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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri
Autoren: Yasmina Khadra
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nun verschwinden Sie, und zwar dalli!« flucht der Gigolo mit den gedopten Muskeln. Und schubst mich buchstäblich auf die Straße. In meinem Alter!
    »Und?« erkundigt sich Lino, während er den Motor des Dienstwagens startet.
    »Da könnte man genausogut während des Ramadan einen ehrlichen Fleischer suchen.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Schlag was vor!«
     
    Das Cinq Etoiles ist ein brandneues Hotel. Vollständig mit dunklen Fenstern verglast. Mit seinen elf Stockwerken, die Stadt und Hügel überragen, gleicht es einem futuristischen Mausoleum. Es heißt, ursprünglich habe man ein Krankenhaus geplant, doch im sechsten Stock sei den guten Vorsätzen die Luft ausgegangen. Leute aus der oberen Etage hätten sich eingemischt. Ab dem neunten Stock hätten die Pläne mit dem Besitzer auch radikal den Inhalt gewechselt, so daß den geladenen Gästen bei der Eröffnung statt der Nationalhymne ein fetziger Rai-Musik-Abend geboten wurde.
    Fazit: Die kleinen Leute krepieren weiterhin in unsäglichen Schweineställen, die sich Polikliniken schimpfen … Ach, was bringt mir das schon, mein Maul aufzureißen, armseliger Bulle, der ich bin, große Klappe und winziger Kopf, der letztlich zu nichts als zur Zielscheibe taugt.
    Mit üppigem Busen und reizendem Gesichtchen ist Mademoiselle Anissa ein schönes Stückchen Traum. Hat man ihren Blick erst einmal eingefangen, hält er einen fest. Ihr Lächeln ist so ergreifend schlicht, daß es selbst einen Krüppel schnell auf die Beine brächte.
    Sie empfängt uns in ihrer Suite, die ihr zuvorkommenderweise von einem jener menschenfreundlichen Administratoren und Liebhaber der Jugend überlassen wurde, wie sie das gute alte Algerien in Fülle hervorzubringen versteht.
    »Ja?« zwitschert sie und läßt sich einladend auf einem Canape nieder.
    »Die hier fehlt beim Abzählen.«
    »Wer?«
    »Sabrine Malek.«
    »Ich weiß Bescheid. Der Fahrer ihres Vaters hat mich vor ein paar Tagen aufgesucht.«
    »Und was wollte er?«
    »Er dachte, ich sei ihre Freundin.«
    »War sie denn nicht deine Freundin?«
    »Ich habe mit meinen Kunden genug.«
    Lino kritzelt etwas in seinen Notizblock. Er tut so, als sei es wichtig.
    »Kennst du den Papa von Sabrine?«
    »Er hat einen Mercedes und einen Albino als Fahrer.«
    »Ist das alles?«
    »Das ist alles.«
    Ich schaue Lino an, und Lino schaut seinen Notizblock an. »Was genau ist eigentlich dein Beruf?«
    »Der älteste der Welt.«
    An dieser Stelle bekommt der Leutnant spitze Ohren, zumindest reicht es dafür, daß er den Kopf hebt.
    »Übte Sabrine denselben Beruf aus?«
    »Ich glaube nicht. Sie ist ein verwöhntes Mädchen. Sie macht ihrer Umgebung gern Schwierigkeiten. Ich bin sicher, daß sie irgendwo hier in der Gegend ist und zuschaut, wie sich die Leute überschlagen. Sabrine ist eine launische Person.«
    Dann bleibt ihr Plastikpuppenblick an einer Wanduhr hängen, und sie miaut: »Ich bin spät dran, Kommissar. Ich muß mich noch zurechtmachen. Heute abend wird es voll werden, und ich muß mich beeilen, um früh genug dazusein.«
    »Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?«
    »Ich kann mich nicht genau erinnern«, sagt sie und steht auf. »Warum fragen Sie nicht im Limbes Rouges?«
    »Die Besitzerin behauptet, sich nicht an sie zu erinnern.«
    »Seltsam. Ich habe die beiden für siamesische Zwillinge gehalten.« Lino und ich kehren in die Rue des Lauriers-Roses zurück. Die Besitzerin verschluckt sich fast an ihren falschen Zähnen, als ich sie mit blanken Nippeln und nichts als einem Faden zwischen den Pobacken beim Umziehen überrasche.
    »Das ist hier kein Taubenschlag!« protestiert sie.
    »… sondern ein Bordell!«
    »Ich muß doch sehr bitten, Kommissar, etwas mehr Anstand.«
    »Wenn Sie es sagen.«
    Der diensthabende Wachhund will mich schon am Ohr nehmen. Ich täusche links an und boxe ihm in seine Stinke-Eier. Verblüfft über mein Notfallprogramm reißt die Luxuskokotte ihren Mund auf, als wollte sie gerade das fünfte Bein eines Hengstes verschlucken.
    »Was wollen Sie eigentlich?«
    »Meine Untersuchung fortsetzen.«
    »Haben Sie eine Dienstanweisung?«
    »Nur einen Scheck ohne Deckung.«
    Sie wird wütend, greift zum Telefon und wählt eine Nummer, die mir bekannt vorkommt.
    »He, das ist die Polente, die Sie da anrufen.«
    »Besser noch, Kommissar, ich rufe Ihren Vorgesetzten an.«
    Wenns weiter nichts ist!
    Ich gebe auf. Ein Fußtritt noch schnell für den Gigolo, Schuhgröße 43, um mir zu beweisen, daß ich nicht das
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