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Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien

Titel: Conan-Saga 19 - Conan von Aquilonien
Autoren: Robert E. Howard
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aufhielten.
    Lilit erhob sich geschmeidig. Sie stieg graziös die Stufen hinunter und trat neben den betrunken schnarchenden Conan. Dem Diener, der des Cimmeriers Waffen hielt, nahm sie den langen Dolch ab. Sie zog die Waffe aus ihrer Scheide und betrachtete lächelnd den ahnungslosen König von Aquilonien.
    Dann, so schnell wie eine zuckende Schlangenzunge, stieß die Klinge hinunter zu Conans Herz.
     
     
    5
     
    KINDER DER SCHLANGE
     
    Im Dämmerlicht einer abgelegenen Kammer, die von zwei flackernden Binsenfackeln kaum erhellt wurde, schloß Conn die Tänzerin in die Arme. Er bedeckte ihren Hals und ihre Schultern mit heißen, keuchenden Küssen, während er sie auf einen seidenüberzogenen Diwan hinunterdrückte.
    Über das Mädchen gebeugt, warf Conn den hastig gelösten Gürtel von sich und zerrte ungeduldig an den Verschlüssen seines Brustpanzers aus glänzendem Stahl. Er war ein wenig eng, da er in den zwölf Monaten gewachsen war, seit der Hofwaffenschmied ihn nach Maß für ihn angefertigt hatte. Es war Conns erster Harnisch überhaupt. Aus lauter Stolz darauf hatte er ihn viele Stunden – während die anderen Aquilonier sich von ihrem anstrengenden Marsch ausruhten – gesäubert und poliert, so daß der Rost gar keine Chance gehabt hatte, sich an ihm festzusetzen.
    Während die nackte Tänzerin sich sinnlich auf dem Diwan räkelte, gelang es Conn endlich, die Riemen aufzuschnallen und aus dem Harnisch zu schlüpfen. Da er zu sehr an ihm hing, um ihn achtlos auf den Boden fallen zu lassen, wo seine silberglänzende Oberfläche möglicherweise Kratzer abbekäme, setzte er ihn selbst in seiner glühenden Leidenschaft behutsam ab.
    Als er es tat, sah er im schwachen Licht der Binsenfackeln das Spiegelbild des Mädchens auf dem blitzblanken Harnisch. Und dieser ungewöhnliche Spiegel zeigte die Tänzerin, wie sie wirklich war.
    Ihr Körper war immer noch menschlich – obwohl nicht mehr ganz, wie ein direkter Blick ihn zeigte. Und wo ein bezauberndes Gesicht lächelte, befand sich etwas Grauenerregendes: Der Kopf der Tänzerin war der keilförmige Schuppenschädel einer Schlange mit lidlosen Schlitzpupillenaugen, spitzen Fängen und einer zuckenden, gespaltenen Zunge.
     
    Conn handelte, ohne zu überlegen. Millionen Jahre primitiven Instinkts ruhten in den tieferen, schlummernden Schichten seines Geistes. Ein Blick in die seelenlosen Schlangenaugen hatte diesen Urinstinkt sofort geweckt.
    Der Junge sprang zurück vom Diwan zu seinem Waffengürtel. Stahl kratzte gegen Leder, als er sein Schwert aus der Scheide riß. Sein Gesicht war weiß wie Kalk, und die Klinge blitzte beim Stoß zwischen die weichen runden Brüste der Schlangenfrau.
    Conn zog das Schwert zurück und stieß noch einmal und noch einmal zu.
    Als das Leben den zuckenden Frauenkörper verließ, verlor er noch mehr seiner Menschenähnlichkeit. Aus der samtigen braunen Haut wurden stumpfgraue Schuppen. Abscheu schüttelte Conn. Er wandte den Blick ab, ließ sein Schwert fallen, daß es klappernd über den Boden rutschte. Hastig stolperte er in eine Ecke und übergab sich. Nachdem sein Magen sich beruhigt hatte, fühlte er sich schwach, aber besser, und er vermochte wieder völlig klar zu denken. Die Schlangenkreatur in Mädchengestalt hatte ihn aus dem Saal gelockt, wie andere ihrer Art es zweifellos mit Mbegas Schwarzen und vielleicht sogar mit seinem Vater gemacht hatten. Sie hatten es getan, um ihnen während ihrer leidenschaftlichen Umarmung die Giftzähne in den Hals zu stoßen.
    Vielleicht war er der einzige, der die Täuschung durchschaut und die Falle erkannt hatte. Und das nur, weil Spiegel sich nicht von magischen Vorspielungen täuschen ließen, auch wenn sie noch so sorgfältig über die Wirklichkeit errichtet wurden.
    Conn schwindelte, als ihm all das durch den Kopf ging und er es voll zu verstehen versuchte. Er kannte die uralten Sagen von dem Schlangenvolk. Der Gott der Aquilonier war Mitra, der Lichtbringer, der nach den Legenden des Westens Set, die Alte Schlange, getötet hatte. Aber die Wahrheit hinter dieser Legende war älter und schauriger.
    Nicht das Schwert eines unsterblichen Gottes hatte der Schlange der Alten Nacht den Stoß gegeben, sondern gewöhnliche Sterbliche waren es gewesen, die gegen die zischelnden Kinder Sets in einem Millionen Jahre dauernden Krieg gekämpft hatten. Die ersten aufrechtgehenden Menschen, die sich noch kaum von ihren affenähnlichen Vorvätern weiterentwickelt hatten, hatten sich unter der
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