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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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Tropen.
    »Setzen Sie sich«, forderte er ihn auf und deutete auf einen Stuhl. Auf der Veranda standen nur zwei Stühle und ein dazu passender Kaffeetisch. Ein paar hundert Meter sandigen, verbrannten Rasens trennten sie vom klaren smaragdgrünen Ozean, an der Stelle, wo der Nordatlantik auf den Golf von Mexiko trifft. Am Ufer faltete ein Mann ein Netz an der Seite seines Bootes. In der Morgenluft lag der erdige Geruch feuchter Tropenvegetation, und die frühen Regenschauer zogen weiter zum Kontinent.
    »Weshalb sind Sie hier?«
    »Ich bin Historiker. Ich schreibe über den Krieg.«
    »Welchen Krieg?«

    Für einen Moment hatte Hadley vergessen, dass Florin in mehr als einem Krieg gewesen war.
    »Tut mir leid. Ich meine den Spanischen Bürgerkrieg, Mr Florin.«
    »Und was wissen Sie über Kriege, junger Mann?«, fragte Florin und sah Hadley herausfordernd an.
    »Ich versuche, etwas zu lernen.«
    »Was kann ich Ihnen schon sagen, über das nicht bereits geschrieben wurde …«
    Das war nicht einmal eine Frage.
    »Ich schreibe über Schlachten, Mr Florin. Das ist mein Gebiet.«
    »Welche?«
    »Madrid.«
    »Ich war auch dort, am Casa de Campo.« Jesús nickte. »Allerdings nicht lange.«
    »Tatsächlich?«, fragte Hadley überrascht. »Soweit ich weiß, war die Elfte dort …«
    »Man hat nach mir geschickt«, unterbrach ihn Jesús. »Mercer hat mich rufen lassen.« Er runzelte die Stirn. »Und ich bin nicht wieder an die Front zurückgekehrt. Jedenfalls nicht an diese Front.«
    Hadley schwieg.
    Leise sagte Jesús: »Sagen Sie ihr, dass Sie einen Kaffee wollen.«
    Hadley ging zurück in das bescheidene Wohnzimmer und öffnete die Tür zum Gang. Schwester Miriam hatte danebengestanden und zuckte zusammen.
    »Einen Kaffee. Sofort, bitte!«, verlangte Hadley. Zielstrebig marschierte sie los.
    »Wohin gingen Sie nach Madrid?«

    »Nach Russland«, antwortete Jesús beiläufig. »Mit dem Gold.«
    Das hatte Hadley nicht erwartet.
    »Sie sind mit der Ladung von der spanischen Bank gefahren?«
    »Sind Sie nicht deswegen hier?« Jesús blickte auf und forderte ihn heraus, es zu leugnen.
    »Nein …« Hadley zögerte. »Nein, ganz und gar nicht… Es ist nur so, dass ich …«
    »Nun, die anderen wollten das jedenfalls wissen. Sogar Camilo und Ché. Aber es gibt nichts zu wissen.«
    Die Schwester kam mit dem Kaffee und sah die beiden Männer misstrauisch an.
    »Haben Sie ein Auto?«, fragte Florin seinen Besucher.
    »Ja.«
    »Dann gehen wir essen. Morgen. Sie können mich abholen.«
    »Ich werde für Sie um Erlaubnis bitten müssen«, warf Miriam ein.
    »Sehen Sie? Ich habe meinen eigenen Lawrenti Beria, der auf mich aufpasst.«
    »Seien Sie nicht so gemein!«, protestierte sie.
    Florin lachte.
     
    Die Fakultät für Geschichte arrangierte einen kleinen Empfang für Hadleys Verabschiedung. Dr. Asencio sagte ein paar freundliche Worte und sprach von den wachsenden akademischen Verbindungen seines Landes mit seinen europäischen Freunden.
    »Natürlich weist unsere Geschichte zu viele Gemeinsamkeiten auf, als dass wir annehmen dürften, dass wir auf
getrennten Wegen weitergehen könnten«, erklärte er den versammelten Mitgliedern. »Die Geschichte des alten Kontinents ist auch unsere Geschichte, und die spanische Geschichte in der Neuen Welt begann genau hier.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Boden. »Genau an dieser Küste.«
    Hadley dankte dem Fakultätsleiter aufrichtig und stieß mit ihm zusammen an – auf Kuba, auf Spanien und auf Freundschaft.
    Dr. Asencio bugsierte Hadley zu dem Eichentisch, der als Bar diente, und goss ihm einen weiteren Rum ein.
    »Darf ich Ihnen jemanden vorstellen?«, sagte er und deutete mit dem Arm voran. Der Mann, der auf Hadley zukam, war ein wenig kleiner als er, schien über vierzig zu sein und trug einen eleganten Leinenanzug, der seine sportliche Figur nicht verbarg. »Aquiles Sierra aus unserem Innenministerium.«
    »Professor Hadley, wir fühlen uns durch Ihren Besuch geehrt.« Sierra schüttelte ihm kräftig die Hand. »Welch schlimme Zeiten Ihr Land gerade durchmacht. Ich hoffe, Ihrer Familie geht es gut?« Seine Stimme klang warm und herzlich, aber sein Blick war kalt. Florin hatte ihn gewarnt.
    »Ja, vielen Dank«, antwortete Hadley und registrierte die getönte Brille und die teure Armbanduhr seines Gegenübers. »Ich habe keine Familie in Spanien. Ich bin allein.«
    Drei Tage nach Hadleys Abreise nach Kuba war ein Zug bei der Einfahrt in den Bahnhof Atocha in Madrid in die Luft
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