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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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in diesem Laden heute alle von der Rolle?“
    Schöller war im Türrahmen erschienen, die Kaffeekanne in der Linken blickte er Schmittchen vorwurfsvoll an. „Seit wann melden Sie den Besuch der Kollegen an?“ Er quälte sich ein versöhnliches Lächeln ab, hielt ihr die Kanne wie eine Monstranz entgegen. „Machen Sie uns noch eine? War ‘ne verdammt kurze Nacht.“
    „Ach, das ist es? Ich dachte, der Dr. Wagner wäre Ihnen über die Leber gelaufen.“
    „Ach der …“ Er trat an ihren Schreibtisch, drückte ihr die Kanne in die Hände. Dann winkte er Schrage zu, wirkte nun ein wenig entspannter. Ohne Frage, Schmittchen verfügte über eine Stress abbauende Aura. „Kommen Sie, Schrage! Bin gespannt, was Ihre Recherche ergeben hat. Hoffentlich keine unangenehmen Überraschungen.“
    Schöller ließ Schrage den Vortritt, wartete hinter dem Schreibtisch, bis der seinen Stammplatz auf der Fensterbank eingenommen hatte. Den Blick unverwandt auf den Kollegen gerichtet, ließ er sich in den Sessel gleiten. „Nun?“
    „Durch die Bank negativ, Chef. Der Professor hat die Wahrheit gesagt.“
    Schöller schnaufte erleichtert. „Daran gezweifelt habe ich nicht. Doch was hat man uns eingetrichtert? Es genügt nicht, allein dem eigenen, ergo subjektiven Urteil zu folgen. Sie haben alle Belege abgeklopft?“
    „Hab‘ ich. Der Taxifahrer erinnerte sich allein schon aufgrund des großen Trinkgeldes. Er sagte, Pohl habe unter Zeitdruck gestanden, um den Zug nicht zu verpassen. Die Rheinbahn bestätigte den fraglichen Zeitraum. Der Wagen hatte einen technischen Defekt, blockierte die Zufahrt zum Bahnhofsvorplatz. Den ICE-Chef konnte ich ausfindig machen. Da war es schon etwas schwieriger, da sie an diesem Tag eine Betriebsstörung hatten. Ein Zugteil war ausgefallen, entsprechend chaotisch war der Andrang und natürlich der Stress. Das stimmt mit Pohls Aussage überein. Außerdem bestätigte der Zugchef, dass Pohls Ticket seinen Zangenaufdruck aufwies. Auch Pohls Angaben und Belege hinsichtlich seines Berlin-Aufenthalts sind insgesamt bestätigt worden. Sein Anruf unmittelbar vor der Ankunft, der Hotelaufenthalt, die Telefonnotiz, der Museumsbesuch, die Eisrevue, das Abendessen mit seiner Cousine – alles stimmt, alles ist in sich schlüssig. Wenn Sie mich fragen: Pohl saß im Zug, als auf Abdullah Goral geschossen wurde.“
    Schöller starrte wortlos auf die Schreibtischplatte, deren Unaufgeräumtheit ein Bild seiner Arbeitsauslastung, auch seines Arbeitsstils vermittelte. Sein Kopf fuhr herum, als Schmittchen mit dem Kaffee im Türrahmen erschien. „Prima, Schmittchen!“
    Er beobachtete stumm, wie sie die Kanne abstellte, anschließend kopfschüttelnd in seinen Becher starrte. „Ich bring Ihnen mal einen neuen.“
    Schöller wartete, bis sie im Vorzimmer verschwunden war, dann wandte er sich wieder Schrage zu. „Das heißt, wir haben es mal wieder mit dem ‚Großen Unbekannten‘ zu tun. Irgendjemand räumt in Kustows Bande auf. Jemand, der über Hintergrundwissen verfügt und dem das Verbrechen an Rebecca Pohl offensichtlich zuwider ist. Warum sonst die Fünfmarkstücke? Sie haben recht, Schrage: Das sind Fanale. Fragt sich nur, wer dieser Killer ist, wenn wir den Professor ausschließen müssen. Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?“
    „Hab‘ ich, Chef. Sehr weit bin ich nicht gekommen. Ich vermute, es ist jemand aus dem Kreis der Auftraggeber. Vielleicht wollen die sich der Zeugen entledigen.“
    „Schon möglich. Aber warum diese Fünfmarkstücke? Immerhin gibt der Täter damit zu erkennen, dass allein er für den Tod der beiden Bandenmitglieder verantwortlich ist. Mehr noch: Er provoziert geradezu, dass Mord als Ursache für deren Tod erkannt wird.“ Er lächelte Schmittchen versöhnlich an, als diese den angekündigten Becher neben die Kanne stellte. „Danke! Sie sind ein Goldstück!“
    „Er mordet nicht selbst, Chef. Er treibt sie in den Tod.“
    „Das ist für mich dasselbe. Sollen sich die Juristen doch damit auseinandersetzen! Bevor die das allerdings tun werden, haben wir die schlichte Aufgabe, den Killer dingfest zu machen, möglichst, bevor der die ganze Bande umgebracht hat. Der klaut mir potenzielle Geständnisse!“
    „Sie glauben, der macht so weiter?“
    „Davon ist ja wohl auszugehen. Wozu sonst diese verdammten Fünfmarkstücke?“
    „Hm. Und was haben Sie vor?“ 
    „Gute Frage. Ich schwing mich auf den Zug und erhöhe den psychischen Druck. Was anderes bleibt mir
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