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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow
Autoren: Polina Daschkowa
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Fürsten anden Spieltisch gelockt, wo er beim Black Jack fünfzigtausend Dollar in den Sand gesetzt hat.«
    »Deine Nachrichtenagentur funktioniert wirklich gut, Wanja«, bemerkte Tschernow ironisch. »Und was weiter?«
    »Nichts weiter. Nodar ist zwar ein Fürst, hängt aber trotzdem sehr an seinem Geld. Kalaschnikow hatte Mitleid, hat ihm Zahlungsaufschub gegeben. Jetzt steht Täuberichs Mann bei unserem Nachtclubbesitzer tief in der Kreide. Und von Ljalja kommt er auch nicht los. Hat sich verliebt. Auch dafür hat Kalaschnikow Verständnis und hat Ljalja freigegeben, damit der Fürst nicht zähneknirschend mitansehen muß, wie sie öffentlich ihren Striptease tanzt. Das alles wird sowohl vor Täuberich wie vor Lunjok geheimgehalten.«
    »Und der Anschlag?« fragte Tschernow.
    »Der Anschlag ist vorher passiert, bevor Nodarik im Casino auftauchte. Eine saubere Sache war das, ohne Schießerei und Schlägerei. Einfach ein Gespräch. Einer von meinen Männern war dabei. Ich habe Täuberich ja schon lange auf dem Kieker und finde, langsam wird es Zeit, daß unser gefiederter Freund einen Platz in unserem Taubenschlag bekommt.«
    Kusmenko kniff wie eine Katze die Augen zusammen.
    »Und jetzt, bei diesem Mord, schnappe ich mir das Vögelchen.«
    »Das dürfte kaum seine Arbeit gewesen sein.« Tschernow zuckte mit den Achseln. »Was hätte er davon? Ja, der Erbfürst – der hätte allen Grund gehabt, Kalaschnikow umzubringen, so wie die Lage war. Er hätte nicht einmal einen Killer engagieren müssen, er selber hätte ihn einfach aus dem Gebüsch abknallen können. Was ist denn nun, Wanja, fährst du mit oder nicht? Ich rate dir gut, warte ab und laß die Ballerina vorläufig in Frieden.«
    »Wahrscheinlich hast du recht, Shenja«, erwiderte der Major nach kurzem Nachdenken. »Ich bin wohl zu hitzig. Ich möchte Golbidse einfach zu gern erwischen. Schon so lange. Gut, fahren wir. Soll die Ballerina sich erst mal erholen.«

Kapitel 2
    Draußen dämmerte es. Katja wußte, sie würde nicht mehr einschlafen. Ständig sah sie Glebs totes Gesicht vor sich. Sie spürte noch sein Blut auf ihren Händen, hörte den halblauten Knall aus dem Gebüsch. Sonderbar, daß ein so kurzes Geräusch so lange in den Ohren klingen und sich mit der hallenden Stille des Zimmers vermischen konnte.
    Katja drückte ihre Zigarette aus und stellte den Wasserkocher an. Sie trug einen warmen Frotteemantel und wollene Socken, trotzdem zitterte sie vor Kälte.
    Sie konnte nicht die ganze Nacht so sitzen bleiben. Irgendwie mußte sie diese schrecklichen leeren Stunden ausfüllen. Verschwommen war ihr bewußt, daß sie unter Schock stand. Wenn der Schock nachließ, würde sie weinen können, aber jetzt war sie dazu noch nicht fähig. Sie wußte nicht, wohin mit sich.
    In der Wohnung war es totenstill. Shannotschka war auf dem Sofa im Wohnzimmer unter einer dünnen Wolldecke eingeschlafen.
    Der Wasserkocher begann leise zu bullern und schaltete sich automatisch aus. Katja warf zwei Teebeutel auf einmal in den großen Keramikbecher, tat Zucker dazu und erstarrte aufs neue, die heiße Tasse umklammernd. War es falsch gewesen, dem mürrischen Major von der Miliz nichts von den anonymen Anrufen zu erzählen? Oder hatte sie das richtig gemacht? Aber welche Rolle spielte das jetzt noch! Gleb war in ihren Armen ermordet worden. Sie hatte gespürt, wie sein Körper sich heftig aufgebäumt hatte und gleich darauf erschlafft war. Gleb hatte keine Zeit mehr gehabt, zu begreifen, sich zu wundern oder zu erschrecken.
    Einen Augenblick zuvor hatte er noch geflucht, einen blödsinnigen Schlager gesungen, und dann auf einmal waren seine Augen, die fröhlichen, betrunkenen, vertrauten graublauen Augen mit den grüngeränderten Pupillen, dengeschwollenen Lidern und den kurzen rötlichen Wimpern, fremd und kalt geworden, hatten durch Katja hindurch ins Nichts gestarrt.
     
    Sie kannten einander seit früher Kindheit. Katjas allererste, verschwommene Erinnerungen waren bereits mit Gleb Kalaschnikow verbunden.
    Ein stiller, durchsichtiger Sommer, das Quietschen einer Schaukel, bunte Lichtflecke im Sand, eine riesige Veranda mit einem Mosaik aus blauem, rotem und gelbem Glas, ein spitzer Zaun weit hinten am Ende eines Datschengrundstücks, die Zweige eines Nußbaums, die glänzenden klebrigen Blütenblätter von Hahnenfuß, so leuchtend gelb, daß es weh tat sie anzuschauen. Katja war drei Jahre alt, Gleb fünf. Ein rundlicher kleiner Junge mit dicken Lippen und mit Haaren von
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