Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
nicht Interpol informieren, solange du nicht in Odessa diesen Igor Schewtschenko ausfindig gemacht hast. Der ist dein Mann! Findest du die Drecksau, hast du auch die beiden Jungen. Aktuell also keine Aktion in Indien! Die sind alle untereinander vernetzt, wahrscheinlich auch mit der örtlichen Polizei. Lassen wir den Briten heute hochgehen, erfährt das Schewtschenko innerhalb ein, zwei Stunden. Oder wie siehst du das?“
    „Du sprichst mir aus der Seele. Also, wie geht’s weiter?“
    „Ich gehe davon aus, dass uns Bed & Breakfast angeboten wird. Wir genießen das BBQ und horchen unseren Freund noch ein wenig aus. Morgen lassen wir uns zum nächsten öffentlichen Flughafen bringen. Wir müssen uns in Delhi Visa für die Ukraine beschaffen. Ich hoffe, deine Dollarvorräte reichen aus.“
    Fortman sah ihn überrascht an. „Heißt das, du fliegst mit nach Odessa?“
    „Ja, was denkst du denn?“ Schöller schien nun wirklich erbost.
    „Ist ja schon gut! Schau dir das an!“ Fortman wies hoch zum Pavillon. Auf der Terrasse war reges Treiben zu beobachten. „Sieh dir nur den Grill an! Ich glaub‘, die braten einen Ochsen. Komm, fahren wir hoch! Ich hab‘ mächtigen Kohldampf!“
    „Fahren? Mit deinen Füßen? In Cowboystiefeln? Du bist wohl nicht ganz bei Trost! Wir marschieren zu Fuß! Die verdammte Karre bleibt hier!“
    „Überredet. Gehen wir!“
    „Die Sonne ist doch noch gar nicht untergegangen. Schauen wir uns das wenigstens noch an!“
    „Ist ja schon gut.“
    Schweigend standen sie nebeneinander, verfolgten das Eintauchen des glühenden Zentralgestirns in den Dunstschleier, der den Ozean vom Firmament trennte. Nur noch eine schmale Sichel, wenige Sekunden leuchtende Höllenglut, dann war die Sonne verschwunden, der flammengleich lodernde Himmel zeichnete ihre Bahn.
    Schöller warf den Kopf in den Nacken, betrachtete das Türkis, weiter im Osten in tiefer werdendes Blau übergehend. Erste Sterne kündigten darin die Nacht an. Irgendwo dort oben war Rebecca Pohl. Wie würden die Zwillinge mit dem Verlust ihrer Mutter umgehen? Er fuhr zusammen, als Fortman ihm die gestreckten Handflächen entgegenhielt. „Schlag ein, Harald! Auf Odessa! Wir schnappen die Schwuchtel! Und den da oben auch!“ Er starrte grinsend hoch zur Terrasse, sichtlich erfreut am Gewusel der BBQ-Vorbereitung. Dann wandte er sich wieder Schöller zu: „Wir schnappen sie alle!“
    Schöller schlug ein. „Auf Odessa!“
     
     
    Epilog
     
    Pohl sprang mit dem Pferd. „Gardez!“
    Esther starrte auf das Brett. „Das ist gemein!“ Sie blickte auf, ihr Gesicht war gerötet. „Immer fall‘ ich auf dich ‘rein. Ich könnte dich umbringen!“ Ihre Augen sprachen eine gänzlich andere Sprache. Plötzlich wies sie hinüber zur Fensterbank. „Dein Handy! Hörst du das nicht?“
    Tatsächlich, das Signalhorn einer amerikanischen Diesellok konnte nur sein Handy sein, eine Eisenbahntrasse gab es hier weit und breit nicht. „Das ist eine SMS oder AT&T-Werbung. Das hat Zeit. Zeig‘ mir lieber, wie du deine Dame zu retten gedenkst!“
    „Geh‘ schon ‘ran, Jan! Vielleicht ist es etwas Wichtiges. Ja, ich fühl es! Es ist etwas ganz Wichtiges!“
    „Du willst doch nur Zeit gewinnen!“
    Er hatte in den Winterabenden Esther das Schachspiel beigebracht. Sie war eine gelehrige Schülerin, machte rasche Fortschritte. Dennoch konnte er es hin und wieder nicht lassen, seine Überlegenheit zu demonstrieren. Sie nahm es ihm nicht allzu übel, sie hatte ihre eigenen Waffen, und da war sie eindeutig im Vorteil. Gleich nach dem Zubettgehen würde er sie um Verzeihung bitten, nicht nur einmal. So oft sie wollte! Dann war ‚Schach matt‘ angesagt! Mit der Betonung auf ‚matt‘!
    „Nun mach‘ schon! Schau dir die Nachricht an. Ich bau‘ inzwischen die Figuren neu auf. Ohne Dame spiel‘ ich nicht.“
    Er sah sie fassungslos an. „Das ist nicht dein Ernst!“
    „Das ist mein voller Ernst! Du hast die Wahl. Du weißt, was das bedeutet.“
    Und ob er das wusste! Bevor Esther es sich anders überlegte, ging er hinüber zum Fenster. Lustlos aktivierte er das Handy. Eine E-Mail war eingegangen. Es war nur eine kurze Botschaft:
     
    „Hallo Professor! Mike und mir geht es verdammt gut. Lesen Sie beiliegende Nachricht, dann wissen Sie, warum!
    Bis bald, Harald Schöller“.
     
    Schöller! Die angekündigte Botschaft! Mit fahrigen Fingern betätigte er die Tastatur. Auf dem Display erschien ein Screenshot der CNN-IBN Live News aus Indien. Indien!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher