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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa
Autoren: Jude Deveraux
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angesehen und sie auf beide Wangen geküßt. Und dann hatte sie zu Clarissa gesagt, sie sollte täglich Gott für ihre Gabe danken.
    Nun hatte Clarissa sich vorgenommen, diesen Gesang vorzutragen. Sie mußte alles tun, was in ihrer Macht stand, um des Königs Gunst zu erringen.
    Der Gesang zeigte die Höhen und Tiefen von Clarissas Stimme wie auch die beherrschte Zartheit und das außerordentliche Volumen. Langsam steigerte sie sich zu ihrer totalen Stimmgewalt hinauf, trällernd, und just in dem Augenblick, wo sie offenbar nicht höhergehen konnte, legte sie alles in einen Ton hinein und hielt ihn — und hielt ihn, bis ihr die Tränen aus den Augen sprangen und ihre Lungen trocken wurden.
    Als sie geendet hatte, knickste sie tief vor dem König, und um sie herrschte totale, absolute Stille.
    »Komm hierher, Kind«, brach der König endlich das Schweigen.
    Clarissa ging zu ihm, küßte ihm die Hand und hielt den Kopf gesenkt.
    Er beugte sich vor und hob ihr Kinn an.
    »Du bist also die jüngste der Montgomery-Frauen. « Er lächelte bei ihrem betroffenen Blick. »Ich versuche Schritt zu halten mit allem, was in meinem Reich geschieht. Und ich muß feststellen, daß die Montgomery-Männer höchst unterhaltsame Frauen heiraten. Aber dies… «Er deutete auf die Musiker, die im Raum verteilt waren — »… das ist ein königliches Lösegeld wert. «
    »Ich bin erfreut, daß ich Euch Vergnügen bereite, Eure Majestät«, flüsterte Clarissa.
    Er zeigte ihr die erste Andeutung eines Lächelns. »Du hast mehr getan, als mich nur erfreut. Was möchtest du nun dafür haben? Komm, du hast doch nicht ohne Grund Gavins Heim verlassen. «
    Clarissa versuchte, ihren Mut zusammenzunehmen. »Ich möchte gern die Fehde zwischen den Montgomerys und den Chatworth’ beendigen. Ich schlage eine Blutsverbindung zwischen den Familien vor, indem Miles Lady Fiona Chatworth heiratet. «
    König Heinrich runzelte die Stirn. »Miles ist nach dem Gesetz von 1495 ein Verbrecher. Er hat Lady Fiona entführt. «
    »Das tat er nicht! « rief Clarissa auf ihre gewohnte Weise. »Verzeiht mir, Majestät. « Sie fiel vor ihm auf die Knie. »Miles hat sie nicht entführt, denn es war meinetwegen, daß Lady Fiona büßen mußte. «
    »Deinetwegen? Hol dir einen Schemel! « befahl König Heinrich, und als Clarissa Platz genommen hatte, sagte er: »Nun erzähle mir die Geschichte von Anfang an. «
    Clarissa erzählte, wie Pagnell sie beschuldigt hatte, ihre Stimme zu verwenden, um ihn zu verführen, wie sie sich dann im Wald versteckt und in Raine verliebt hatte. Sie beobachtete seine Augen, sah, daß er von ihrer Geschichte gefesselt war, und erzählte ihm dann, wie Pagnell sie gefangen und Fiona entführt hatte.
    »Ihr sagtet, er wollte sie in einem Teppich eingerollt Lord Miles ausliefern? « unterbrach sie König Heinrich.
    Sie beugte sich vor. »Bitte, behaltet das für Euch, aber wie ich höre, wurde sie ihm splitternackt übergeben, und sie griff, als sie ausgewickelt wurde, Lord Miles mit einer Axt an. Natürlich könnte es auch nur ein Gerücht sein. «
    Der König gab einen Ton von sich, der einem Gelächter sehr ähnlich war. »Fahr in deiner Geschichte fort! «
    Sie erzählte ihm von dem Hexenprozeß und wie die Richter sie benützt hatten, um Raine in eine Falle zu locken.
    »Und hat er dich im letzten Moment gerettet? «
    »Ein bißchen nach dem letzten Moment. Der Rauch war so schlimm, daß ich für einige Tage meine Stimme verlor. «
    Er nahm ihre Hand in die seine. »Das«, sagte er mit großem Ernst, »war eine Tragödie. Und was geschah nach dieser großartigen Rettung? «
    Ihre Stimme veränderte sich, als sie von ihrem Kind erzählte und von ihrer Rückkehr in den Wald und ihrem Zusammentreffen mit Brian Chatworth. Sie erzählte ihm, wie Brian sich mit Raines Harnisch verkleidete und wie Raine fast an dem Opium gestorben wäre.
    »Und jetzt würdest du gerne Lord Miles mit Lady Fiona verheiraten. «
    »Und… «
    »Ja? « ermutigte er sie.
    »Bitte, begnadigt Raine«, sagte sie. »Er ist so gut. Er versucht gar nicht, eine Armee gegen Euch auszuheben. Die Leute in diesem Lager sind Verbannte und Arbeitslose. Raine trainiert sie nur, um die Verbrecher zu beschäftigen und sie daran zu hindern, daß sie an Melancholie sterben. «
    »Melancholie«, seufzte der König. »Ja, ich kenne diese Krankheit. Aber war ist mit Lady Fiona? Ist sie willens, Lord Miles zu heiraten? «
    »Sie ist intelligent und wird zweifellos den Sinn dieser
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