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Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Titel: Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
Autoren: Robert E. Howard
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Peitsche ihrer Schlangenherren geduckt. Aus diesem Sklaventum waren die ersten menschlichen Helden hervorgegangen. Sie hatten ihre Ketten gebrochen und ihr Volk zu vielen schwererkämpften Siegen geführt.
    Nach den alten Mythen hatte das Schlangenvolk von seinem Vater Set die Gabe erhalten, den Geist der Menschen so zu täuschen, daß das menschliche Auge die Schlangenkinder als normale Menschen sah. Kull, der Heldenkönig des alten Valusiens, hatte knapp über die wiederauferstandene Schlange gesiegt, nachdem er entdeckte, daß das Schlangenvolk unverdächtig mitten unter den Menschen lebte.
    Nun sah es so aus, als wären die letzten Überlebenden dieses Äonen langen Krieges durch die ganze Welt zum Rand der Erde geflohen. Hier, in diesen unerforschten Bergen zwischen Dschungel und Meer, hatten sie all die Zeit ungestört gelebt.
    Die Augen des Jungen weiteten sich in der Erkenntnis, daß er allein von allen Menschen dieses Geheimnis aufgedeckt hatte.
     
     
    6
     
    DER GEALTERTE
     
    »Halt!« donnerte eine tiefe Stimme.
    Lilits Hand erstarrte mitten in der Luft, als dieser schallende Befehl in dem verräucherten Saal widerhallte. Von der Spitze des Dolches zu Conans Brust fehlten nur noch wenige Zoll.
    Königin Lilit drehte sich zu der ausgemergelten, gebückten Gestalt im geblichenen, fleckigen smaragdgrünen Gewand um, die sie unterbrochen hatte, als sie dem bewußtlosen Cimmerier den Todesstoß versetzen wollte. Ihre Lippen zogen sich wie die eines Raubtiers zurück und offenbarten scharfe weiße Zähne. Ihre Onyx ähnelnden Augen funkelten böse. Die Zungenspitze zuckte erregt zwischen den Zähnen.
    »Wer befiehlt hier, Stygier? Ihr oder ich?«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte Thoth-Amon Lilits Blick. Das Alter, das nach Conans Sieg über den Schwarzen Ring bei Nebthu nach dem Erzzauberer gegriffen hatte, hatte seinen lange vorenthaltenen Tribut gefordert. Nach dem Verlust seines Stützpunkts war der Erde mächtigster Zauberer gezwungen gewesen, vor den eisernen Legionen Aquiloniens zu fliehen. Als neue Zuflucht hatte er sich Altzembabwei ausgesucht, wo sein letzter menschlicher Verbündeter auf einem blutigen Thron regierte.
    Die Aquilonier hatten ihn auch dorthin verfolgt und den Hexerkönig Nenaunir gestürzt. Wieder war Thoth-Amon vor der Rache des Cimmeriers geflohen. Aber Conan hatte nicht aufgegeben und war ihm auf den Fersen geblieben – bis hierher an den Rand der Welt.
    Nach jeder Niederlage drückten die Jahrhunderte schwerer auf Thoth-Amon. Einst eine kräftige, imposante Figur, war er jetzt ausgemergelt und gebrechlich. Seine dunkle Haut hatte ihre Spannkraft verloren und bedeckte seinen nun totenschädelgleichen Kopf wie runzliges Leder. Aber immer noch sprach gewaltige Macht aus seinen brennenden Augen und der hallenden Stimme, die von seinem unbeugsamen Willen zum einflußreichen Werkzeug gemacht wurden.
    Hierher war er geflohen, um Unterschlupf bei seinen allerletzten Verbündeten zu finden: dem vormenschlichen Schlangenvolk. Jahrhunderte lang hatte er dafür gesorgt, daß es hier im Süden blieb. Durch Versprechungen und Zauberbann war es ihm geglückt. Obgleich es, genau wie er selbst, den mächtigen Set verehrte, beabsichtigte er nie zuzulassen, daß es seine Vorherrschaft über die menschliche Rasse wiedergewann. Das Reich des Bösen, das er im Westen zu errichten träumte, wollte er allein regieren.
    Nun jedoch hatte er seine sämtlichen menschlichen Verbündeten verloren. In seiner Verzweiflung war er zu den Schlangenwesen geflüchtet, nicht mehr als heimlicher Gegner, sondern als ihr Verbündeter, wie er ihnen versicherte. Sie hatten ihn bei sich aufgenommen – nicht aus Freundschaft oder Mitgefühl, wie er wußte, denn so etwas kannten ihresgleichen nicht –, sondern um ihn beim Neuaufbau ihres lange vergessenen Reiches zu benutzen. Seine Vorherrschaft über diese Diener Sets hatte er verloren, doch er war fest entschlossen, nicht auch noch Conan von Aquilonien zu verlieren.
    »Die Rache ist mein, Lilit«, sagte er mit unergründlichem düsteren Blick. »Bei allem anderen gebe ich Euch nach, doch nicht hier. Der Cimmerier ist mein Gefangener!«
    Die Schlangenfrau musterte ihn durchdringend. »Ich kenne Euer verschlagenes Herz, stygischer Schakal«, zischte sie. »Ihr wollt ihn Vater Set opfern, und indem Ihr ihm diesen größten Helden Mitras auf Erden darbringt, erhofft Ihr Euch, seine Gunst wiederzugewinnen, die Ihr durch Eure Niederlagen und Euer Versagen verloren
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