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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir
Autoren: Charlaine Harris
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hatte. »Dann wärst du kein Elf mehr«, erklärte Niall. »Die Elfen in Amerika verlassen alle diese Welt. Entscheide dich.«
    Es schmerzte geradezu, den Konflikt in Dermots Gesicht mitanzusehen. »Sookie«, sagte er, »wer kann die Renovierung oben fertig machen?«
    »Ich heuere Terry Bellefleur an«, versicherte ich ihm. »Auch wenn er nicht so gut ist wie du, Dermot.«
    »Kein Fernsehen«, meinte Dermot. »Die Heimwerkersendungen werde ich wirklich vermissen.« Dann lächelte er. »Aber ohne mein ureigenes Wesen kann ich nicht leben, und ich bin dein Sohn, Niall.«
    Niall strahlte Dermot an, und genau das hatte Dermot sich sein Leben lang gewünscht.
    Ich stand auf, denn ich konnte ihn unmöglich ohne eine letzte Umarmung gehen lassen. Mir kamen sogar die Tränen, womit ich nicht gerechnet hatte. Sie gaben mir alle einen Kuss, sogar Bellenos, dessen spitze Zähne mir dabei leicht über die Wange streiften und in dessen Brust ein lautloses Kichern gluckste.
    Niall machte ein paar rätselhafte Zeichen über meinem Kopf und schloss die Augen, genau so wie ein Priester beim Segensspruch. Und ich spürte, dass sich etwas änderte, im Haus, im Land.
    Und dann waren sie alle verschwunden. Sogar Claude.
    Ich war verblüfft. Und ich hätte schwören können, dassdrüben in Monroe im Hooligans die Bar leer stand und die Türen verschlossen waren.
    Die Elfen hatten Amerika verlassen. Und ihr Abfahrtsort? Bon Temps, Louisiana. Im Wald hinter meinem Haus.

Kapitel 16
    Wie man sich vorstellen kann, war es nicht leicht, danach einfach weiterzumachen und einen normalen Tag zu verleben.
    Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, und dennoch war ein Albtraum nach dem anderen gekommen.
    Aber nachdem ich geduscht und das Wohnzimmer aufgeräumt hatte, das während der Elfenprügelei ein wenig gelitten hatte, fand ich mich am Küchentisch wieder und versuchte, das alles erst einmal zu verdauen: gestern Abend, heute Morgen.
    Es kostete mich jede Menge Kraft, das zu tun. Und als ich mein geistiges Haus so halbwegs wieder in Ordnung gebracht hatte, musste ich mich erst einmal mit etwas ganz anderem beschäftigen. Zum Glück hatte ich das Geeignete direkt vor der Nase.
    Unter den Geschenken, die ich gestern Abend auf den Tisch geworfen hatte, waren auch Pams kleine Schachtel, Bills Päckchen und Sams Umschlag, den ich noch nicht geöffnet hatte. Pam hatte mir ein Parfüm mit einem ganz wunderbaren Duft geschenkt. Von Bill hatte ich eine Kette mit einer Kamee als Anhänger bekommen. In dem Relief war das Profil meiner Gran zu erkennen. »Oh, Bill!«, rief ich aus. »Wie rührend!« So ein Geschenk konnte nichts mehr übertrumpfen, dachte ich, als ich nach Sams Umschlaggriff. Vermutlich eine witzige Geburtstagskarte – und beigelegt vielleicht ein Gutschein.
    Sam hatte mich zur offiziellen Geschäftspartnerin des Merlotte’s gemacht. Mir gehörte jetzt rechtskräftig ein Drittel der Bar.
    Ich legte den Kopf auf den Tisch und stieß eine ganze Tirade von Flüchen aus. Aber vor lauter Glück.
    Die letzten vierundzwanzig Stunden waren wahrlich mein ganz persönlicher Pfad der Tränen gewesen. Und nichts Geringeres!
    Schließlich hievte ich mich aus dem Küchenstuhl, legte etwa eine Tonne Make-up auf, zog ein leichtes Sommerkleid an und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Es wurde Zeit, ins Land der Lebenden zurückzukehren, in die Alltagswelt. Ich wollte von keinem weiteren Geheimnis oder Leiden oder Betrug hören.
    Ich musste aufbrechen, da ich mit Kennedy zum Frühstück verabredet war, im LaLaurie’s, das (wie sie mir versichert hatte) einen großartigen Sonntagsbrunch servierte. Bislang hatte ich noch nie etwas gegessen und es »Brunch« genannt. Aber heute tat ich’s, und es war wirklich exzellent. Und sogar mit weißer Tischdecke und Stoffservietten! Kennedy trug ebenfalls ein hübsches Sommerkleid, und ihr Haar war in vollem Schönheitswettbewerb-Modus. Den Knutschfleck an ihrem Hals hatte ihr Make-up allerdings nicht ganz abdecken können.
    Kennedy war bester Laune und vertraute mir sehr viel mehr an, als ich wissen wollte über die Glückseligkeit, die nun zwischen Danny und ihr herrschte. Danny erledigte in diesem Augenblick Besorgungen für Bill Compton, da er heute nicht im Baumarkt (der sonntags geschlossen hatte) arbeiten musste. Es würde alles funktionieren. Er würdegenug zum Lebensunterhalt verdienen. Und sobald ihre finanzielle Situation sich stabilisiert hatte, würden sie vielleicht sogar zusammenziehen.
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