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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt
Autoren: Christopher Ross
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kümmerte sich um die Besitzerin, die gebrechliche Aunt Millie, im ersten Stock.
    »Wir Frauen müssen zusammenhalten«, sagte sie, als Clarissa ihr den Kaffee brachte. Die alte Dame, die nicht mehr aus dem Haus ging und inzwischen schon zu schwach zum Arbeiten war, stammte aus New York. Sie mochte ihren Kaffee schwarz und stark, sehr zum Missfallen ihres Arztes, der alle vier Wochen vorbeischaute und sich jedes Mal wunderte, dass sie noch am Leben war. »Schlimm genug, dass die Männer in Dawson das Sagen haben. Man sieht ja, was dabei rauskommt. Jeden Freitag und Samstag schlagen sie sich in den Saloons die Köpfe ein, und die leichten Mädchen kommen kaum mit der Arbeit nach. Wenn die Mounties nicht wären, gäbe es wahrscheinlich Tote. Nein, meine Liebe, hier lassen wir nur Männer rein, die sich anständig benehmen und bezahlen können, und das Kommando behalten wir.«
    Clarissa setzte sich jeden Morgen zu der alten Dame, bevor sie ihr beim Waschen und Anziehen half. Aunt Millie, die eigentlich Mildred Pierce hieß, plauderte gern, besonders morgens, wenn sie noch munter war.
    »Hab ich Ihnen schon gesagt, wie sehr ich mich freue, dass Sie zu uns gestoßen sind?« Aunt Millie kostete ihren Kaffee und nickte zufrieden. »Ich habe immer gehofft, mal zwei so fähige Frauen wie Sie und Dolly zu finden. Lieber überlasse ich Ihnen den Laden umsonst, als ihn einem feinen Pinkel wie diesem Ralston zu überlassen. Stellen Sie sich vor, der wollte einen Saloon aus meinem Roadhouse machen und leichte Mädchen herholen. Und wenn er drei Mal einen Royal Flush und mir ein halbes Vermögen geboten hätte, würde ich nicht zugreifen. Was will ich noch mit dem vielen Geld?«
    »Ralston? Sam Ralston?«, fragte sie verwundert.
    »Sie kennen den Burschen? Seien Sie bloß vorsichtig, auf einen vornehmen Pinkel wie den haben wir hier oben gerade noch gewartet. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war schon beim großen Goldrausch in Kalifornien dabei, ist runde fünfzig Jahre her, und da ging nur noch bergab, als Burschen wie dieser Ralston auftauchten. Freundlich, hilfsbereit, smart, aber aalglatt!«
    Clarissa bekam den Spieler nicht mehr zu Gesicht. Sie ging vollkommen in ihrer Arbeit auf, das Beste, was sie tun konnte, um die quälende Hoffnung nicht übermächtig werden zu lassen. Sie lebte von einem Tag auf den anderen und eiferte Dolly nach, die nach demselben Rezept lebte und den Schmerz über den Tod ihres Mannes so weit verdrängt hatte, dass sie schon wieder lachen konnte. Irgendwann einmal, so hoffte sie, würde auch sie an Alex denken können, ohne in Tränen auszubrechen.
    Es war bereits Anfang März, und noch immer fegten heftige Schneestürme über das Land, als ein alter Bekannter das Roadhouse betrat. »Ich hab gehört, hier soll es den besten Kaffee zwischen Dawson und dem Nordpol geben!«
    Clarissa und Dolly, die gerade in der Küche aufräumten, erkannten die Stimme sofort. »Fitz!«, riefen beide gleichzeitig. Sie liefen in den Gastraum und begrüßten den alten Goldsucher, der sich ächzend aus seinem dicken Fellmantel schälte und Pelzmütze und Handschuhe auf einen Tisch warf.
    »Clarissa! Dolly! Ich hab schon gehört, dass Sie den Laden übernommen haben. Ich hab ein bisschen Glück gehabt an einem Bach, den keiner auf der Rechnung hatte, und dachte mir, ich opfere einen Nugget für ein gutes Frühstück.«
    »Unsinn! Sie sind natürlich eingeladen!«, sagte Dolly.
    Der Goldsucher grinste. »Wenn das so ist, bringen Sie mir eine Kanne Kaffee und ein halbes Dutzend Pfannkuchen mit Sirup. Aber vorher zeige ich Ihnen noch meinen neuen Hundeschlitten. Hab ich mir erst vor ein paar Tagen zugelegt, um möglichst schnell von hier wegzukommen. Besonders gut umgehen kann ich damit nicht, aber bis Skaguay werde ich wohl kommen.«
    »Zu Buchanan? Sie wissen, was Sie ihr versprochen haben?«
    »Dass ich sie heirate? Und ob! Ich hab die Nase voll vom ewigen Herumziehen.« Er grinste über beide Backen. »Wenn Buchanan will, helfe ich ihr sogar beim Spülen. Nicht, dass sie mir noch einen anderen Stinker heiratet.«
    Er öffnete die Tür und zeigte ihnen seinen neuen Schlitten. Die Hunde machten keinen besonders schnellen und ausdauernden Eindruck, erkannte Clarissa sofort, aber Fitz war auch kein Fallensteller und brauchte den Schlitten nur für die Rückfahrt und gelegentliche Jagdausflüge. »Hab ich dem katholischen Missionar abgekauft«, erklärte er, »der Leithund heißt Moses.«
    Die beiden Frauen servierten dem
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