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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke
Autoren: Bill Vidal
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gesprengt worden. Mercedes war in Madrid gewesen  – sie hatte Jack zum Flughafen Barajas gefahren und wollte ein paar Tage in der Stadt bleiben, um einzukaufen und Freunde zu besuchen.

    Als Hadley davon erfahren hatte, hatte er panisch versucht, sie auf dem Handy zu erreichen, und jeden Bekannten angerufen, der wissen könnte, wo sie sich aufhielt, bis er sie schließlich sicher zu Hause in Salamanca gefunden hatte. »Nachdem die Bomben hochgegangen sind, bin ich gefahren«, erklärte sie um drei Uhr morgens gähnend. »Bei den ganzen Polizeisirenen und den Wählerversammlungen war Madrid einfach unerträglich.«
    Hadley war sich sicher, dass Sierra das alles wusste. Bis hin zu der Tatsache, dass Jacks Exfrau Jenny mit ihren Kindern in London wohnte und er sich mit Mercedes eine Wohnung in Kastilien teilte.
    »Heutzutage kann man sich nirgendwo sicher fühlen, nicht wahr?«, bemerkte Sierra und runzelte die Stirn, um seine Besorgnis zu betonen, doch dann schüttelte er den Kopf, als wolle er solch unangenehme Themen verscheuchen, und fuhr in leichterem Tonfall fort: »Nun, sagen Sie mir, Professor, hat Ihnen der Aufenthalt hier gefallen?«
    »Sehr sogar«, erwiderte Hadley aufrichtig.
    »Und wie finden Sie unseren berühmten Helden? Sie haben ihn doch hoffentlich getroffen?«
    Als ob er das nicht wüsste, dachte Jack, der sich in Sierras Gegenwart unwohl zu fühlen begann.
    »Ja, zwei Mal. Ein reizender Mensch.«
    Sierra legte seinen wohlfrisierten Kopf in den Nacken und stieß ein gekünsteltes Lachen aus.
    »Man hat ihn ja schon als vieles bezeichnet… aber reizend? Oh, ihr Engländer!«, rief er mit gespieltem Erstaunen.
    Hadley zuckte lächelnd die Achseln. »Wir waren zusammen essen. Er kann wunderbare Geschichten erzählen.«
    »Über unser Land?«

    »Ja, darüber und über sein Leben davor.«
    »Ja.« Sierras Miene wurde ernst. »So viel Leben davor. Ich denke, wir werden nie alles darüber erfahren.« Er starrte Hadley an. »Meinen Sie nicht auch?«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, antwortete Hadley, der das Gespräch gerne beenden wollte.
    »Man sagte mir, dass Sie sich für sein Leben in Spanien interessieren.« Sierras hochgezogene Augenbrauen deuteten an, dass das eine Frage sein sollte.
    »Ja.« Hier fühlte sich Hadley sicherer. »Der Winter 1936 und der Kampf um Madrid.«
    »Und haben Sie Ihre Antworten erhalten, Professor?«
    »Einige«, erwiderte Hadley. »Aber, wie Sie schon sagten, ich erwarte nicht, dass wir jemals die ganze Geschichte zu hören bekommen.«
    »Nein«, bemerkte Sierra abschließend. Hadley spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. »Werden Sie ihn noch einmal sehen?«
    »Morgen«, gab Hadley zu. »Ich habe ihm versprochen, ihn noch einmal zu besuchen, bevor ich abreise.«
    Sierra nickte, zündete sich eine Zigarre an und ging ohne ein weiteres Wort davon.
     
    Sie aßen in Varadero. Florin hatte es ausgesucht.
    »Da gehen die Touristen hin«, hatte er lauter als notwendig erklärt, damit Schwester Miriam es hören konnte. »Da muss das Essen gut sein.«
    Hadley fuhr in Dr. Asencios Lada Richtung Osten und warf Florin einen Seitenblick zu. Als er ihn am Tag zuvor gesehen hatte, war er ihm gebrechlich vorgekommen, doch heute war er allein aus dem Bungalow getreten, aufrecht
und unerwartet munteren Schrittes. Um die Schultern trug er ein beigefarbenes Cape und auf dem Kopf ein schwarzes Barett, das er gerade aufgesetzt hatte, in der unauffälligen Art, wie es die baskischen Bauern tragen, nicht in dem arroganten schiefen Winkel wie die Revolutionäre.
    »Reines Vicuña«, erklärte Florin, als er Jacks Blick bemerkte, und befühlte eine Ecke des Capes zwischen Daumen und Zeigefinger. »Hat mir Ménem geschenkt.«
    »Ménem?«, fragte Hadley überrascht. »Ich hätte nicht gedacht, dass er Ihr Typ ist«, fügte er scherzhaft hinzu.
    »In Argentinien nennt man das einen Poncho, wussten Sie das?« Florin ignorierte den politischen Seitenhieb.
    »Ich dachte immer, bei Ponchos sei ein Loch in der Mitte«, spielte Hadley das Spiel mit.
    »Da wo ich herkomme, ist das so«, erwiderte Florin. Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Aber dieselben Worte haben unterschiedliche Bedeutungen. Sogar in derselben Sprache auf demselben Kontinent.«
    Jack war klar, dass Florin jetzt nicht mehr spielte.
    Florins Geschichte hatte Jack schon lange vor ihrem Treffen fasziniert. Jesús María Florin del Valle war von Geburt Mexikaner, aber von der Abstammung her zum größten Teil
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