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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir
Autoren: Charlaine Harris
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kennenzulernen.«
    Allgemeine Zustimmung und Nicken in der Runde, wenn auch etwas verhalten. Kandace konnte die anderen Einzelgänger verraten haben, weil sie es für das Richtige gehalten hatte oder aber weil sie der geborene Spitzel war. Es war sicher das Beste, wenn man erst mal abwartete.
    »Ich finde, wir sollten diese Einzelgänger gehen lassen«, rief ein älterer Mann. »Aber sorgt dafür, dass sie niemals irgendwo einem Rudel beitreten können. Informiert alle über sie.«
    Van schloss die Augen. Ich konnte allerdings nicht sagen, ob vor Erleichterung oder aus Kummer. Coco weinte. Und Laidlaw spuckte auf den Boden. Nicht gerade klug, wenn die Leute um einen herum entscheiden sollten, ob man am Leben blieb oder starb.
    Schlussendlich wurden sie freigelassen. Völlig formlos. Roy löste ihre Fesseln und zischte nur: »Verschwindet.«
    Eric wandte den Blick ab, um sein Entsetzen über einen solchen Mangel an Ritual zu verbergen. Laidlaw lief Richtung Osten davon, wenn auch etwas unbeholfen wegen seiner bandagierten Schulter. Coco und Van gingen nach Norden. Und schon im nächsten Moment waren sie alle außer Sichtweite, und das war das Ende der gefährlichen Einzelgänger, soweit es das Reißzahn-Rudel betraf.
    Blieb noch Jannalynn. Auf eine Geste von Alcide hin löste Roy auch ihre Fesseln, und sie erhob sich zu ihrer ganzen unbeeindruckenden Größe. Sie rieb sich die Handgelenke und streckte sich.
    Mustapha stand bereit auf dem sandigen Volleyballplatz, um sie herauszufordern.
    »Ich bring dich um«, knurrte er mit seiner tiefen Stimme. Er trug nicht einmal die übliche Sonnenbrille.
    »Versuch’s nur, Nigger«, sagte Jannalynn und streckte die rechte Hand aus. Sie bekam ebenfalls ein Schwert, das Roy ihr reichte. Das überraschte mich. Eine Hinrichtung wäre hier doch wohl angebrachter gewesen als das Recht auf einen Zweikampf, fand ich. Aber mich hatte natürlich wieder mal keiner gefragt.
    Sie versuchte, Mustapha noch wütender zu machen mit ihrer Beleidigung, aber das Schimpfwort hatte nicht die geringste Wirkung auf ihn. Einige Rudelmitglieder wirkten angewidert. Und der Rest … wie Leute, die darauf warteten, dass ein spannendes Sportereignis begann. Ich sah Eric an, er schien interessiert, mehr aber auch nicht. Und plötzlich hätte ich ihm am liebsten einen Schlag versetzt. Diese Frau da hatte eine verzweifelte Stripperin dazu überredet, Elfenblut zu trinken und einen Vampir zu verführen, beides gefährliche Prozeduren mit ungewissem Ausgang. Okay, Kym Rowe mochte vielleicht entschlossen genug gewesen sein, ihren eigenen Tod zu riskieren. Aber das machte doch Jannalynns Intrige kein bisschen weniger bösartig oder den Schmerz, den ich infolgedessen empfunden hatte, erträglicher.
    Ich fand, dass sie den Tod allein schon dafür verdient hätte, was sie Sam angetan hatte. Sein Gesicht war ganz angespannt vor lauter Anstrengung, seine Gefühle nicht hervorbrechen zu lassen. Es war herzzerreißend.
    Einen Augenblick lang umkreisten die beiden Kämpfer einander, und plötzlich vollführte Jannalynn einen ihrer Luftsprünge, in der Hoffnung, auf Mustapha zu landen.Der einsame Wolf wich mit einer Drehung aus, und sein Schwert kreuzte das ihre. Wirbelnd ging sie zu Boden. Doch in der nächsten Sekunde war sie schon wieder auf den Beinen und ging zum Angriff über. Mustapha hatte mal zu mir gesagt, dass er sich nicht sicher sei, ob er einen Kampf gegen Jannalynn gewinnen könnte, und einige Minuten lang war sie im Vorteil. Nicht nur, dass sie wie eine Wilde auf ihren Gegner einhieb – das war kein Fechten wie bei Robin Hood –, sie schrie, sie kreischte, sie tat alles, was ihr möglich war, um Mustapha zu verwirren und aus dem Konzept zu bringen.
    Mir fiel auf, dass sie sich immer näher an den Rand des Sandplatzes heranarbeitete. Immer näher an Alcide und Sam heran.
    Sie mochte ja eine Werwölfin sein, aber manche Absichten waren so deutlich, dass ich sie nicht übersehen konnte.
    »Achtung, sie hat’s auf euch abgesehen!«, rief ich warnend, und die Worte hatten meinen Mund kaum verlassen, da setzte Jannalynn auch schon zum Sprung an, wirbelte herum und landete fast auf Alcide, der im allerletzten Moment noch zur Seite ausweichen konnte.
    Sie hatte Sam erwischt.
    Er ging zu Boden, und Blut schoss hervor. Jannalynn hielt schockiert darüber, ihren Freund verletzt zu haben, einen Augenblick lang inne, und in diesem einen Augenblick packte Mustapha sie beim Haar, warf sie in den Sand und köpfte sie.
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