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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir
Autoren: Charlaine Harris
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reißen würde. Seit ich wusste, wer versucht hatte, Eric in Schwierigkeiten zu bringen, war mir klar, dass seine Beziehung mit mir zu dieser Situation geführt hatte. Claude oderJannalynn hätten ihn nie ins Visier genommen, wenn ich nicht gewesen wäre. Und das war eine solche Umkehrung der normalen Verhältnisse – ich war zur Zielscheibe so vieler Intrigen geworden, weil Eric mein Liebhaber war –, dass ich es gar nicht richtig begreifen konnte. Wie viel von dem, was herausgekommen war, wusste Eric eigentlich, fragte ich mich. Doch ich konnte mich nicht aufraffen, ihn anzurufen und ihm alles zu erzählen.
    Er hatte gewusst, dass ich das Cluviel Dor besaß, und er hatte erwartet, dass ich es benutzen würde, um ihn aus dem Arrangement zu befreien, das Appius mit Freyda getroffen hatte.
    Und vielleicht hätte ich das sogar auch getan. Vielleicht würde ich es immer noch tun. Es schien die naheliegendste Lösung zu sein, das Offensichtlichste, um die magische Elfenkraft einzusetzen. Doch es kam mir so vor, als würde Eric von mir erwarten, dass ich ihn auf magische Weise aus einer Situation befreite, die er eigentlich aus eigenem Antrieb lösen müsste. Er sollte mich stark genug lieben, um Freyda einfach zu widerstehen. Es war so, als wollte er die Entscheidung aus der Hand geben.
    Das war ein Gedanke, den ich gar nicht denken wollte. Doch einen Gedanken kann man nicht einfach ausradieren. Wenn er einem erst mal gekommen ist, dann bleibt er auch.
    Ich wäre wahnsinnig gern absolut überzeugt davon gewesen, dass es richtig wäre, das Cluviel Dor aus der Rocktasche meines Sommerkleids zu ziehen und mir von ganzem Herzen zu wünschen, Eric möge bei mir bleiben.
    Ich legte mich erst einmal zu einem dringend benötigten kurzen Schlaf hin. Nachdem ich wieder aufgestanden war, machte ich mir in der Mikrowelle eine Lasagnewarm, auch wenn ich gar nicht richtig hungrig war, und stocherte darin herum, während ich nachdachte. Keiner im Merlotte’s hatte Neuigkeiten über weitere auf rätselhafte Weise gerissene Rehe gehört, und inzwischen war ich mir sicher, dass es auch nie wieder welche geben würde. Was aus dem Hooligans wohl werden würde, fragte ich mich, das jetzt vermutlich leer stand. Aber das ging mich alles nichts mehr an. Meine Güte, die Elfen hatten im oberen Stockwerk bestimmt einige Sachen zurückgelassen! Die könnte ich ja gleich heute Abend noch zusammenpacken. Nicht, dass es irgendeine Adresse zum Nachsenden gegeben hätte.
    Na, ich könnte sie wenigstens zur Wohlfahrt bringen.
    Eine Zeit lang sah ich fern – einen alten Schwarz-Weiß-Film über einen Mann und eine Frau, die einander liebten, aber alle möglichen Hindernisse überwinden mussten, um zusammenzukommen, dann eine Kochshow und noch zwei Folgen von ›Jeopardy‹. (Ich konnte keine Frage richtig beantworten.) Außer einer Spendenorganisation rief niemand bei mir an. Ich gab nichts.
    Es war nicht zu überhören, wie enttäuscht sie von mir waren.
    Als das Telefon wieder klingelte, hob ich ab, ohne die Lautstärke des Fernsehers herunterzustellen.
    »Sookie?«, sagte eine vertraute Stimme.
    Ich drückte auf den Aus-Knopf der Fernbedienung. »Alcide, wie geht’s Warren?«
    »Schon viel besser. Ich glaube, er wird wieder genesen. Hör mal, ich brauche dich und Sam heute Abend hier draußen auf der alten Farm.«
    »Auf der Farm deines Dads?«
    »Ja. Es wurde verlangt, dass du kommst.«
    »Von wem?«
    »Von Jannalynn.«
    »Du hast sie gefunden?«
    »Ja.«
    »Und Sam auch? Sie will auch Sam sehen?«
    »Ja. Sie hat auch ihn betrogen. Er hat ein Recht darauf, dabei zu sein.«
    »Hast du ihn schon angerufen?«
    »Er ist auf dem Weg und holt dich ab.«
    »Muss ich kommen?«, fragte ich.
    »Du klingst ja so weinerlich, Sookie.«
    »So fühle ich mich auch, Alcide. Ich habe das alles so satt, und es ist noch so viel mehr Mist passiert, als du weißt.«
    »Ich habe selbst genug um die Ohren, das reicht mir schon. Komm einfach. Und falls du dieser kleinen Soiree dann lieber beiwohnen solltest: Dein Schatz wird auch hier sein.«
    »Eric?«
    »Ja. Der König der Kälte höchstpersönlich.«
    Furcht und Sehnsucht durchrieselten mich. »Okay«, sagte ich. »Ich komme.«
    Als ich Sams Pick-up meine Auffahrt heraufkommen hörte, traf mich der Schlafmangel, den ich die Nacht zuvor erlitten hatte, mit voller Wucht. Ich hatte die paar Minuten bis zu seinem Eintreffen damit zugebracht, mir den Weg zur Farm von Alcides Familie ins Gedächtnis zu rufen, und eine
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