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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul
Autoren: Schutzengel
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die
schrecklichste Erfahrung des Menschen - die Einsamkeit, die schlimmer ist als
Hunger - vom Antlitz der Erde verbannt werden wird. Der Tag wird kommen, an dem
diejenigen, die an die Tür klopfen, sehen werden, wie sie sich öffnet; an dem
denjenigen, die bitten, gegeben wird; an dem diejenigen, die weinen, getröstet
werden.
    Für den Planeten Erde liegt dieser
Tag noch in weiter Ferne. Aber für jeden von uns kann dieser Tag der morgige
sein.
    Man muss nur etwas ganz Einfaches
akzeptieren: die Liebe - die Liebe Gottes und die unseres Nächsten - zeigt uns
den Weg. Unsere Mängel, unsere gefährlichen Abgründe, unser unterdrückter Hass,
unsere langen Phasen von Schwäche und Verzweiflung sind unwichtig: Wenn wir
erst all das korrigieren, um dann erst auf die Suche nach unseren Träumen zu
gehen, werden wir das Paradies nie erreichen. Wenn wir aber alles, was an uns
nicht gut ist, akzeptieren und dennoch finden, dass wir ein frohes, glückliches
Leben verdient haben, öffnen wir ein riesiges Fenster, durch das die Liebe
hereinströmen kann. Ganz allmählich werden unsere Mängel von ganz allein
verschwinden, denn wer glücklich ist, kann die Welt mit den Augen der Liebe
sehen - diese Kraft regeneriert alles, was im Universum existiert.
    Im Buch Die Brüder Karamasow erzählt uns Dostojewskij die
Geschichte des Großinquisitors, die ich hier mit eigenen Worten wiedergebe:
    Während der religiösen
Verfolgungen in Sevilla, als alle, die nicht mit der Kirche übereinstimmen,
gefangen genommen und bei lebendigem Leibe verbrannt werden, kommt Christus
auf die Erde zurück und mischt sich unter das Volk. Der Großinquisitor bemerkt
Jesu Gegenwart und lässt ihn festnehmen.
    Nachts besucht er Jesus in seiner
Zelle und fragt ihn, warum er gerade in diesem Augenblick zurückgekommen sei.
»Du störst uns«, sagt der Großinquisitor. »Deine Ideen waren sehr schön, aber
wir sind es, die sie in die Praxis umsetzen.« Er sagt Christus, dass die
Inquisition zwar in der Zukunft streng verurteilt werden würde, aber notwendig
sei und ihre Rolle erfülle. Es bringe nichts, über Frieden zu sprechen, wenn im
Herzen der Menschen Krieg herrscht; auch nicht von einer besseren Welt zu
reden, wo es so viel Hass und so viel Armut im Herzen der Menschen gibt. Es
bringe nichts, sich im Namen der Menschheit aufzuopfern, weil der Mensch noch
unter seinen Schuldgefühlen leidet. »Du hast gesagt, alle Menschen seien
gleich, trügen das göttliche Licht in sich, aber du hast vergessen, dass die
Menschen unsicher sind und jemanden brauchen, der sie leitet«, sagt der
Großinquisitor und führt dann noch eine ganze Reihe brillanter Argumente ins
Feld.
    Als er endet, herrscht lange Zeit
Stille in der Zelle. Dann tritt Jesus zum Großinquisitor und küsst ihn auf die
Wange.
    »Du magst recht haben«, sagt
Jesus. »Aber meine Liebe ist stärker.«
    Wir sind nicht allein. Die Welt
verändert sich, und wir sind Teil dieser Veränderung. Die Engel führen und beschützen
uns. Trotz aller Ungerechtigkeit, obwohl Dinge mit uns geschehen, die wir nicht
verdient haben, obwohl wir uns unfähig fühlen, unsere eigenen Mängel und die
der Welt zu beheben, trotz aller brillanten Argumente des Großinquisitors -
die Liebe ist noch stärker und wird uns helfen zu wachsen.
    Und erst dann werden wir imstande
sein, die Sterne, die Engel und die Wunder zu begreifen.
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