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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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der Hand. Sie sahen sich in die Augen und verstanden. Die Theatervorstellung konnte beginnen.
    »Polizei«, sagte Mimi.
    »Wir haben dich reingehen sehen, du Schuft!«, sagte Fazio. »Du wolltest ihn umbringen, stimmt's?«, ließ Mimi verlauten.
    »Wirf die Pistole weg«, befahl Fazio. »Nein!«, schrie der Commissario. Er packte Ingrò an den Haaren, zog ihn hoch, drückte ihm die Pistole an die Schläfe.
    »Wenn ihr nicht verschwindet, leg ich ihn um!« Einverstanden, die Szene war in amerikanischen Filmen schon oft zu sehen gewesen, aber alles in allem war es eine Freude, wie sie sie improvisierten. An dieser Stelle war drehbuchgemäß Ingrò dran.
    »Gehen Sie nicht weg!«, bat er flehentlich. »Ich werde alles sagen! Ich werde gestehen! Retten Sie mich!« Fazio machte einen Satz nach vorn und packte Montalbano, während Augello Ingrò festhielt. Fazio und der Commissario lieferten sich einen gespielten Kampf, Fazio gewann. Augello nahm die Situation in die Hand. »Leg ihm Handschellen an!«, befahl er. Aber der Commissario hatte noch Anweisungen zu geben, sie mussten sich unbedingt absprechen, eine gemeinsame Linie verfolgen. Er packte Fazio am Handgelenk, der sich entwaffnen ließ, als sei er überrumpelt worden. Montalbano gab einen Schuss in die Luft ab, der sie alle betäubte, und flüchtete. Augello befreite sich von dem Professor, der sich weinend an seinen Schultern festgeklammert hatte, und nahm schleunigst die Verfolgung auf. Montalbano war unten an der Treppe angekommen, als er auf der letzten Stufe stolperte und der Länge nach hinschlug. Ein Schuss löste sich aus seiner Pistole. Mimi schrie in einem fort »stehen bleiben oder ich schieße« und half ihm auf. Sie traten aus dem Haus.
    »Der hat die Hosen voll«, sagte Mimi. »Er ist fix und fertig.«
    »Gut«, sagte Montalbano. »Bringt ihn nach Montelusa in die Questura. Haltet unterwegs an, schaut euch um, als fürchtet ihr einen Hinterhalt. Wenn er vor dem Questore steht, muss er alles sagen.«
    »Und du?«
    »Ich bin getürmt«, sagte der Commissario und schoss extra noch mal in die Luft.
     
    Er war schon auf dem Weg nach Marinella, als er es sich anders überlegte. Er wendete den Wagen und fuhr Richtung Montelusa. Er bog in die Umgehungsstraße ein und hielt in der Via De Gasperi vor der Hausnummer achtunddreißig. Dort wohnte sein Freund, der Journalist Nicolò Zito. Bevor er an der Sprechanlage klingelte, sah er auf die Uhr. Fast fünf Uhr morgens. Er musste dreimal lange auf die Klingel drücken, bevor er Nicolòs halb schlaftrunkene, halb wütende Stimme hörte.
    »Hier ist Montalbano. Ich muss dich sprechen.«
    »Warte, ich komme runter, sonst weckst du mir das ganze Haus auf.«
    Kurz darauf, auf einer Stufe sitzend, berichtete Montalbano alles, während Zito ihn hin und wieder unterbrach. »Warte. Großer Gott!«, sagte er.
    Er brauchte manchmal eine Pause, der Bericht nahm ihm den Atem, schnürte ihm die Kehle zu. »Was soll ich tun?«, fragte er erst, als der Commissario fertig war.
    »Noch heute Morgen bringst du eine Extraausgabe. Du sprichst in Andeutungen. Du sagt, Professore Ingrò hätte sich gestellt, weil er anscheinend in einen schmutzigen Organhandel verstrickt ist - Du musst die Meldung aufbauschen, sie muss in die Zeitungen, in die nationalen Sender kommen.«
    »Was befürchtest du?«
    »Dass alles unter den Teppich gekehrt wird. Ingrò hat zu wichtige Freunde. Und noch eine Bitte. Bring in den Nachrichten um eins noch eine Geschichte, sag, auch das nur andeutungsweise, dass der flüchtige Jacopo Sinagra, genannt Japichinu, ermordet worden sein soll. Anscheinend gehörte er zu der Organisation, unter deren Befehl Professore Ingrò stand.«
    »Stimmt das denn?«
    »Ich glaube, ja. Und ich bin fast sicher, dass sein Großvater, Balduccio Sinagra, ihn aus diesem Grund hat töten lassen. Nicht aus moralischen Skrupeln, wohlgemerkt. Sondern weil sein Enkel, gestärkt durch das Bündnis mit der neuen Mafia, ihn jederzeit hätte ausschalten können.«
     
    Um sieben Uhr morgens kam er schließlich ins Bett. Er hatte beschlossen, den ganzen Vormittag zu schlafen. Nachmittags wollte er nach Palermo fahren, um Livia abzuholen, die aus Genua ankam. Zwei Stunden Schlaf waren ihm vergönnt, dann weckte ihn das Telefon. Es war Mimi. Doch der Commissario sprach zuerst. »Warum seid ihr mir heute Nacht gefolgt, obwohl ich …«
    »… obwohl du versucht hast, uns auszutricksen?«, beendete Augello den Satz. »Sag mal, Salvo, wie kommst du
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