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Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
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allein zu Hause war, versuchte Vanja Nenè anzurufen, aber er war nicht zu erreichen. Tags darauf ist sie abgereist. Und uns gegenüber, ihren Freundinnen, schob sie den kranken Vater vor, um die Reise zu erklären. Sie sagte auch, ihr Mann sei an dem Nachmittag, als er zu ihr kam und sagte, sie müsse abreisen, nicht gereizt, gekränkt, verbittert, sondern besorgt gewesen. Gestern hat der Dottore sie angerufen und ihr geraten, so lange wie möglich fortzubleiben. Und er wollte nicht sagen warum. Das ist alles.«
    »Aber warum bist du denn durcheinander?«
    »Findest du so ein Verhalten für einen Mann, der in seinem Haus seine Frau mit einem anderen im Bett erwischt, normal?«
    »Du hast doch selber gesagt, dass sie sich nicht mehr lieben!«
    »Und findest du das Verhalten des Jungen auch normal? Seit wann seid ihr Sizilianer denn schwedischer als die Schweden?«
    »Schau, Ingrid, Vanja hat wahrscheinlich Recht, wenn sie sagt, dass Ingrò und Sanfilippo sich kannten - Der Junge war ein hervorragender Computerfachmann, und in der Klinik in Montelusa gibt es sicher viele Computer. Als Nenè sich mit Vanja einlässt, weiß er anfangs nicht, dass sie die Frau des Dottore ist. Als er es erfährt, möglicherweise weil sie es ihm sagt, ist es zu spät, sie können nicht mehr voneinander lassen. Es ist alles so klar!«
    »Ich weiß nicht -«, meinte Ingrid zögernd.
    »Sieh mal: Der Junge sagt, er habe einen Fehler gemacht. Und er hat Recht: weil er sicherlich seinen Job verloren hat. Und der Dottore schickt seine Frau fort, weil er das Gerede, die Folgen fürchtet - Stell dir vor, bei den beiden kommt es zu einer Kurzschlussreaktion und sie brennen gemeinsam durch - es ist besser, ihnen keine Gelegenheit dazu zu geben.«
    An Ingrids Blick merkte der Commissario, dass die Frau von seinen Erklärungen nicht überzeugt war. Aber weil sie nun mal so war, wie sie war, stellte sie keine weiteren Fragen.
     
    Als Ingrid gegangen war, blieb er auf der Veranda sitzen. Fischerboote verließen den Hafen zum nächtlichen Fang. Er wollte an nichts denken. Dann hörte er, ganz nah, wohlklingende Töne. Jemand pfiff vor sich hin. Wer? Er blickte um sich. Da war niemand. Das war ja er! Er pfiff vor sich hin! Kaum war ihm das bewusst geworden, gelang es ihm nicht mehr. Es kam also vor, als gäbe es ihn zweimal, dass er sogar pfeifen konnte. Er musste lachen.
    »Dr. Jekyll und Mr. Hyde«, murmelte er.
    »Dr. Jekyll und Mr. Hyde.«
    »Dr. Jekyll und Mr. Hyde.«
    Beim dritten Mal grinste er nicht mehr. Er war vielmehr todernst geworden. Etwas Schweiß war ihm auf die Stirn getreten.
    Er füllte sein Glas mit Whisky pur.
     
    »Dottori! Ah Dottori Dottori!«, rief Catarella und rannte hinter ihm her. »Seit gestern muss ich Ihnen höchstpersönlich einen Brief geben, ca mi desi l'abbocato Guttadaddauro, den mir der Abbocato Guttadaddauro gegeben hat, der mir gesagt hat, dass ich Ihnen den höchstpersönlich geben muss!«
    Er fischte den Brief aus der Jackentasche und reichte ihn dem Commissario. Montalbano öffnete ihn. »Verehrter Commissario, die Person, Sie wissen, wer, mein Mandant und Freund, hatte die Absicht geäußert, Ihnen einen Brief zu schreiben, um seine wachsende Bewunderung, die er für Sie empfindet, zum Ausdruck zu bringen. Dann hat er es sich anders überlegt und mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass er Sie anrufen wird. Bitte nehmen Sie, verehrter Commissario, meinen ergebensten Gruß entgegen. Ihr Guttadauro.«
    Er zerriss den Brief in kleine Fetzen und ging in Augellos Büro. Mimi saß am Schreibtisch.
    »Ich schreibe gerade den Bericht«, sagte er.
    »Scheiß drauf«, sagte Montalbano.
    »Was ist los?«, fragte Augello beunruhigt. »Du schaust so komisch.«
    »Hast du den Roman mitgebracht?«
    »Den von Sanfilippo? Ja.«
    Er zeigte auf einen Umschlag auf dem Schreibtisch. Der Commissario nahm ihn und klemmte ihn sich unter den Arm. »Was hast du denn?«, fragte Augello nach. Der Commissario gab keine Antwort.
    »Ich fahre wieder nach Marinella. Ruft mich nicht an. Gegen Mitternacht komme ich wieder ins Kommissariat. Und ich will euch alle hier haben.«
     

Siebzehn
    Kaum hatte er das Kommissariat verlassen, war die große Lust, sofort in Marinella in Klausur zu gehen und mit dem Lesen zu beginnen, plötzlich vorbei, wie es der Wind manchmal macht, der gerade noch Bäume entwurzelt hat und gleich darauf verschwunden ist. Montalbano setzte sich ins Auto und fuhr Richtung Hafen. Kurz vor dem Hafen hielt er an und stieg aus,
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