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Clementine

Clementine

Titel: Clementine
Autoren: Sara Pennypacker
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»Bis heute Abend.«
    »Ja. Bis heute Abend«, sagte ich. Dann sagte ich: »Äh … was ist denn heute Abend?«
    »Die Party. Deine Eltern haben uns eingeladen.«
    »Ach ja«, sagte ich. »Weiß ich.« Hatte ich aber nicht gewusst.
    Oha.
    Wenn meine Eltern eine Party machten und ich nichts davon wusste, dann musste das eine Überraschungsparty sein. Überraschungspartys macht man, wenn jemand Geburtstag hat oder weggeht.
    Und mein Geburtstag war vorbei.

10. KAPITEL
    Ich rannte zurück in unsere Wohnung. Meine Eltern saßen im Schlafzimmer.
    »Richtig, einen Schokoladenkuchen mit Vanilleguss«, sagte meine Mom am Telefon zu irgendjemandem. »Lebwohl und fort mit Schaden soll in rotem Guss darauf stehen.«
    »Und sie müssen auf jeden Fall ihren Namen richtig schreiben«, hörte ich meinen Dad sagen.
    Dann buchstabierte meine Mom C-L-E-M-E-N-T-I-N-E und sagte, sie würde den Kuchen bald abholen.
    Viel Zeit blieb nicht mehr.
    »Na, dann räume ich wohl besser mal mein Zimmer auf«, sagte ich extra laut, als ich durch das Wohnzimmer lief. Ich versuchte es so klingen zu lassen, als ob diese Wörter daran gewöhnt wären, aus meinem Mund zu kommen. »Jawoll, heute Nachmittag räume ich auf wie besessen.«
    Mein Dad kam aus dem Schlafzimmer und musterte mich mit zusammengekniffenen Augen, dann setzte er sich hin und las seine Zeitung. Meine Mutter schaute mich nur kurz an, als sie an mir vorbeiging, um meinem Bruder bei seinem Puzzle zu helfen.
    »Und wenn ich fertig bin, räume ich vielleicht auch noch Rettichs Zimmer auf«, sagte ich verzweifelt. »Und dann mache ich meine Hausaufgaben. Wenn ihr irgendwelche Hilfe braucht oder wenn ich noch andere Probleme lösen soll als den Großen Taubenkrieg, dann sagt mir einfach Bescheid.«
    »Alles klar, Clementine«, sagten meine Eltern. Aber diesmal blickten sie nicht einmal auf.
    Also war es wohl schon zu spät. Aber für den Fall, dass es doch noch nicht zu spät war, holte ich mir die Sprühflasche mit Putzmittel und Küchenpapier, denn obwohl ich mein Zimmer eigentlich noch nie geputzt habe, weiß ich, dass das der erste Schritt ist.
    Nur wusste ich nicht, was dann als Nächstes kam. Mein Zimmer sollte so aussehen wie Margrets, wie ein Zimmer auf einem Zeitschriftenbild, aber ich wusste nicht, wie ich das machen sollte.
    Das Problem war, dass in meinen Augen alles schon ganz toll aussah.
    Zum Glück wusste ich, was meine Eltern gern geputzt gehabt hätten.
    Ich zerrte alles aus dem Schwarzen Loch heraus und stapelte es auf mein Bett. Und ihr könnt euch nicht vorstellen, was dabei alles zum Vorschein kam!
    Vier Schuhe, drei Bürsten und zu viele Haarklammern, um sie zu zählen. Socken, ein total zerquetschtes Osterei und die Spielfigur, die schon seit zwei Jahren beim Monopoly fehlt. Eine rote Clownsnase, drei Bücher aus der Bibliothek, meine Hausaufgaben für den letzten Montag und die Saturnsätze vom Freitag. Noch mehr Socken. Eine Halloweenmaske, das Hemd, das ich angeblich verloren habe, zwei Taschenlampen, ein Fausthandschuh. Ein grünes Plastikdreieck, eine Schneekugel aus Florida, ein halber Knopf, Polka Dotties Lieblingsgummimaus. Moms Yogavideo und Dads Pinzette. Fünfundvierzig Cent. Und noch mehr Socken.

    Ich stapelte alles auf dem Bett auf, und obwohl es in meinen Augen sehr schön aussah, fing ich an, es sauber zu machen. Ich begoss alles mit massenweise Putzmittel und scheuerte mit dem Küchenpapier daran herum.
    Ich scheuerte und spritzte den ganzen Nachmittag. Draußen wurde es dunkel. Aber nichts wurde sauberer. Alles wurde nur nasser. Und überall klebten Fetzen aus nassem Küchenpapier. Plötzlich weinten meine Augen und wollten einfach nicht aufhören.
    Dann kamen meine Eltern herein.
    »Ich hab bloß Putzmittel ins Auge bekommen«, sagte ich. »Aber ich mache mein Zimmer wirklich ganz toll sauber.« Nur glaubte ich das nicht einmal selbst.
    »Okay, meinetwegen«, sagte ich und wischte mir die Tränen ab, damit ich sehen konnte, wie sauer sie auf mich waren. »Tut mir L-E-I-D, leid . Und ich werde nie wieder so sein.«
    »Wie denn, Clementine?«, fragte meine Mom. »Worüber redest du eigentlich?«
    »So wie ihr mich eben nicht wollt«, sagte ich. »Ich werde nicht mehr so viel reden und ich werde mein Zimmer richtig sauber machen und ich werde mir die Konsequenzen überlegen, ehe ich etwas mache, und ich werde sowieso nichts mehr machen und ich werde meine Hausaufgaben nicht mehr verlieren, weil ich überhaupt nichts mehr verlieren werde, und ich
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