Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
einer an einen späten Fahrgast erinnern, doch es stand keineswegs fest, daß der Mörder der einzige Fahrgast gewesen war, und es stand auch nicht fest, ob der Fahrer genügend Zeit gehabt hatte, ihn genauer zu mustern.
    »Wir sollten doch noch mal mit der Ballerina reden.«
    Wanja Kusmenko reckte sich ausgiebig und knackte mit den Gelenken.
    »Die ist mir ein bißchen zu abgeklärt. Eine richtige eiserne Lady. Der eigene Mann wird buchstäblich in ihren Armen erledigt, und sie vergießt keine Träne. Übrigens, diese Umarmung macht mir sehr zu schaffen. Schließlich hätte die Kugel leicht danebengehen und sie treffen können. Vielleicht hat man ja auf sie gezielt?«
    »Machst du Witze? Kalaschnikow ist der Besitzer eines Nachtclubs mit Striptease, ein Raffzahn, Raufbold und Säufer, die Mafia geht bei ihm ein und aus. Und wer ist sie? Sie schwenkt auf der Bühne ihre hübschen Beine und dreht diese, wie heißt das noch, Pirouetten. Übrigens, sie ist deshalb so ruhig, weil die Ballerinen eine Selbstbeherrschunghaben wie die Astronauten. Da kenne ich mich aus. Meine Tochter hat zwei Jahre Ballettunterricht gehabt, das ist ein Drill, schlimmer als beim Militär. Sie hat’s nicht ausgehalten und das Handtuch geworfen. Und überhaupt, Wanja, ich hab das im Gefühl, wir beide sind da in einen aussichtslosen Fall geschlittert.«
    »Bald kommt der große Kalaschnikow aus Paris zurück, wedelt mit seinem Abgeordnetenmandat, läuft von General zu General oder gleich zum Minister – mit dem schwitzt er ja regelmäßig in der Sauna. Dann ist es wirklich zappenduster. Die hauen uns so auf die Löffel, daß wir für den Rest unseres Lebens Sterne sehen. Der Genius des russischen Films hat seinen einzigen Sohn verloren! Finden Sie den Mörder! Und die schmutzige Wäsche, die man in der Presse waschen wird – Horror!«
    »Er hätte seinen einzigen Sohn nicht ins Glücksspielgeschäft lassen dürfen«, knurrte Tschernow, »das fördert nicht gerade ein langes Leben. Diese reichen Säcke werden selten alt, meist haben sie nicht mal genug Zeit, um erwachsen zu werden. Erst wollte er seinen Sprößling ja beim Film unterbringen, aber das hat nicht geklappt. Kalaschnikow selber ist ein klasse Schauspieler, keine Frage. Aber Talent überspringt oft eine Generation.«
    »Was ist, fahren wir?«
    Tschernow machte einen Schritt auf das Auto zu.
    »Fahr du, ich will mich noch mal mit der Ballerina unterhalten. Und auch mit diesem Nervenbündel, ihrer Hausangestellten, und zwar gleich«, meinte Kusmenko nachdenklich, »ich hab da so einiges nicht ganz verstanden.«
    »Die wird jetzt nicht gerade auf dich warten, Wanja. Im übrigen wirst du mit ihr später noch genug zu bereden haben. Also sei ein Kavalier und laß die trauernde Witwe in Ruhe. Gib ihr Zeit, zur Besinnung zu kommen. A propos, eine knifflige Frage zur Kontrolle: weißt du, daß Kalaschnikow einen Paten hat?«
    »Valera Lunjok. Die berühmte Moskauer ›Autorität‹ 1 Valeri Borissowitsch Lunko, geboren 1959, Nationalität russisch, dreimal vorbestraft, Anführer einer großen kriminellen Organisation, die einen Teil des Glücksspielbusiness kontrolliert«, ratterte Major Kusmenko herunter, ohne Luft zu holen, »darunter auch das Casino ›Sternenregen‹, das dem verstorbenen Gleb Konstantinowitsch Kalaschnikow gehörte.«
    »Eins plus, Major«, sagte Tschernow lächelnd, »und wer vom jungen Banditengemüse hat ein Auge auf die Führungsposition von Lunjok allgemein und auf den ›Sternenregen‹ im besonderen geworfen?«
    »Mehr als einer. Das ist ein fetter Brocken. Allerdings ist nach meinen Erkenntnissen der letzte Anschlag von einem jungen Kaukasier inszeniert worden, der ›Autorität‹ Golbidse, Spitzname Täuberich. Er kontrolliert die Hotelprostitution und findet es völlig logisch, sich auch noch die Nachtclubs unter den Nagel zu reißen.«
    »Eins minus«, meinte Tschernow kopfschüttelnd, »Täuberich ist keine ›Autorität‹, die ›Diebe im Gesetz‹ betrachten ihn nicht als einen der ihren. Er ist eine ›Apfelsine‹ – er hat sich seine Diebeskrone gekauft.«
    »Meinst du, das spielt heutzutage noch eine Rolle? Übrigens hat Täuberich in den ›Sternenregen‹ einen Spitzel eingeschleust, einen kriminellen Aristokraten, den georgischen Erbfürsten Nodar Dotoschwili. Lunjoks Leute haben ihn entdeckt, und Kalaschnikow ist auf die Idee verfallen, Nodarik sein bestes Pferd im Stall, die Striptease-Königin Ljalja Rykowa, unterzuschieben. Ljalja hat den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher