Mit einem Wutgebrüll rannte Conan der Spinne nach, prallte jedoch in der absoluten Dunkelheit heftig gegen die Tunnelwand. Mit zitternden Knien erhob er sich und zog die zweite Fackel aus dem Gürtel. Er fluchte wie ein Besessener. Der Lumpen um die erste Fackel schwelte noch in dumpfem Rot wie ein Stück Lava.
    Conan preßte die Enden der beiden Fackeln zusammen und blies mit aller Kraft, bis die zweite Fackel Feuer fing. Die abgebrannte ließ er fallen. Nun nahm er die Verfolgung Zaths auf.
    An der Hauptkreuzung verlangsamte er den Schritt, als der Fackelschein auf etwas fiel, das auf dem Boden lag – etwas, das nicht die stinkenden Überreste einer Kuh oder eines Schafes war. Nur zögernd, weil er Angst hatte, seine Befürchtung würde sich bewahrheiten, näherte er sich Rudabeh. Sie sah aus, als schliefe sie, aber als er sich neben sie kniete und ein Ohr an ihre Brust drückte, hörte er keinen Herzschlag.
    Er lehnte die Fackel an die Wand, um beide Hände frei zu haben. Er untersuchte sie genauer. Sie trug das hauchdünne Schleiergewand der Tänzerinnen, wenn sie im Chor sangen. Er riß es auf. Als er keine Verletzung fand, drehte er das Mädchen um. An einer Achsel und zwischen den Schulterblättern entdeckte er je ein Paar Stichwunden, um die herum sich die Haut vom Spinnengift verfärbt hatte.
    »Rudabeh! Liebste!« stöhnte er. Er legte sie wieder auf den Rücken und versuchte künstliche Beatmung, doch umsonst.
    Heiße Tränen begannen über sein narbiges Gesicht zu rinnen – die ersten seit vielen Jahren. Wütend wischte er sie ab, doch neue strömten nach. Jene, die Conan als Mann aus Eisen, hart, erbarmungslos und selbstsüchtig kannten, hätten sich gewundert, ihn in diesem nach Verwesung stinkenden Labyrinth weinen zu sehen, ohne sich um seine eigene Sicherheit zu scheren.
    Das Mädchen, dachte Conan, hat sich, nachdem die Priester gegangen waren, trotz ihrer Furcht hier heruntergewagt, um ihn hinaufzuholen oder vor der Gefahr hier zu warnen. Noch nie zuvor hatte jemand das Leben für ihn aufs Spiel gesetzt, und die Erkenntnis, daß Rudabeh sich für ihn geopfert hatte, erschütterte und beschämte ihn und erfüllte ihn mit Selbstverachtung.
    Und dann wallte Wut wie geschmolzenes Eisen durch seine Adern. Er griff nach Fackel und Hammer und schaute sich wild um. Die Spinne, dachte er, mußte ihr Opfer fallengelassen haben, als seine Fackel sie erschreckte. Zweifellos hatte sie sich in den Tunnelteil zurückgezogen, in dem er ihr begegnet war.
    Wie ein Berserker rannte Conan diesen Tunnelarm hoch, und durch den Luftzug loderte seine Fackel hell auf. Immer wieder rief er: »Zath, stell dich zum Kampf!« Doch selbst nachdem er gewiß schon eine ganze Meile gelaufen war, stieß er nicht auf die Riesenspinne.
    Keuchend blieb er stehen. Wenn Zath sich in diesem Tunnelarm befände, hätte er ihn zweifellos bereits einholen müssen. Vielleicht versteckte er sich in einem der vielen Seitengänge. Doch sie alle zu durchsuchen, würde Tage kosten.
    Er kehrte zur Hauptkreuzung zurück. Rudabeh fühlte sich jetzt bereits kalt an. Er würde sie nicht in dieser stinkigen Hölle zurücklassen, wo Zath sie verschlingen konnte. Außerdem ließ der Aberglaube des Barbaren nicht zu, einen Nahestehenden nicht zu beerdigen, denn dessen Geist würde ihn sonst rachsüchtig verfolgen – das, zumindest, hatte er als Junge gehört. Da er wenige Freunde und keine Sippschaft in zivilisierten Ländern hatte, hatte er sich bisher nie veranlaßt gesehen, auch nur eine der vielen Leichen zu begraben, deren Tod auf die eine oder andere Weise mit ihm zusammenhing. Rudabeh war der einzige Mensch gewesen, den er wirklich geliebt und der ihn geliebt hatte, seit
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