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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa
Autoren: Jude Deveraux
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einer Kapuze versehenen Raubvogel auf ihrem mit Leder geschützten Arm und studierte stimrunzelnd den Habicht.
    »Hast du vor, dem König ein Geschenk zu übersenden? « fragte Clarissa.
    »Ich werde alles versuchen«, antwortete Judith mit heftiger Stimme. »Seit Brian Chatworth’ Tod und Fionas Schwangerschaft ist dem König der Name Montgomery verhaßt.
    »Und seit dem Tod der Königin… « begann Gavin.
    »Königin Elizabeth ist tot? « rief Clarissa laut, und der Habicht begann mit seinen breiten Schwingen zu flattern, bis Judith ihn wieder beruhigte. »Entschuldigung«, sagte Clarissa. Sie hatte keine Ahnung von Falkenzucht und der Abrichtung dieser Raubvögel. »Ich habe noch nicht gewußt, daß die Königin gestorben ist. «
    »Er hat seinen ältesten Sohn und seine Frau innerhalb eines Jahres verloren, und die Familie seiner verwitweten Schwiegertochter droht nun, ihre Mitgift zurückzunehmen. Seither sitzt der Mann nur noch da und brütet. Sonst hätte ich zu ihm gehen und mit ihm reden können. «
    »Und worum hättest du ihn gebeten? « fragte sie mit hoffnungsvoller Stimme.
    »Ich möchte, daß diese Fehde beendet wird«, sagte Gavin. »Sie hat den Montgomerys ein Leben genommen und den Chatworth’ ebenfalls. Wenn ich mit dem König reden könnte, möchte ich ihn vielleicht dazu überreden, Raine zu begnadigen. «
    »Und was geschieht dann mit Miles? « erkundigte sich Clarissa. »Er hat sich ja recht tüchtig mit Fiona Chatworth vergnügt. Ich glaube nicht, daß ihr Bruder ihm das verzeihen wird. «
    Gavin und Judith wechselten einen Blick, und dann sagte Judith: »Wir haben mit Miles korrespondiert, und wenn der König die Erlaubnis dazu gibt, ist er bereit, Fiona zu heiraten. «
    »Zweifellos wird es Roger Chatworth eine große Freude sein, einen Montgomery in seine Familie aufnehmen zu dürfen«, sagte Clarissa lächelnd. »So! Ihr wollt dem König also diesen Habicht schenken, damit er sich euren Wünschen fügt. Geht er denn gerne auf die Vogelbeiz? «
    Wieder tauschten Gavin und Judith einen Blick.
    »Clarissa«, begann Gavin, »wir haben erst mit dir sprechen wollen. Wir wußten, daß du zunächst deine Zeit mit Catherine verbringen wolltest; doch jetzt dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. «
    Aus irgendeinem Grund empfand Clarissa plötzlich ein beklemmendes Gefühl. Es war natürlich absurd, aber trotzdem krochen kalte kleine Finger an ihrer Wirbelsäule hinauf. »Worüber wolltet ihr mit mir sprechen? «
    »Laß uns hineingehen«, sagte Judith und gab dem Falkner den Habicht zurück.
    Als sie in die Burg zurückgekehrt waren, sah Clarissa Gavin fest an. »Nun sag mir, was ich wissen muß«, begann sie mit tonloser Stimme.
    »Gavin! « rief Judith. »Laß mich es ihr sagen. Clarissa, der König hat eigentlich nicht viel übrig für die Falkenjagd. Im Augenblick hat er für gar nichts etwas übrig — bis auf eines. « Sie hielt einen Moment inne. »Musik«, setzte sie dann leise hinzu.
    Clarissa starrte sie einen Moment lang an. »Du möchtest, daß ich zum König von England gehe, ihm etwas vorsinge und ihn so nebenbei darum bitte, daß er meinem Mann verzeihen und die Hand einer reichen Erbin einem Todfeind der Familie geben soll? « Sie lächelte. »Ich habe nie behauptet, daß ich zaubern könne. «
    »Clarissa, du könntest es erreichen«, sprach Judith ihr Mut zu. »Niemand in diesem Land hat eine Stimme oder ein Talent, das deinem gleichkommt. Er würde dir die Hälfte seines Königreiches anbieten, wenn du ihn nur eine Stunde seinen Kummer vergessen läßt. «
    »Der König? « stotterte Clarissa. »Was scher ich mich um den König? Ich würde gerne für ihn spielen und singen, doch meine Sorge gilt Raine. Er hat ein Jahr lang versucht, mir sein Ehrgefühl begreiflich zu machen, und nun habe ich verstanden — jedenfalls so viel, daß ich weiß, er würde mir einen Bittgang zum König nicht danken. «
    »Aber wenn du eine Begnadigung für Raine erreichst… «, hielt Judith dagegen.
    Clarissa wandte sich an Gavin. »Wärst du an Raines Stelle, würdest du von Judith verlangen, daß sie für dich zum König geht, statt deine eigenen Kriege auszufechten? «
    Gavins Gesicht war ernst. »Es wäre nicht leicht für mich, so eine Demütigung hinunterzuschlucken. «
    »Demütigung! « sagte Judith. »Wenn Raine frei wäre, könnte er nach Hause kommen, und wir wären wieder eine Familie. «
    »Und unser Streit würde sich zwischen unseren Wänden fortsetzen«, sagte Gavin. »Ich kann
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