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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri
Autoren: Yasmina Khadra
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geraten, vermute ich.«
    Er zuckt kurz zusammen, kaschiert es aber gut.
    »Verstehen Sie etwas von darstellender Kunst, Kommissar?«
    »Ich kann ziemlich sicher den Unterschied zwischen Salvador Dali und einem einfachen Anstreicher erkennen.«
    Er nickt. »Man sagt, Sie seien gläubig, Monsieur Llob.«
    »Da wird schon was dran sein.«
    »Islamist?«
    »Muslim.«
    »Sieh mal einer an …«
    »Monsieur, es ist schon nach zehn Uhr und ich würde gern vor der Ausgangssperre zu Hause sein.«
    Er dreht sich um und mustert mich gelassen: »Man sagt auch, daß Sie ein feinnasiger Spürhund sind.«
    »Was nur beweist, daß man zuviel redet.« Unvermittelt hält er mir ein Foto unter die Nase: »Meine Tochter Sabrine.«
    »Sie ist sehr hübsch.«
    »Sie ist verschwunden.«
    Ich nicke. Ohne Grund. Vielleicht aus einheitsparteilicher Gewohnheit. »Hat sie sich schon öfters aus dem Staub gemacht?«
    »Sie hatte keinen Grund, so etwas zu tun.«
    »Ich verstehe. Seit wann ist sie verschwunden ».?«
    »Schon seit drei oder vier Wochen.«
    »Ist sie vielleicht bei Freunden oder Verwandten?«
    »Kommissar«, jetzt wird er ungeduldig, »erstens habe ich Sie ausgewählt, weil ich nicht daran interessiert bin, daß sich diese Geschichte herumspricht. Und zweitens, meine Tochter geht nie weg, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Außerdem weiß sie, wie man ein Telefon bedient.«
    »Ich glaube …«
    »Danke, Kommissar, Sie können jetzt gehen.«
    Schon ist der mehlige Gorilla da, um mich hinauszubegleiten.
    »Es tut mir leid, aber nur mit einem Foto …«
    »Für einen feinnasigen Spürhund ist das ausreichend. Guten Abend.«
    Ungerührt verschwindet der Dickhäuter hinter seiner gepolsterten Tür.
    »Folgen Sie mir!« rülpst mir der Albino in den Nacken.
    Das tue ich dann auch. Folgsam. Auf der Schwelle stecke ich ihm einen Zehn-Dinar-Schein in die Tasche: »Kauf dir ein etwas interessanteres Gesicht, Monsieur Yeti.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, zieht der Albino den Schein heraus und stopft ihn mir in den Mund. Ehe ich Zeit habe zu reagieren, fällt die Tür vor meiner Nase ins Schloß.
     
    4
     
    Versteckt an der Ecke der Rue des Lauriers-Roses liegt das Nachtlokal Limbes Rouges. Es wird von Algiers Schickeria besucht und verfügt über eine funkelnde Bar, eine große Tanzfläche, hübsch dekorierte Tische und Nischen, die perfekte Diskretion garantieren. Man serviert importierte Liköre, getrüffelten Fasan und, falls einem der Sinn nach dem Kick künstlicher Paradiese steht, Joints, die einen ins Nirwana entrücken. Da es ein höchst privates Jagdrevier ist, verkehren hier hohe Funktionäre, die jungfräuliche Knaben lieben - der Grund, warum ein versteckter Hauch von Vaseline in der Luft liegt -, feine Damen, die vor Geilheit zittern, und auch sonst ein Haufen interessanter Leute. Das Essen ist üppig und die Rechnung horrend, so bleibt man unter sich. Wer nicht weiß an Kragen und Hautfarbe ist, hat keine Chance hineinzukommen.
    Ein Gigolo mit gedopten Muskeln bewacht den Eingang. Bei meinem Anblick fällt er fast in Ohnmacht, so ungewöhnlich wirke ich in dieser Umgebung. »He, du Pferdehändler!« bellt er, »der Tiermarkt ist am anderen Ende der Stadt.«
    Ich beachte sein Gejapse nicht, stoße ihn beiseite und dringe in die Grotte der Dämonen vor. Es wimmelt vor dienstbaren Geistern. Alles ganz lautlos. Schön ist das. Samtbespannte Wände mit Pornogemälden und Leuchten in phallischen Formen: äußerst stimulierend.
    Eine halbnackte Frau mit fadem Gesicht und strengem Haarknoten entsteigt einem Vorhang. Sie läßt ihren Natterncharme bis hinunter zu meinen Füßen spielen. Doch da der Starter unterhalb meiner Gürtellinie schon seit einer Ewigkeit eingerostet ist, rührt mich ihr Lächeln nicht im geringsten.
    »Was kann ich für Sie tun?« zischt sie aus nächster Nähe.
    »Für mich nicht viel, aber was die da angeht«, ich zeige ihr das Foto von Sabrine, »da sage ich nicht nein. Anscheinend verkehrt sie hier.«
    »Da ist sie nicht die einzige.«
    »Kennen Sie sie?«
    »Sollte ich …?«
    »Sie ist nicht mehr nach Hause gekommen.«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, unsere Kunden nach Hause zu bringen. Ist das alles, Inspektor?«
    »Kommissar … Kommissar Llob.«
    Mein Ruhm erschüttert sie nicht, diese Banause.
    »Sie müssen mich entschuldigen. Wir machen in weniger als drei Stunden auf und ich muß noch zwei Truppen zusammenstellen.« Ohne meine Erlaubnis abzuwarten, kehrt sie hinter ihren Vorhang zurück.
    »Und
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