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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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Gemeinsamkeiten und es gibt Unterschiede. Beides trägt zur Entschlüsselung bei. Bei den Unterschieden meine ich nicht die Fahrzeugtypen. Etwas viel Grundsätzlicheres! Kommen Sie! Wir gehen sie noch einmal durch.“
    Schrage war anzusehen, dass Schöllers Hartnäckigkeit nervte. Wenn der Chef die Lösung des Bilderrätsels bereits wusste, warum quälte er ihn? Aber er kannte seinen Chef zu gut, um nicht zu wissen, dass der nicht nachgeben würde. Geduldig sah er sich Bild um Bild noch einmal an.
    „Na? Ist Ihnen jetzt etwas aufgefallen?“
    „Auf allen Bildern sind die Fahrzeugnummern. Vielleicht kommt es hierauf an. Ein Code?“ Er sah Schöller voller Selbstzweifel an.
    „Sie sind ganz nah dran! Was noch? Da ist noch etwas! Etwas Grundsätzliches, ich sagte es eben.“
    „Etwas Grundsätzliches? Was meinen Sie damit?“
    „Nun, was ist die Botschaft der Bilder? Die Gemeinsamkeit – alle Abbildungen weisen Betriebsnummern auf – haben wir schon entdeckt. Jetzt kommen die Unterschiede, wobei, wie gesagt, nicht die unterschiedlichen Fahrzeuge gemeint sind.“
    „Die Farben?“
    „Na bravo! Sie sind wirklich schneller als ich!“
    Schrage blickte den Chef misstrauisch an. Nahm der ihn auf den Arm? Wieso waren die unterschiedlichen Farben von Bedeutung? Was hatten die mit der angeblich versteckten Botschaft zu tun?
    Schöller erkannte die Ratlosigkeit des Kollegen. Er beschloss, ihn zu erlösen. „Ich zeige Ihnen jetzt etwas, dann wird es Ihnen wie Schuppen von den Augen fallen.“ Er klickte das Bild des Straßenbahnoldtimers an. „Bei diesem Bild bin ich vergangene Nacht stutzig geworden. Sehen Sie die Zahl über dem Fahrgestell? 442. Die Waggonnummer kann das nicht sein, das ist ein Offenburger Straßenbahnwagen der allerersten Serie. Ende neunzehntes Jahrhundert! Davon gab‘s allenfalls eine Handvoll. Die Nummer einer Privatbahn ist es auch nicht. Es gibt nämlich nur noch einen einzigen Wagen aus dieser Serie. Der steht im Museum und hat die Nummer 8.“ Er kniff Schrage ein Auge zu. „Wikipedia verrät dir alles.“
    „Das Bild ist manipuliert?“
    „Erraten! Da hat jemand mit einem Bildbearbeitungsprogramm geschickt gearbeitet. Ganz sicher war ich mir, als ich mir daraufhin den Rheingold-Waggon ansah.“ Er klickte das entsprechende Bild an. „Sehen Sie! Dort steht über dem Drehgestell die Zahl 91. Es gibt einen Museumszug, in den sind alle lauffähigen Waggons eingestellt. Ich hab das im Internet überprüft. Keiner dieser Waggons weist an dieser Stelle eine Zahl, geschweige die Zahl 91 auf! Um es kurz zu machen – sämtliche Abbildungen wurden manipuliert. Mir war klar, dass dies etwas zu bedeuten hatte. Doch mit dieser Erkenntnis fing die Arbeit erst an. Sechs Zahlen in der Reihenfolge der Abbildungen oder beliebig kombiniert – das ergab keinen Sinn. Ich hab’s in allen Richtungen und Variationen probiert. Buchstabencodes, Sie verstehen? Sinnlos. Blieb der Gedanke, dass es eine Telefonnummer sein könnte. Alles Mögliche habe ich probiert, nie kam eine Verbindung zustande. Kein Anschluss unter dieser Nummer in zig Sprachen, das war’s. Es musste eine Ordnung geben! Ich glaube, ich hab‘ Stunden darüber gebrütet, bis ich endlich die Erleuchtung hatte: Es sind die Farben, Schrage! Sie waren eben ganz nah dran!“
    „Die Farben?“ Schrage verstand überhaupt nichts mehr. 
    „Schauen Sie sich die Bilder an!“ Schöller begann von neuem, Bild um Bild auf den Bildschirm zu zaubern. „Voilà, der Nachkriegsstraßenbahnwagen: gelb. Hier der Rheingold: violett. Die Uralt-Bim: grün. Die Rangierlok: orange. Die Kleinlok: rot. Die US-Lok: blau. Es sind sechs verschiedene Farben, Schrage! Ganz spezielle Farben: Es sind die Grundfarben des Farbspektrums! Physik in der Mittelstufe, Sie erinnern sich?“
    Schrage erinnerte sich nicht. Schöller ging elegant darüber hinweg: „Das Spektrum vom harten zum weichen Licht: violett, blau, grün, gelb, orange, rot. Also brachte ich versuchsweise die Zahlen in die Reihenfolge des Spektrums: 91-288-442-105-12-8. Der Rest war ein Kinderspiel: 91 ist der Ländercode von Indien. 288 ist die Vorwahl von Jamnagar . Das ist eine Küstenstadt im Nordwesten Indiens. Die größte Raffinerie der Welt, mehr als eine halbe Million Einwohner. Hab‘ ich alles aus dem Internet. Und der Rest des Zahlenwerks ist die örtliche Telefonnummer! Die Lösung des Rätsels, Schrage!“
    „Die Lösung? Haben Sie dort angerufen?“
    „Na klar hab‘ ich das! Das war ein
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