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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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Bett gekommen. Schauen wir uns mal die ominöse Anlage an! Es handelt sich um eine Fotodatei, insgesamt sechs Aufnahmen. Wir sehen uns zunächst nur die Bilder an, ohne dass ich diese kommentiere. Danach sagen Sie mir, ob Ihnen etwas aufgefallen ist.“
     
    „Was soll das, wenn Sie’s schon wissen? Ich weiß doch, dass Sie pfiffiger sind. Darum sind Sie der Chef und nicht ich …“
    „Darum geht’s nicht, Schrage! Ich will wissen, ob ich mit meinen Schlussfolgerungen richtig liege! Also – sind Sie bereit?“
    „Okay. Wenn’s denn sein muss.“
    Schöller klickte die erste Datei an. Auf dem Bildschirm erschien das Bild des vorderen Einstiegsbereichs eines Nachkriegsstraßenbahnwagens, lackiert im üblichen Gelbton, ein ganz und gar nichtssagendes Foto. Das sollte Teil eines verborgenen Codes sein? Das nächste Bild schien da wenigstens farblich auffälliger, zeigte es doch den Bereich eines violetten Waggonunterteils, das vom Fensterband abwärts bis zum Drehgestell reichte. Schrage nickte bei dieser Aufnahme. Damit konnte er etwas anfangen, offensichtlich handelte es sich um die Detailaufnahme eines Waggons des Vorkriegs-Rheingolds. Er hatte ihn mal im Original im Kölner Hauptbahnhof gesehen.
    „Ist richtig aufregend, was die Fanatiker so alles aufnehmen, oder?“ Schöllers Zynismus war nicht zu überhören. Eisenbahnfans neigten zu solchen fotografischen Dokumentationen, das hatte Schöller bei der Durchsicht zahlreicher Ordner der 64 Gigabyte-Zumutung inzwischen leidvoll erfahren. Insofern stellte das Foto keine Auffälligkeit dar.
    Das nächste Bild gab die offene Plattform eines Straßenbahnwagens der ersten Generation wieder, gefolgt von der Abbildung einer modernen Diesellok, offensichtlich Rangierlok einer Privatbahn. Dann rief Schöller das Foto des Führerstandeinstiegs einer winzigen Diesellok, einer Köf der Bundesbahn, ab. Den Abschluss bildete die Front einer amerikanischen Diesellok aus den 50er-Jahren.
    „War ein bisschen schnell. Nochmal von vorn?“
    „Ich bitte darum.“ Schrage schien erleichtert angesichts des Verständnisses seines Chefs. Bis jetzt hatte er nichts bemerkt, das in irgendeiner Hinsicht hätte Aufschluss geben können.
    „In Ordnung. Ich lass‘ Ihnen jetzt mehr Zeit. Und keine Komplexe, Schrage! Ich hab‘ vergangene Nacht Stunden gebraucht, bis ich hinter das Geheimnis kam!“
    Schöller rief das erste Bild ab. In diesem Moment klingelte das Telefon. „Machen Sie selbst weiter!“ Schöller fischte den Hörer von der Gabel. „Zwölftes Kommissariat, Hauptkommissar Schöller, was kann ich … ach, Sie sind’s, Professor! Was kann ich für Sie tun?“ Er zwinkerte Schrage zu, Aufforderung, sich weiterhin die Bilder anzuschauen. „Die Restaurant-Rechnung? Die hat Oberkommissar Schrage. … Der sitzt gerade neben mir. Kann er Sie nachher erreichen? … Gut, so machen wir’s. … In schätzungsweise einer halben Stunde, würde ich sagen. … Ich bin im Kommissariat den ganzen Tag erreichbar. Ich hab‘ eine Entdeckung gemacht. Wäre schön, wenn Sie vorbeikämen. … Ich werde da sein. Bis nachher, Professor.“
    Schöller bugsierte den Hörer auf die Gabel. „Das war Pohl. Er schreibt gerade den Reisebericht, weiß nicht mehr den Namen des Restaurants. Sie sollen ihn nachher anrufen. Machen wir weiter?“
    „Den braucht der doch gar nicht mehr. Den Bericht mein‘ ich. Die Sache ist doch klar!“
    „Sicher, aber er ist nun mal dran. Schaden kann das ja nicht. Teilen Sie ihm nachher den Namen des Restaurants mit, sonst ist er unglücklich. So sind Professoren nun mal. Sie neigen zum Perfektionismus. Haben Sie sich das Bild angeschaut?“
    Schrage sah sich die offene Plattform des Straßenbahnoldtimers an, als handele es sich um die Geheimschrift mittelalterlicher Geheimbündler. Was, zum Teufel, war die Botschaft dieses Bildes?
    „Das nächste?“ Schöller schaute seinen Kollegen fragend an; der nickte stumm.
    Endlich hatten sie die ganze Sequenz noch einmal akribisch betrachtet. „Ist Ihnen etwas aufgefallen?“ Schöller hatte erkennbar Mühe, seine erwartungsvolle Ungeduld zu zügeln.
    „Mit dem Handbuch für Lokführer haben die Bilder nichts zu tun. Außerdem ist die Auswahl sehr willkürlich.“ Schrage zuckte ratlos die Achseln. „Ein System vermag ich dahinter nicht zu erkennen.“
    Schöller klickte erneut das erste Foto an. „Achten Sie auf auffällige Gemeinsamkeiten und Unterschiede! Beides spielt eine Rolle, verstehen Sie? Es gibt
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