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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa
Autoren: Jude Deveraux
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sie nicht sehen kann. Ein Blick in die violetten Augen und auf ihre Grübchen, und er schmilzt dahin. Raine hat noch nie einem Kind widerstehen können. «
    Judiths Worte verfolgten Clarissa tagelang, und am Ende der Woche traf sie eine Entscheidung. »Ich werde Catherine ihrem Vater schicken«, erklärte Clarissa eines Abends, als Judith die Rosen schnitt.
    »Wie bitte? «
    »Wenn er mir nicht verzeihen will, sehe ich keinen Grund, daß Catherine darunter leiden soll. Sie ist nun fast ein Jahr alt und hat noch nie ihren Vater gesehen. «
    Judith stand auf und wischte sich die Hände ab. »Und wenn Raine sie nicht mehr zurückgibt? Könntest du es ertragen, Mann und Tochter zu verlieren? «
    »Ich würde sagen, ich schicke sie ihm bis Weihnachten, und dann wird Gavin sie wieder zurückholen. Raine wird diese Abmachung einhalten, weil es seine Ehrenpflicht ist. «
    »Wenn er zustimmt. «
    Clarissa antwortete nicht darauf. Sie hoffte von ganzem Herzen, daß Catherine das Herz ihres Vaters gewinnen und es zum Schmelzen bringen würde.
    Ein paar Tage später, als Catherine reisefertig war, hätte Clarissa fast ihre Entscheidung umgestoßen; doch Judith hielt sie mit Gewalt zurück, und Clarissa winkte der Tochter ein Lebewohl zu, die von zwanzig Rittern aus Gavins Gefolge und zwei Kinderschwestern begleitet wurde.
    Clarissa wartete atemlos die nächsten Wochen ab. Kein Wort von Raine; doch eine der Schwestern schrieb regelmäßig und schickte ihre Briefe durch ein kompliziertes Netz, das Gavin mit Jocelins Hilfe eingerichtet hatte.
    Die Schwester schrieb von einem Aufruhr, der bei Lady Catherines Ankunft entstanden war, und wie tapfer sich das kleine Mädchen verhalten habe. Raines Haus, seine Leute und er selbst hatten das Mädchen schrecklich eingeschüchtert. Anfangs glaubte die Schwester, Lord Raine würde seine Tochter ignorieren, doch einmal, als sie im Garten spielten, hatte Raine Catherines Ball aus den Sträuchern geholt und ein paar Sekunden auf einer Bank gesessen und sie beobachtet. Catherine hatte dann den Ball ihrem Vater zugeworfen, und er spielte eine Stunde lang mit ihr.
    Die Briefe der Schwester wurden immer umfangreicher in Beschreibung von Zwischenfällen: Lord Raine war mit Catherine ausgeritten; Lord Raine hatte seine Tochter zu Bett gebracht; Lord Raine schwört, seine Tochter könne sprechen; Lord Raine sagt, sie ist das intelligenteste Kind in ganz England.
    Clarissa war froh über diese Neuigkeiten, aber sehr unglücklich, weil sie so alleine war. Sie wollte die Freude über ihre Tochter mit ihrem Mann teilen.
    Mitte November hörten die Briefe plötzlich auf, und es war erst kurz vor Weihnachten, daß sie wieder etwas von Catherine hörte. Gavin kam zu ihr und sagte, Catherine sei zurückgekehrt und wartete unten im Wintersalon.
    Clarissa rannte die Treppen hinunter, während die Stufen vor ihren Augen verschwammen, und sie sah ihre Tochter in einem kostbaren Kleid aus goldener Seide ruhig vor dem Kaminfeuer stehen. Es war schon Monate her, seit sie sich zuletzt gesehen hatten, und Catherine wich einen Schritt vor ihrer Mutter zurück.
    »Erinnerst du dich nicht an mich, mein Herz? « flüsterte Clarissa beschwörend.
    Das Kind wich noch einen Schritt zurück, und als Clarissa es in die Arme nehmen wollte, drehte sich Catherine um, rannte zu ihrem Vater und umklammerte seine Beine.
    Clarissa sah erschrocken hoch und blickte in Raines tiefblaue Augen. »Ich… ich.. hab’ dich nicht gesehen«, stotterte sie. »Ich dachte, Catherine sei allein. «
    Raine sagt kein Wort.
    Clarissas Herz sprang ihr bis in den Hals hinauf und drohte, sie zu ersticken. »Du siehst gut aus«, sagte sie so ruhig wie möglich.
    Er bückte sich und hob seine Tochter auf. Eifersüchtig sah Clarissa zu, wie Catherine sich wieder an ihn klammerte.
    »Ich wollte, daß du deine Tochter kennenlernen solltest«, flüsterte sie.
    »Warum? « fragte er, und seine Stimme, diese tiefe, volle Stimme, die sie so gut kannte, brachte sie fast zum Weinen.
    Doch Clarissa schluckte die Tränen hinunter. »Warum? « zischte sie. »Du hast deine Tochter seit ihrer Geburt noch nicht gesehen, und du fragst mich, warum ich sie zu dir schickte? «
    Seine leise, ruhige Stimme unterbrach sie: »Warum wolltest du sie einem Mann schicken, der dich im Stich ließ, der dich seine Kämpfe allein austragen ließ? «
    Clarissas Augen weiteten sich.
    Raine streichelte den Kopf seiner Tochter. »Sie ist ein schönes Kind, gütig und großherzig wie ihre
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