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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Und Neeve ist womöglich jetzt bei ihm.«
    »Wo?« Kitty packte Myles am Arm.
»In seinem Büro. 36. Straße.«
»Mein Wagen steht unten. Er hat ein Autotelefon.«
Myles nickte nur und rannte bereits zur Tür. Zusammen liefen
    sie den Gang entlang. Es dauerte die Ewigkeit von einer Minute,
bis der Aufzug kam. Zweimal hielt er unterwegs, um Leute
einsteigen zu lassen. Unten angekommen, rannte Myles mit Kitty an der Hand durch die Eingangshalle. Ohne auf den Verkehr
zu achten, stürzten sie auf die andere Straßenseite.
»Ich fahre«, erklärte Myles. Mit quietschenden Reifen machte
    er eine Kehrtwendung, raste die West End Avenue hinunter und
nahm das Risiko in Kauf, daß eine Polizeistreife ihn sehen und
ihm folgen würde.
    Wie immer in kritischen Situationen wurde er auf einmal eiskalt und beherrscht. Sein Geist schien wie losgelöst von ihm und
wägte ab, was zu tun war. Er gab Kitty eine Telefonnummer an.
Wortlos stellte sie die Verbindung her und reichte ihm den Hörer.
    »Polizeipräsidium.«
»Myles Kearney hier. Geben Sie mir den Commissioner.«
Geschickt steuerte Myles den Wagen so schnell wie möglich
    durch den dichten Abendverkehr. Er mißachtete Rotlichter und
ließ einen Schweif wütend hupender Autofahrer hinter sich. Sie
waren jetzt am Columbus Circle.
    Herbs Stimme. »Myles, ich habe gerade versucht, dich anzurufen. Steuber hat den Kontrakt auf Neeve ausgeschrieben. Wir
müssen ihr Schutz geben. Im übrigen, Myles, ich glaube, es gibt
einen Zusammenhang zwischen Ethel Lambstons Ermordung
und Renatas Tod. Die Form der Wunde ist in beiden Fällen dieselbe.«
    Renata mit durchschnittener Kehle. Renata in ihrem Blut im
Park liegend. So ruhig. Kein Anzeichen eines Kampfes. Renata,
die nicht hinterrücks überfallen worden war, sondern einen
Menschen getroffen hatte, dem sie vertraute, den Jugendfreund
ihres Mannes. Mein Gott, dachte Myles. Oh, mein Gott!
    »Herb, Neeve ist in Anthony della Salvas Büro, 52 West 36.
Straße, 12. Stock. Herb, schick unsere Leute so rasch wie möglich hin. Sal ist ein Mörder!«
    Zwischen der 56. und 44. Straße wurde die rechte Hälfte der
Seventh Avenue neu gepflastert. Aber die Arbeiter waren bereits
weggegangen. Unbekümmert durchbrach Myles die Abschrankung und fuhr über den noch frischen Asphalt, vorbei an der 38.
Straße, an der 37. Straße…
Neeve, Neeve, Neeve. Laß mich rechtzeitig kommen, betete
Myles. Erhalte mir mein Kind!
    Jack hatte den Hörer aus der Hand gelegt und mußte immer
noch verdauen, was er gerade gehört hatte. Sein Freund, der
Direktor des Aquariums in Chicago, hatte ihm bestätigt, was er
vermutete. Das neue Museum war vor achtzehn Jahren eröffnet
worden, aber die großartige Ausstellung im obersten Stock, die
dem Betrachter das Gefühl gab, auf dem Meeresboden im Südpazifik spazierenzugehen, war erst vor sechzehn Jahren fertig
geworden. Nur ein paar Leute wußten, daß es mit den Wassertanks im obersten Stock Probleme gegeben hatte und diese Abteilung daher fast zwei Jahre nach Eröffnung des Museums geschlossen bleiben mußte. Dieses Detail wurde natürlich nicht in
den Prospekten des Aquariums erwähnt. Jack wußte davon nur,
weil er, als er noch dort in der Gegend lebte, regelmäßig das
Museum besucht hatte.
    Anthony della Salva behauptete, seine Inspiration für den
Südsee-Look bei einem Besuch des Aquariums vor siebzehn Jahren erhalten zu haben. Das war unmöglich. Warum hatte er
dann gelogen?
    Jack blickte unverwandt auf Ethels umfangreiche Notizen;
die zahlreichen Zeitungsausschnitte mit Berichten über Sal;
die riesigen Fragezeichen neben Sals überschwenglichen
Schilderungen der Wirkung, die der erste Anblick der Unterwasserwelt im Aquarium in Chicago auf ihn ausgeübt hatte;
die Kopie der Zeichnung aus dem Kochbuch. Ethel hatte die
Unstimmigkeit festgestellt, war ihnen nachgegangen. Jetzt
war sie tot.
    Jack dachte daran, mit welcher Hartnäckigkeit Neeve behauptet hatte, daß irgend etwas an der Art, wie Ethel angezogen war,
nicht stimmen konnte. Er dachte auch an Myles’ Bemerkung:
»Jeder Mörder hinterläßt seine Visitenkarte.«
Gordon Steuber war nicht der einzige Couturier, der irrtümlicherweise seinem Opfer ein scheinbar zusammengehörendes
Ensemble hatte anziehen können.
Anthony della Salva konnte denselben Fehler gemacht haben.
    In Jacks Büro herrschte Stille, eine Stille, wie sie eintritt,
wenn es in einem Raum, in dem sonst Besucher und Sekretärinnen ein- und ausgehen und das
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