Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
gewisse Spannung. Oder war es seine Anwesenheit, die sie verlegen machte? Alle vier bestellten das Gleiche: antipasto di mare und eine riesige Platte pesce alla griglia. Als Montalbano eine halbe Seezunge gegessen hatte, war er überzeugt, dass es zwischen seinem Vice und Beba eine kleine Auseinandersetzung gegeben haben musste, die durch ihre Ankunft wohl unterbrochen worden war. Großer Gott! Man musste dafür sorgen, dass sich die beiden versöhnt vom Tisch erhoben. Er zerbrach sich den Kopf, um eine Lösung zu finden, als er sah, wie Bebas Hand sich leicht auf die von Mimì legte. Augello sah die junge Frau an, die junge Frau sah Mimì an. Für einige Sekunden versank einer in den Augen des anderen. Frieden! Sie hatten Frieden geschlossen! Dem Commissario schmeckte das Essen schon besser.
    »Wir fahren mit zwei Autos nach Marinella«, sagte Ingrid, als sie die Trattoria verließen. »Ich muss bald nach Montelusa zurück, ich habe zu tun.«
    Montalbanos Schulter ging es viel besser. Während sie den Verband wechselte, sagte Ingrid: »Ich bin ein bisschen durcheinander.«
    »Wegen des Telefongesprächs?«
    »Ja. Weißt du -«
    »Nachher«, sagte der Commissario, »lass uns nachher darüber reden.«
    Er genoss es, die kühle Salbe, mit der Ingrid ihn einrieb, auf der Haut zu spüren. Und es gefiel ihm - warum sollte er es nicht zugeben -, dass die Hände der Frau seine Schultern, seine Arme, seine Brust eigentlich streichelten. Und plötzlich merkte er, dass er mit geschlossenen Augen dalag und nahe dran war, wie eine Katze zu schnurren. »Fertig«, sagte Ingrid.
    »Komm, wir setzen uns auf die Veranda. Magst du einen Whisky?«
    Ingrid bejahte. Eine Weile saßen sie schweigend da und sahen aufs Meer hinaus. Dann fing der Commissario an. »Wie kamst du darauf, sie anzurufen?«
    »Keine Ahnung, es fiel mir plötzlich ein, als ich ihre Postkarte suchte, um dir ihre Telefonnummer zu geben.«
    »Gut, erzähl.«
    »Als ich sagte, dass ich es sei, schien sie erschrocken. Sie wollte wissen, ob etwas passiert sei. Da war ich in Verlegenheit. Ich fragte mich, ob sie von dem Mord an ihrem Geliebten wusste. Aber sie hatte mir seinen Namen ja nicht genannt. Ich antwortete, dass nichts passiert sei, dass ich nur wissen wolle, wie es ihr gehe. Da sagte sie, sie werde lange fortbleiben. Und fing an zu weinen.«
    »Hat sie dir erklärt, warum sie fortbleiben muss?«
    »Ja. Ich erzähle es dir der Reihe nach, sie hat bruchstückhaft und durcheinander berichtet. Eines Abends nimmt Vanja, die sicher ist, dass ihr Mann nicht in der Stadt ist und ein paar Tage lang fort sein wird, ihren Liebhaber, wie sie es schon oft gemacht hat, in ihre Villa bei Santoli mit. Als sie schlafen, werden sie von jemandem geweckt, der ins Schlafzimmer gekommen ist. Es ist Dottore Ingrò. »Dann ist es also wahr<, murmelt er. Vanja sagt, ihr Mann und der Junge hätten sich lange angesehen. Dann sagt der Dottore: >komm rüber< und geht ins Wohnzimmer. Wortlos zieht sich der Junge an und folgt ihm. Was meine Freundin am meisten erschüttert hat, ist, dass - nun, sie hat das Gefühl, dass sich die beiden bereits kennen. Und zwar gut.«
    »Warte einen Augenblick. Weißt du, wo Vanja und Sanfilippo sich zum ersten Mal begegnet sind?«
    »Ja, sie sagte es mir, als ich sie fragte, ob sie verliebt sei, vor ihrer Abreise. Sie hatten sich zufällig in einer Bar in Montelusa kennen gelernt.«
    »Wusste Sanfilippo, mit wem deine Freundin verheiratet ist?«
    »Ja, Vanja hatte es ihm gesagt.«
    »Sprich weiter.«
    »Dann kamen ihr Mann und Nenè - an dieser Stelle ihres Berichts sagte Vanja: >er heißt Nenè< - ins Schlafzimmer zurück und -«
    »Hat sie tatsächlich >er heißt< gesagt? Hat sie das Präsens gebraucht?«
    »Ja. Das ist mir auch aufgefallen. Sie weiß noch nicht, dass ihr Liebhaber ermordet wurde. Also, ich sagte: Die beiden kamen zurück, und Nenè, den Blick auf den Boden gerichtet, murmelte, ihre Beziehung sei ein großer Fehler gewesen, die Schuld liege bei ihm, und sie dürften sich nie wiedersehen. Und ging weg. Dasselbe tat Ingrò kurz darauf, wortlos. Vanja wusste nicht, was sie tun sollte, sie war irgendwie enttäuscht von Nenès Verhalten. Sie beschloss, in der Villa zu bleiben. Tags darauf kam der Dottore am späten Nachmittag zurück. Er sagte zu Vanja, sie müsse sofort nach Montelusa zurück und Koffer packen. Ihr Ticket nach Bukarest sei schon ausgestellt. Er werde sie frühmorgens nach Catania zum Flughafen bringen lassen. Abends, als sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher