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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott
Autoren: L. Sprague de Camp
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Stallburschen zu mir kommen würdest. Wo hast du denn deine prächtige beige-rote Uniform und die Stiefel mit den Silbersporen?«
    »Ich hielt es nicht für angebracht, sie heute abend zu tragen«, erwiderte er. Er streifte den Waffengürtel über den Kopf und legte sorglos den Säbel auf den Teppich. Unter der geradegeschnittenen schwarzen Mähne blitzten tiefliegende eisblaue Augen unter buschigen schwarzen Brauen in einem narbigen, sonnengebräunten Gesicht. Obgleich er Anfang zwanzig war, hatten die Wechselfälle eines wilden, harten Lebens ihm eine Reife über seine Jahre hinaus verliehen.
    Mit der Geschmeidigkeit eines Tigers glitt Conan auf Narkia zu, nahm sie in die muskulösen Arme und drehte sie in Richtung des Bettes. Aber die Frau wehrte sich, preßte die Hände gegen seine gewaltige Brust.
    »So warte doch!« hauchte sie. »Ihr Barbaren seid zu stürmisch. Zuerst müssen wir doch richtig Bekanntschaft schließen. Setz dich auf den Stuhl und trink einen Schluck Wein.«
    »Wenn es sein muß«, brummte Conan auf Hyrkanisch mit barbarischem Akzent. Widerwillig setzte er sich und leerte den Kelch mit dem goldfarbenen Getränk in drei Schlucken.
    »Danke, Mädchen«, murmelte er und stellte das leere Trinkgefäß auf den Tisch.
    Narkia lächelte. »Also wirklich, Hauptmann Conan, deine Manieren! Dieser edle Tropfen aus Iranistan sollte Schlückchen um Schlückchen voll genossen werden, du aber gießt den köstlichen Wein hinunter, als wäre er bitteres Bier. Wirst du denn nie zivilisiert werden?«
    »Das bezweifle ich!« knurrte Conan. »Was ich in den vergangenen Jahren von eurer sogenannten Zivilisation gesehen habe, hat sie mir alles andere als liebenswert gemacht.«
    »Warum bleibst du dann in Turan? Du könntest doch in deine barbarische Heimat zurückkehren – wo immer sie ist.«
    Mit trockenem Grinsen verschränkte Conan die Prankenhände im Nacken und lehnte den Kopf an die teppichbehangene Wand. »Warum ich bleibe?« Er zuckte die Schultern. »Vielleicht, weil man hier auf die eine oder andere Weise zu mehr Gold kommen kann als dort, und auch, weil es hier mehr zu sehen und zu tun gibt. Das Leben in einem cimmerischen Dorf wird auf die Dauer langweilig. Ein Tag ist wie der andere, nur hin und wieder gibt es mal Streitigkeiten mit einem Nachbardorf und ab und zu eine Fehde mit einem anderen Clan. He – was ist das?«
    Schwere Schritte schallten auf der Treppe, und einen Augenblick später schwang die Tür auf. In der dunklen Öffnung hob Oberhauptmann Orkhan sich ab. Sein Kinn hing erstaunt herab, die Augen unter dem spitzen Turbanhelm waren verblüfft aufgerissen. Orkhan war ein hochgewachsener Mann mit Geiergesicht, etwas weniger breit als Conan, aber kräftig und geschmeidig, obgleich seinen kurzgestutzten schwarzen Bart bereits das erste Grau durchzog.
    Grimm löste seine Verwunderung ab, als er sich über die Szene vor ihm klar wurde und er Conan erkannte. »So!« knirschte er. »Wenn die Katze aus dem Haus ist ...« Seine Finger legten sich um den Griff des Krummsäbels.
    Beim Aufschwingen der Tür hatte Narkia sich auf das Bett geworfen und schrie nun, während Orkhan sprach: »Hilfe! Dieser Barbar ist eingebrochen. Er wollte mich vergewaltigen und drohte mich zu töten, wenn ...«
    Verwirrt starrte Conan von einem zum anderen, bis er sich faßte. Als Orkhan den Säbel aus der Scheide riß, sprang der Cimmerier auf die Füße, packte den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, und schleuderte ihn dem Oberhauptmann entgegen. Das Geschoß traf den Bauch des Turaners, und er taumelte zurück. Schon bückte Conan sich nach seinem Säbel, den er in seiner Hülle auf den Boden gelegt hatte. Ehe Orkhan sich gefangen hatte, stand Conan bewaffnet wieder aufrecht.
    »Erlik sei Dank, daß du rechtzeitig gekommen bist, mein Retter!« keuchte Narkia und kauerte sich auf dem Bett zusammen. »Er hätte mich ...«
    Während sie sprach, wehrte Conan einen wütenden Angriff Orkhans ab, der in schneller Reihenfolge ausholte, mit Vorhand und Rückhand schwang und den Säbel hochschlug. Grimmig parierte der Cimmerier jeden heftigen Hieb. Die Klingen klirrten und krachten und schlugen Funken. Zum Stoß kam es nicht, da die Krummsäbel der Turaner dafür nicht geeignet waren.
    »Hör auf, Narr!« donnerte Conan. »Die Frau lügt! Sie lud mich ein und ich kam. Wir haben nichts getan ...«
    Narkia schrillte etwas, das Conan nicht verstand, denn als Orkhans Angriff noch wilder wurde, erwachte unbezähmbare Kampfeslust in dem
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