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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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ist.«
Sie gingen in sein Zimmer. Kitty blickte sich in dem hübschen
Raum um und bewunderte die gemütliche, warme Atmosphäre
und den guten Geschmack, mit dem es eingerichtet war. »Kümmern Sie sich nicht um mich«, sagte sie, »sondern machen Sie
weiter mit dem, was Sie beschäftigt hat.«
Myles ging zurück zu seinem Schreibtisch. »Der springende
Punkt ist«, sagte er, laut denkend, »daß der Griff sich nicht einfach von selber gelöst hat. Er wurde absichtlich gelockert. Es
war das erstemal, daß Neeve diese Kanne benutzte; vielleicht
wurde sie schon so geliefert, was nicht erstaunlich wäre bei der
Qualität der heutigen Waren… Aber hätte sie denn nicht gemerkt, daß der verfluchte Griff bloß an einem Faden hing?«
Kitty wußte, daß Myles keine Antwort erwartete. Sie ging ruhig im Zimmer herum, bewunderte die schönen Bilder und die
gerahmten Familienfotos. Beim Anblick von drei Personen mit
Taucherbrillen mußte sie unwillkürlich lächeln. Es war unmöglich, die Gesichter zu erkennen, aber zweifellos waren es Myles,
seine Frau und die sieben- oder achtjährige Neeve. Auch Kitty
hatte mit Mike und Michael in Hawaii getaucht.
Kitty sah Myles an. Mit angespannter Miene hielt er den Griff
gegen die Kaffeekanne. Sie ging hinüber und stellte sich neben
ihn. Ihr Blick fiel auf das offene Kochbuch. Die Seiten waren
voller Kaffeeflecken, doch die Zeichnungen hoben sich, obwohl
sie etwas von ihrer Farbe verloren hatten, erstaunlicherweise
sogar deutlicher vom Hintergrund ab. Kitty beugte sich vor, um
sie genauer zu betrachten, und griff nach dem daneben liegenden Vergrößerungsglas. Aufmerksam sah sie sich die Zeichnung
an und konzentrierte sich auf eine Skizze. »Wie reizend«, sagte
sie. »Das ist natürlich Neeve. Sie muß das erste Kind gewesen
sein, das den Südsee-Look getragen hat. Was für einen Chic sie
damals schon hatte!«
Sie spürte, wie Myles sie am Handgelenk packte. »Was haben
Sie gesagt?« fragte er. »Was haben Sie eben gesagt?«
    Als Neeve zu Estrazy kam, dem ersten Hersteller, wo sie sich
nach einem weißen Kleid umsehen wollte, war der Showroom
voller Leute. Einkäufer der großen Modehäuser Saks, Bonwit’s,
Bergdorf, aber auch kleinerer Geschäfte drängten sich, und jedermann sprach von Gordon Steuber.
    »Wissen Sie, Neeve«, vertraute ihr die Einkäuferin von Saks
an, »ich bleibe auf einem großen Teil seiner Sportkollektion
sitzen. Die Leute sind komisch. Sie wären erstaunt, wenn Sie
wüßten, wie viele nichts mehr von Gucci und Nippon wissen
wollten, als sie wegen Hinterziehung der Umsatzsteuer verurteilt
wurden. Eine meiner besten Kundinnen sagte mir, sie würde
keine habgierigen Gauner unterstützen.«
    Eine Verkäuferin flüsterte Neeve zu, daß ihre beste Freundin,
Gordon Steubers Sekretärin, ganz verzweifelt sei. »Steuber hat
sie immer gut behandelt, aber jetzt ist er in größten Schwierigkeiten, und meine Freundin fürchtet, daß sie selber auch hineingezogen werden könnte. Was soll sie machen?«
    »Die Wahrheit sagen», antwortete Neeve. »Und raten Sie ihr,
keine falschen Loyalitätsgefühle für Gordon Steuber zu haben.
Er verdient sie nicht.«
    Die Verkäuferin suchte drei weiße Kleider heraus, von denen
eines, wie Neeve mit Sicherheit wußte, genau passend für Mrs.
Poths Tochter sein würde. Sie bestellte es fest und erbat die zwei
anderen zur Auswahl.
    Es war fünf Minuten nach sechs, als sie bei Sals Geschäftshaus
eintraf. Die Straßen leerten sich bereits. Zwischen fünf und halb
sechs war die Betriebsamkeit im Konfektionsviertel mit einem
Schlag vorbei. Neeve betrat die Eingangshalle und stellte erstaunt
fest, daß der Portier nicht an seinem Empfangspult in der Ecke saß.
Wahrscheinlich mußte er auf die Toilette, dachte sie, während sie
zu den Aufzügen hinüberging. Nach sechs Uhr war nur noch ein
Lift in Betrieb. Seine Tür schloß sich gerade, als sie noch eilige
Schritte auf dem Marmorfußboden hörte. Ehe die Tür ganz zu war
und der Aufzug sich in Bewegung setzte, sah sie kurz einen grauen
Trainingsanzug und eine Punkerfrisur. Blicke trafen sich.
    Der Bote. Schlagartig erinnerte sie sich, ihn gesehen zu haben, als sie Mrs. Poth zu ihrem Wagen begleitete, und noch
einmal, als sie bei »Gardner Separates« herauskam.
    Plötzlich war ihr Mund ganz trocken. Sie drückte den Knopf
der 12. Etage und danach alle Knöpfe der restlichen oberen neun
Stockwerke. Als der Lift hielt, stieg sie aus und rannte das kurze
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