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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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gemeinsam an. Dann entscheiden wir einvernehmlich, wie mit den Informationen umzugehen ist. Vielleicht löst sich alles in Harmlosigkeit auf!“
    Der Brite nickte nachdenklich. „Hätte ich nur auf Igor gehört …“
    „Igor?“
    „Igor Schewtschenko. Ihr Auftraggeber!“
    „Sie meinen in Seattle?“
    „Natürlich! Sagt Ihnen der Name nichts?“ Da war es wieder, das Misstrauen im Blick des Briten! Schöller spürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend. Der Kasache war zwar tot, aber in diesen Breiten war es ein Leichtes, insbesondere für Leute des Schlages dieses Briten, binnen einer Stunde zwanzig mordgierige Kasachen um sich zu scharen. Wie mochte Fortman nun wieder den Kopf aus der Schlinge ziehen? Schöller spürte den beschleunigten Puls.
    „Sir, eine der wichtigsten Regeln in diesem Geschäft lautet: Nenne niemals Namen!“ Fortman fixierte den Briten. Sein Blick war Vorwurf pur. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Sie von mir keinerlei Bestätigung erwarten dürfen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“
    Der Brite nickte devot. „Haben Sie.“ Er blickte Fortman um Verständnis heischend an. „Ich bin einfach zu unerfahren. Wie ich schon sagte …“
    „… kümmern Sie sich nicht um das Geschäftliche. Das soll auch so bleiben, Sir. Das erledigen, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, ab jetzt wir für Sie. Nur eines müssen Sie heute noch verinnerlichen: Dieses Gespräch hat es, wie alle zukünftigen Gespräche, nie gegeben! Zu niemandem ein Wort! Halten Sie sich nicht an die Regel, wird der andere denken, dass Sie sich nie an Regeln halten. Dann wird es gefährlich. Lebensgefährlich, Sir! In diesem Geschäft geht es um exorbitante Erträge. Sie sagten vorhin, Sie hätten elf Millionen Dollar investiert. In einen einzigen Auftrag!“ Fortman sah Schöller an. „Kennst du zufälligerweise die Zahl der in Deutschland Jahr für Jahr verschwindenden Kinder?“
    „Du meinst unauffindbar verschwindende Kinder? Aktuell sind es meines Wissens 1.500, möglicherweise mehr.“
    „Jahr für Jahr?“
    „Das ist der mittlere Bestand unaufgeklärter Fälle.“
    Fortman wandte sich wieder an den Briten. „In den Vereinigten Staaten werden 150.000 Kinder vermisst! Natürlich sind auch Ausreißer darunter. Die Mehrzahl taucht irgendwann wieder auf. Aber Tausende bilden den Pool des einträglichen Menschenhandels! Die meisten enden für ein paar Tausender in obskuren Bordellen. Da macht’s halt die Menge. Natürlich findet das Wenigste in Ihrem Hochpreissegment statt, lass es ein Zehntelpromill sein. Immerhin: 150 mal 10.000.000 Dollar! 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr allein im Hochpreissegment der USA! Sie können erahnen, was auf dem Markt des Kinderhandels weltweit an Kapital über den Tresen geht. Da ist jedes unbedachte Wort ein potentielles Todesurteil!“
    „Nicht bei Igor …“
    „Hallo! Was habe ich eben gesagt? Keine Namen!“
    Der Brite sah ihn verdutzt an. Dann begann er zu grinsen. „Nicht bei dem Ukrainer …“
    „Na bitte! Geht doch!“
    Schöller hätte wiehern können vor Vergnügen. Sein Respekt entwickelte sich zu grenzenloser Bewunderung: Fortman zog eine grandiose Schau ab! Er griff noch nicht einmal zur Lüge, zog dennoch den Briten über den Küchentisch, als handele es sich um ein ausgenommenes Suppenhuhn. Doch der Amerikaner schien erst jetzt so richtig in Fahrt zu kommen. „Was ist mit dem Ukrainer? Wieso stellt der keine Gefahr dar?“
    „Wir sind Geschäftspartner! Eines meiner Unternehmen ist an seinem Projekt in Odessa beteiligt. Sie kennen das Projekt?“
    Fortman schüttelte den Kopf. „Es gehört zu unserem Geschäftsverständnis, keine Fragen zu stellen. Wir werden das auch bei Ihnen so halten. Was man uns nicht aus freien Stücken erzählt, hat uns nicht zu interessieren.“
    „Aber die Medien sind voll davon! Sie kennen das Skyship -Projekt nicht? Wirklich nie davon gehört? Ein gigantischer Hotelkomplex mit Spielhallen und fünf Themendiscotheken, die luxuriösesten der Welt, alles unter einem Dach, inmitten einer künstlichen Lagune! Ende kommender Woche ist Eröffnung, 2.000 geladene Gäste aus aller Welt, handverlesen, versteht sich. Natürlich auch Ihre Klientel! Ich werde ebenfalls dort sein. Vielleicht sieht man sich.“
    „Das ist durchaus vorstellbar.“
    Schöller hätte sich vor Übermut kugeln können. Fortman trieb es mit der Wahrheit auf die Spitze, doch der Brite hatte nicht die geringste Ahnung von der Doppelbödigkeit dieser
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