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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Autoren: Paul Preuss
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mir noch in lebhaftester Erinnerung. Die Geschichte beginnt auf der Marsstation …«
     
    Die Minuten verstreichen schnell, jetzt ist es fast acht. Die Bediensteten sind in den dunklen Durchgängen erschienen, in der Absicht, die Anwesenden mit leisem Nachdruck daran zu erinnern, daß das Dinner serviert werden kann.
    Aber Kingman hat ein gutes Tempo vorgelegt und kommt gerade zum Ende seiner Erzählung. »… daher waren wir gezwungen, uns zurückzuziehen. Wir hatten keine Wahl. Es war der beste und einzige Ausweg, der uns blieb.«
    Es entsteht ein längeres Schweigen, bevor Bill sich zu Wort meldet. »Eine recht interessante Geschichte, Rupert«, sagt er. »Jetzt begreife ich auch die Verbindung zu dem Eichhörnchen. Auf der einen Seite stehen Sie mit all Ihrer Feuerkraft, als Befehlshaber eines der mächtigsten Raumschiffe des Sonnensystems, und auf der anderen Seite eine unbewaffnete Frau auf der Oberfläche eines mickrigen, kleinen Felsbrockens …«
    »Bill, ich muß doch sehr …«
    Manchmal, wenn ihn die blinde Wut übermannt, kann Bill sich nicht beherrschen, und er wird unnötigerweise beleidigend, wo ein Tadel gereicht hätte. »Wären Sie an Ihrer Stelle ebensogut gewesen? Glauben Sie, Sie hätten dem besten Gerät und den besten Leuten, die der Freie Geist aufbieten kann, ebenfalls Paroli bieten … nein, sie davonjagen können? Wie hätten Sie abgeschnitten, wenn Sie das Eichhörnchen, und sie die Jägerin gewesen wäre?«
    Kingmans adlige Gesichtszüge fallen ein; er wird blaß. »Sie ist nicht menschlich, Bill.« Er erhebt sich steif. »Das haben wir Ihnen zu verdanken.«
    Damit weist er Bill in seine Schranken, wie er eingestehen muß.
    Der Gastgeber verläßt mit gehobenem Kopf die Bibliothek. Trotz seines Alters gibt er sich alle Mühe, die Schultern nach alter Regimentsart gerade zu halten.
    Die anderen Anwesenden sehen Bill mit unterschiedlicher Mißbilligung an. Nur Jürgen ist ungezogen genug, zu lachen.
     
    Der nächste Morgen bringt einen jener frischen Oktobertage, an denen die träge Sonne und der Dunst die Landschaft in ein flächiges orientalisches Gemälde verwandeln. Bill genießt die Aussicht von der Terrasse, als Kingman aus dem Haus tritt. Er scheint nicht erfreut, ihn zu sehen.
    »Rupert«, sagt Bill, »ich hatte wirklich nicht die Absicht …«
    »Wenn Sie mich entschuldigen würden«, unterbricht er seinen Erklärungsversuch. »Ich denke, ich werde es noch einmal mit der Baumratte versuchen. Vielleicht erwische ich sie diesmal.«
    Bill sieht ihm lange nach, wie er über den taufeuchten Rasen in das rötliche Farn schreitet. Schließlich verschwindet er auf der anderen Seite des flachen Tals im herbstlichen Wald.
    Wenige Minuten später hört Bill den Schuß. Nicht das Donnern einer Jagdbüchse, sondern den scharfen Knall einer Pistole.
    Bill steht am Steingeländer und beobachtet, wie ein hellgelbes Blatt am Waldrand zu Boden schwebt. Nacheinander kommen die anderen aus dem Haus.
    »Der arme Kingman«, sagt Jürgen und muß ein Kichern unterdrücken.
    »Er hätte fliehen sollen. Als er wußte, daß … Sie es war«, sagt Martita.
    »Die Akte, die er über sie hatte, war nicht komplett«, sagt Bill. »Aber das entschuldigt nichts. Er hätte sie besiegen können, wenn er schneller gehandelt hätte.«
    »Damit wollen Sie vermutlich andeuten, daß wir die Doradus dann nicht verloren hätten. Und die eine Hälfte ihrer Mannschaft nicht tot und die andere nicht auf der Flucht?«
    Bill schweigt verärgert.
    »Man kann deutlich sehen, daß sie sich an alles erinnert, was man ihr beigebracht hat«, bemerkt Jack. »Die Weisheit ist in ihr nicht ausgelöscht worden.«
    »Egal«, sagt Bill entschlossen. »Jetzt sind wir unangreifbar. Der Neue Mensch ist unzerstörbar.«
    Woraufhin Jürgen verächtlich schnaubt. »Das haben Sie schon einmal gesagt. Und sich geirrt, genau wie Kingman. Bill, wieso sollten wir Sie leben lassen, wenn Kingman für einen solch unbedeutenden Fehler hat sterben müssen?«
    »Mich leben lassen?« Bill kehrt Feldern und Wald den Rücken zu und sieht sie an. »Ich glaube, die Frage können Sie selber beantworten.«
    Bis zu diesem Augenblick hatten sie keine Ahnung, welche Abmachung Bill mit Kingman treffen wollte, oder wen er für diesen Auftrag eingeplant hatte. Aber gerade kommt der Mann aus dem Wald. Sein lockiges, rotes Haar, sein Kamelhaarmantel und seine Schweinslederhandschuhe machen ihn zu einem unverwechselbaren orangefarbenen Punkt in der Landschaft.
    Bill
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