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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott
Autoren: L. Sprague de Camp
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diese Richtung ritten, würden sie ihn nicht mehr einholen können.
    Eine Weile später, in der rosigen Morgendämmerung, lenkte Conan sein Pferd nordwärts auf einem schmalen Weg, der kaum mehr als ein Pfad durch ein Gebiet abgeholzten Waldes war, in dem nun dichtes Gebüsch wuchs. So sehr war der Cimmerier in seine Gedanken vertieft, daß er nicht sofort den nahenden Hufschlag und das Klingeln der Harnischglöckchen eines Reitertrupps hörte. Ehe er dazu kam, sein Pferd in schützendes Dickicht zu lenken, galoppierten die Reiter um eine Biegung und kamen geradewegs auf ihn zu. Es war eine Schwadron von König Yildiz' berittenen Bogenschützen auf erschöpften Pferden.
    Seine Unachtsamkeit verwünschend lenkte Conan seinen Hengst vom Weg und war sich nicht schlüssig, ob er kämpfen oder fliehen sollte. Aber die Soldaten brausten an ihm vorbei, ohne ihn mehr als eines Blickes zu würdigen. Erst der letzte, ein Offizier, hielt lange genug an, um ihm zuzubrüllen:
    »He du, Bursche! Hast du eine Gruppe Reisende mit einer Frau gesehen?«
    »Wie ...« Conan wollte zu einer wütenden Antwort ansetzen, als er sich erinnerte, daß er ja nicht mehr Hauptmann der königlichen Garde war. »Nein, mein Herr«, erwiderte er statt dessen mit nicht sehr überzeugender Untertänigkeit.
    Fluchend gab der Offizier seinem Tier die Sporen und ritt seiner Schwadron nach. Verwunderung folgte Conans Erleichterung, während er seinen Weg nordwärts fortsetzte. Etwas mußte in Aghrapur passiert sein – etwas Dringlicheres als seine Auseinandersetzung mit Orkhan. Die Schwadron, die an ihm vorübergerast war, hatte sich überhaupt nicht dafür interessiert, wer er war. Konnte es sein, daß der andere Reitertrupp, der der Straße der Könige westwärts folgte, ebenfalls etwas anderes jagte als den fahnenflüchtigen Hauptmann Conan?
    Vielleicht würde er in Sultanapur mehr erfahren.
     

2. Die Sumpfkatze
    2
     
    DIE SUMPFKATZE
     
     
    Durch die Marschen von Mehar zu reiten, erwies sich als nicht weniger schwierig, denn ein Kamel durch eine kahle Wüste zu lenken oder ein Schiff auf dem endlosen Meer zu steuern. Schilfrohr, das höher als Conans Rapphengst war, erstreckte sich scheinbar endlos in alle Richtungen. Das saftlose Ried des vergangenen Jahres rasselte eintönig, wann immer ein Windstoß es beugte, während die grünen Schößlinge dieses Jahres dicht an dicht aus dem Boden sprossen und Egil nahrhaftes Futter boten.
    Wer durch die Marsch reiten wollte, mußte sich nach der Sonne und den Sternen richten, um die Richtung einhalten zu können. Für einen Wanderer wäre das unmöglich, denn das Schilfrohr wuchs hoch über ihn hinaus, und das einzige, was er sehen konnte, war das Stückchen Himmel unmittelbar über ihm.
    Vom Rücken seines Streitrosses konnte Conan über die sich sanft wiegenden Riedspitzen sehen. Erreichte er hin und wieder eine der wenigen Bodenerhebungen, war in der Ferne das Blau der Vilayetsee zu erkennen. Zu seiner Linken erblickte er die Kuppen und Kämme der niedrigen Hügelkette, die die Marschen von Mehar von der turanischen Steppe trennten.
    Conan war mit dem Pferd unterhalb von Akif über den Ilbar geschwommen und hatte sich weiter nordwärts gewandt, immer so, daß er die See im Auge behalten konnte. Wenn er von seinen Verfolgern nicht entdeckt werden wollte, folgerte er, mußte er entweder in einer großen Stadt untertauchen oder die Einsamkeit der Wildnis suchen, wo er rechtzeitig darauf aufmerksam werden würde, wenn seine Verfolger ihm auf den Fersen waren.
    Conan war zum erstenmal in den Marschen von Mehar. Wenn es stimmte, was man von ihnen erzählte, waren sie eines der einsamsten Gebiete der ganzen Welt. Der nasse Schlammboden war für landwirtschaftlichen Anbau ungeeignet. An Holz gab es lediglich vereinzelte verkümmerte und verkrüppelte Bäume, gewöhnlich auf den niedrigen Buckeln. Beißende Insekten sollten dort in solchen Schwärmen auftreten, daß selbst Jäger, die ansonsten gewiß Wildschweine und anderes Beutetier in die Sümpfe verfolgt hätten, hier davor zurückschreckten.
    Außerdem sollten die Marschen das Revier eines gefährlichen Raubtiers sein, das vage als »Sumpfkatze« bezeichnet wurde. Zwar kannte Conan niemanden, der behauptete, selbst einer solchen Kreatur begegnet zu sein, aber alle stimmten darin überein, daß sie so tödlich wie ein Tiger war.
    Trotzdem übertraf die bedrückende Einsamkeit der Marschen Conans Erwartungen noch. Kein Laut brach hier die Stille, wenn man
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