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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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Stück hinüber zu Sals Büros.
    Die Tür zum Showroom stand offen. Sie stürzte hinein und
schloß die Tür hinter sich. Der Raum war leer. »Sal!« rief sie,
fast in Panik. »Onkel Sal!«
Er kam eilig aus seinem Privatbüro. »Neeve, was ist denn
los?«
    »Sal, ich glaube, jemand verfolgt mich.« Neeve packte ihn am
Arm. »Bitte, schließ die Tür ab!«
Sal starrte sie an. »Neeve, bist du sicher?«
»Ja, ich habe ihn drei- oder viermal gesehen.«
Diese dunklen, tiefliegenden Augen, das bleiche Gesicht. Neeve spürte, daß sie selber leichenblaß wurde. »Sal«, flüsterte
sie. »Ich weiß, wer er ist. Er arbeitet im Delikatessengeschäft in
meiner Nähe.«
»Warum sollte er dich verfolgen?«
»Das weiß ich nicht.«
Neeve sah Sal unverwandt an. »Es sei denn, daß Myles die
ganze Zeit recht hatte. Ist es möglich, daß Nicky Sepetti meinen
Tod wollte?«
Sal öffnete die Tür zum Korridor. Sie hörten das Summen des
Aufzugs, der nach unten fuhr. »Neeve«, sagte Sal, »willst du
einen Versuch wagen?«
Ohne zu wissen, was sie zu erwarten hatte, nickte Neeve zustimmend.
»Ich lasse jetzt diese Tür hier offen. Du und ich können uns
unterhalten. Wenn wirklich jemand hinter dir her ist, wäre es
besser, ihn nicht abzuschrecken.«
»Willst du denn, daß ich mich irgendwo hinstelle, wo man
mich sehen kann?«
»Was fällt dir ein! Geh dort hinter die Kleiderpuppe. Ich bleibe hinter der Tür. Falls jemand reinkommt, kann ich mich auf
ihn stürzen. Wichtig ist, daß wir ihn festhalten und herausfinden,
wer ihn geschickt hat.«
Sie sahen auf die Anzeige des Etagenstands. Der Aufzug war
im Erdgeschoß. Er begann sich in Bewegung zu setzen.
Sal rannte in sein Büro, zog die Schreibtischschublade auf
und nahm einen Revolver heraus. Dann eilte er zu Neeve zurück. »Seit man mich vor ein paar Jahren ausgeraubt hat«, flüsterte er, »besitze ich einen Waffenschein. Stell dich hinter die
Kleiderpuppe, Neeve!«
Wie im Traum gehorchte Neeve. Das Licht im Showroom war
jetzt nur noch gedämpft; trotzdem erkannte sie, daß die Kleiderpuppen Sals neue Kollektion trugen. Dunkle Herbstfarben, Rostrot und Nachtblau, Graubraun und Tiefschwarz. Auf Taschen,
Schals und Gürteln leuchteten die Farben des Südsee-Looks.
Korallenrot und Gold und Aquamarinblau und Smaragdgrün und
Silber fügten sich, in stark verkleinertem Maßstab, zu jenen zarten Mustern zusammen, die Sal vor so langer Zeit im Aquarium
gezeichnet hatte. Die Accessoires und Farbakzente zeigten die
typische Handschrift seines großartigen, klassischen Designs.
Neeve starrte auf den Chiffonschal, der vor ihrem Gesicht
hing. Das Muster. Zeichnungen. Mama, malst du mich? Mama,
das ist aber nicht das Kleid, das ich anhabe… Ach, bambola
mia, ich habe mir da nur etwas ausgedacht, das hübsch aussehen könnte…
Zeichnungen – Renatas Zeichnungen, die sie drei Monate vor
ihrem Tod gemacht hatte, ein Jahr bevor Anthony della Salva
die Modewelt mit seinem Südsee-Design in Erstaunen versetzte.
Erst vor einer Woche hatte Sal versucht, das Buch wegen einer
darin enthaltenen Zeichnung zu zerstören.
»Neeve, sag etwas zu mir.« Sals Flüstern bohrte sich in den
Raum wie ein dringender Befehl.
Die Tür stand offen. Vom Korridor her war zu hören, daß der
Lift hielt. »Ich habe gerade gedacht«, sagte sie und versuchte,
ihrer Stimme einen normalen Klang zu geben, »daß es mir sehr
gut gefällt, wie du den Südsee-Look in die Herbstlinie integriert
hast.«
Die Lifttüren öffneten sich. Ein leises Geräusch von Schritten
auf dem Korridor.
Sals freundliche Stimme. »Ich habe heute alle früh nach Hause gehen lassen. Sie haben sich sehr abgerackert, um rechtzeitig
mit den Vorbereitungen für die Modeschau fertig zu werden. Ich
glaube, es ist meine beste Kollektion seit Jahren.« Er lächelte ihr
ermutigend zu und trat hinter die halb geöffnete Tür. Im Dämmerlicht fiel sein Schatten riesig groß auf die gegenüberliegende
Wand des Showrooms. Neeve berührte den Schal auf der Kleiderpuppe und starrte auf den Schatten. Sie wollte Sal antworten,
aber sie brachte kein Wort heraus.
Langsam ging die Tür ganz auf. Sie sah die Umrisse einer
Hand, den Lauf eines Revolvers. Vorsichtig kam Denny herein,
suchte den Raum mit raschen Blicken nach ihnen ab. Geräuschlos trat Sal hinter der Tür hervor. Er hob den Revolver. »Denny«, sagte er leise.
Als Denny herumfuhr, drückte Sal ab. Die Kugel traf Denny
mitten in die Stirn. Er ließ den Revolver fallen und
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