Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen

Titel: Commissario Montalbano 05 - Das Spiel des Patriarchen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Liebhaber hatte, kannte aber seinen Namen nicht. Sie hat ja auch ihre Freundin mit dem Mord an Nenè Sanfilippo gar nicht in Verbindung gebracht. Wie auch immer, Vanja ist verreist, sie besucht ihren kranken Vater in Rumänien. Sie ist abgereist, bevor ihr Liebhaber umgebracht wurde.«
    Sie kamen am Kommissariat an.
    »Sag mal, hast du Sanfilippos Roman eigentlich gelesen?«
    »Glaub mir, ich hatte keine Zeit. Ich habe ihn überflogen. Es ist merkwürdig: Manche Seiten sind gut, andere sind schlecht geschrieben.«
    »Bringst du ihn mir heute Nachmittag?«
     
    Als er eintrat, sah er Galluzzo in der Telefonzentrale sitzen.
    »Catarella habe ich seit heute Morgen nicht gesehen, wo ist er?«
    »Dottore, er musste nach Montelusa zu einem Computerfortbildungskurs. Er kommt heute Nachmittag gegen halb sechs wieder.«
    »Also, wie geht's jetzt weiter?«, fragte Augello, der seinem Chef gefolgt war.
    »Hör zu, Mimì. Ich habe vom Questore die Weisung bekommen, mich nur mit Kleinigkeiten zu befassen. Ist der Mord an den Griffos und an Sanfilippo deiner Meinung nach was Großes oder was Kleines?«
    »Was Großes. Was richtig Großes.«
    »Also geht er uns nichts an. Du bereitest mir einen Bericht an den Questore vor, in dem du nur über die Fakten schreibst, schreib ja nicht, was ich denke. Dann übergibt er den Fall dem Chef der Mordkommission, falls sein Dünnpfiff, oder was es auch war, inzwischen vorbei ist.«
    »Und wir servieren ihm brühwarm eine solche Geschichte?«, erwiderte Augello. »Die sagen doch nicht mal danke!«
    »Legst du so viel Wert auf Dank? Versuch lieber den Bericht gut zu schreiben. Morgen früh bringst du ihn mir, und ich unterschreibe ihn.«
    »Was heißt, ich muss ihn gut schreiben?«
    »Dass du ihn mit solchen Sachen würzen musst: »vor Ort eingetroffen, dessenthalben, woraus abzuleiten ist, dessen ungeachtet<. Dann fühlen sie sich wie zu Hause, in ihrer Sprache, und nehmen die Sache überhaupt erst wahr.«
     
    Eine Stunde lang trödelte er herum. Dann rief er Fazio zu sich. »Gibt's was Neues von Japichinu?«
    »Nichts, offiziell ist er immer noch untergetaucht.«
    »Wie geht's diesem Arbeitslosen, der sich angezündet hat?«
    »Es geht ihm besser, aber er ist noch nicht außer Gefahr.«
    Gallo indes erzählte ihm von einer Gruppe Albaner, die aus dem Konzentrations- beziehungsweise Auffanglager abgehauen waren.
    »Habt ihr sie gefunden?«
    »Keinen Einzigen, Dottore. Und man wird sie auch nicht finden.«
    »Warum nicht?«
    »Weil so eine Flucht mit anderen Albanern arrangiert wird, die schon lange hier leben. Ein Kollege von mir aus Montelusa sagt, dass es Albaner gibt, die abhauen, weil sie nach Albanien zurückwollen. Sie haben gemerkt, dass es ihnen alles in allem zu Hause besser geht. Eine Million pro Kopf, um herzukommen, und zwei, um wieder heimzukommen. Die Leute mit den Booten verdienen jedes Mal dran.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Klingt mir nicht danach«, sagte Gallo. Dann läutete das Telefon. Es war Ingrid.
    »Ich rufe wegen Vanjas Nummer an.« Montalbano notierte sie. Und anstatt sich von ihm zu verabschieden, sagte Ingrid: »Ich habe mit ihr gesprochen.«
    »Wann?«
    »Bevor ich dich angerufen habe. Es war ein langes Gespräch.«
    »Willst du, dass wir uns treffen?«
    »Ja, das wäre besser. Ich habe auch mein Auto wieder.«
    »Schön, dann kannst du meinen Verband wechseln. Wir treffen uns um eins in der Trattoria San Calogero.« Ingrids Stimme klang merkwürdig, irgendwie beunruhigt.
     
    Zu den Gaben, mit denen u Signiruzzu, der liebe Gott, die Schwedin bedacht hatte, gehörte auch die Pünktlichkeit. Sie betraten die Trattoria, und das Erste, was der Commissario sah, war ein Pärchen, das an einem Tisch für vier Personen saß: Mimi und Beba. Augello sprang auf. Obwohl er alles andere als schamhaft war, war er leicht rot geworden. Mit einer Geste lud er den Commissario und Ingrid an seinen Tisch ein. Es wiederholte sich, mit vertauschten Rollen, die Szene von vor ein paar Tagen. »Wir möchten nicht stören …«, sagte Montalbano scheinheilig.
    »Ihr stört doch nicht!«, gab Mimì noch scheinheiliger zurück.
    Die Frauen machten sich miteinander bekannt und lächelten sich an. Sie tauschten ein aufrichtiges, offenes Lächeln, und der Commissario dankte dem Himmel. Mit zwei Frauen zu essen, die sich nicht mögen, musste eine schwere Prüfung sein. Aber Montalbanos geschulter Bullenblick bemerkte etwas, was ihm Sorgen bereitete: Zwischen Mimi und Beba bestand eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher