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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott
Autoren: L. Sprague de Camp
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Frage. »Wie ich Dinak bereits sagte, bin ich ein wandernder Soldat.«
    »Dann solltet Ihr Euch aber nach Aghrapur begeben, nicht in die entgegengesetzte Richtung, denn in König Yildiz' Hauptstadt werden Soldaten angeworben.«
    »Ich habe andere Pläne«, antwortete Conan kurz und wünschte sich, er wäre geistesgegenwärtig genug, sich glaubhafte Ausreden einfallen zu lassen. Plötzlich ließ das Brechen morscher Stengel durch leichte Füße Harpagus sich wachsam umdrehen. Conan folgte seinem Blick und sah, daß eine schlanke Gestalt aus der Dunkelheit des Zeltes getreten war – eine Frau. Im flackernden Feuerschein sah sie etwa zehn Jahre älter aus als Conan, aber sehr anziehend. Sie trug kostbare Gewänder, wie sie eher in einen hyrkanischen Harem paßten, als für eine Reise durch die Wildnis. Der Feuerschein spiegelte sich in einer Goldkette um ihren schlanken Hals. Von dieser Kette hing ein riesiger Edelstein von purpurner Tönung in kunstvoller Fassung. Zwar war das Licht zu schwach, um Einzelheiten zu erkennen, aber ein solches Schmuckstück, das wußte Conan, deutete auf großen Reichtum hin, wie den einer Prinzessin vielleicht. Als die Frau sich langsam dem Feuer näherte, fiel ihm ihr seltsam leerer Blick auf, ähnlich dem einer Schlafwandlerin.
    »Meine Lady!« Harpagus' Stimme erhob sich scharf. »Ihr wurdet gebeten, im Zelt zu verharren.«
    »Es ist kalt«, murmelte die Frau. »So kalt im Zelt.« Sie streckte die bleichen Hände über die Flammen, dabei wanderte ihr Blick über Conan, ohne ihn zu sehen, hinaus in die Nacht.
    Harpagus stand auf, legte die Hände auf die Schultern der Frau und drehte sie um. »Schaut!« sagte er. Mit der Hand, an der er den großen feurigen Edelsteinring trug, strich er vor ihrem Gesicht durch die Luft und murmelte: »Ihr werdet jetzt ins Zelt zurückkehren. Ihr werdet zu niemandem sprechen und alles vergessen, was Ihr gesehen habt! Ihr werdet ins Zelt zurückkehren ...«
    Nach weiteren Wiederholungen neigte die Frau den Kopf, schritt stumm den Weg zurück, den sie gekommen war, und schloß die Zeltlasche hinter sich. Conan blickte von Harpagus zum Zelt und zurück. Er hätte gern eine Erklärung für die Szene gehabt, deren Zeuge er gewesen war. Stand die Frau unter dem Einfluß von schwarzem Lotus oder dergleichen, oder unter einem Zauberbann? Entführten die Zamorier sie? Wenn ja, von woher kam sie? Aus ihren paar Worten schloß Conan, daß sie eine hochgeborene Turanerin war. Ihr Hyrkanisch war vornehm und akzentfrei gewesen.
    Dem Cimmerier waren jedoch Komplotte und Intrigen nicht fremd, so ließ er sich seinen Argwohn nicht anmerken. Erstens einmal mochten seine Vermutungen falsch und die Frau auf völlig harmlose Weise hierhergekommen sein. Zweitens, wenn es sich tatsächlich um ein Komplott handelte, konnte Harpagus gewiß mit einem Dutzend glaubhafter Lügen seine Handlungsweise erklären. Drittens, obgleich Conan sich keineswegs vor den paar kleinen Zamoriern fürchtete, wollte er sich doch nicht mit Männern anlegen, mit denen er gerade gegessen hatte und deren Gastfreundschaft er genoß.
    So beschloß er zu warten, bis die anderen alle schliefen, und dann einen heimlichen Blick ins Zelt zu werfen. Obgleich die Zamorier durchaus freundlich zu ihm waren, sagten ihm seine barbarischen Instinkte, daß etwas nicht stimmte. Beispielsweise führten sie keinerlei Ware bei sich, was bei einem solchen Trupp von Kaufleuten doch eigentlich zu erwarten wäre. Auch waren die Männer zu schweigsam und verschlossen für echte Kaufleute, die nach Conans Erfahrung Preise miteinander vergleichen und mit guten Geschäften prahlen würden, die sie gemacht hatten.
    Aus Conans Zeit in Zamora war ihm ein anhaltendes Mißtrauen gegenüber den Menschen dieser Nation zurückgeblieben. Sie waren ein altes, schon lange seßhaftes zivilisiertes Volk, das dem Bösen zugeneigt war. Von seinem König, Mithridates VIII, sagte man, er sei dem Trunk ergeben und würde von den verschiedenen Priestern gelenkt, die untereinander um die Alleinbeeinflussung des Monarchen kämpften.
     
    Als der Abend voranschritt, brachte einer der Zamorier ein Saiteninstrument zum Vorschein und zupfte ein paar Töne. Drei Kameraden sangen mit ihm ein melancholisches Lied, nur Harpagus schwieg in würdevoller Haltung. Ein Zamorier fragte:
    »Könnt Ihr uns nicht eine Weise aufspielen, Fremder?«
    Conan schüttelte verlegen grinsend den Kopf. »Ich bin kein Musiker. Ich kann ein Pferd beschlagen, eine Steilwand
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