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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt
Autoren: Christopher Ross
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unterbrochen zu werden.
    »Habt ihr schon gehört?«, lispelte er. »Irgendwo am Klondike soll sich eine Diebesbande eingenistet haben. Sie sollen den Schotten am Boulder Creek überfallen und ihm einen großen Nugget abgenommen haben. Das restliche Gold hatte er zum Glück auf die Bank gebracht. Sie haben ihm eins mit der Schaufel über die Rübe gegeben. Dachten wahrscheinlich, er wäre tot, aber er lebte noch und hatte großen Dusel, weil der Mann, der ihn fand, ein Arzt war.«
    »Glück muss der Mensch haben«, sagte der Alte.
    »Und eins von den Täubchen, die dicke Ethel, haben sie auch überfallen. Sie sagt jedenfalls, dass es die Bande war. Gut möglich, dass sie die ganze Sache nur erfunden hat, um das Geld nicht mit ihrem …« Er blickte Clarissa vorsichtig an. »… mit ihrem Freund teilen zu müssen. Bisher haben sie nur Goldsucher überfallen. Am Klondike River, am Bonanza Creek … Aber so richtig reich sind sie dadurch nicht geworden. Wären auch schön blöd, die Männer, die was gefunden haben, wenn sie ihr Gold nicht auf die Bank bringen würden.«
    »Aber umgebracht haben sie noch keinen. Bekamen es wahrscheinlich mit der Angst zu tun, als die Rede von einer Bürgerwehr aufkam. Erinnert ihr euch noch an Montana?« Der Alte winkte ab. »Natürlich nicht, da wart ihr ja noch gar nicht auf der Welt. Da landete mal ein Sheriff am Galgen, weil er gemeinsame Sache mit einigen Killern machte.« Er blickte den Mountie an. »Könnte hier nicht passieren, stimmt’s, Officer? Mounties machen keine krummen Sachen, und der Bande wird’s auch bald an den Kragen gehen.«
    Sherburne hatte interessiert zugehört. Er hatte zwar die Berichte seiner Kollegen gelesen und wusste von den Überfällen, war aber stets bemüht, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. »Weiß jemand, wie sie aussehen?«
    »Die Schurken?« Der Alte zuckte die Achseln. »Drei sollen es sein.«
    »Zwei Bärtige sollen dabei sein«, wusste der Junge, der noch nichts gesagt hatte. Seine Stimme war so hell, dass er sicher absichtlich schwieg. »Aber bärtig sind hier fast alle.« Er griff sich an den dünnen Stoppelbart. »Der Dritte ist ein Indianer, sagen sie. Aber das weiß ich alles nur vom Hörensagen.«
    »Und niemand weiß, wo sie sich verstecken?«
    Der Alte hatte aufgegessen und spülte den letzten Bissen mit Bier herunter. »In einer der Hütten wahrscheinlich … Gibt ja genug in der Gegend. Eigentlich müssten Ihre Leute sie längst gefunden haben.« Er stellte sein Bierglas auf den Tisch. »Na ja, mir soll’s egal sein, die einzigen Nuggets, die ich je gefunden habe, waren gerade mal dreißig Dollar wert, und die sind auch längst weg. Bei mir sind ein paar Hosenknöpfe zu holen, mehr hab ich leider nicht.«
    Clarissa dachte an die beiden bärtigen Männer, die das Hotel in Skaguay bewacht hatten, und den Indianer, der mit ihrem Gold geflohen und von seinem Stamm ausgestoßen worden war, wagte ihren Verdacht aber nicht auszusprechen. Der junge Goldsucher hatte recht, in dieser Wildnis lebten fast nur bärtige Männer, und Indianer, die bereit waren, sich auf diese Weise an den Weißen zu rächen, gab es sicher auch genug. Sie hätte sich nur lächerlich gemacht und genau diese Binsenweisheit von den Goldsuchern zu hören bekommen.
    Und doch … Der Gedanke war nicht von der Hand zu weisen.
    Der Abschied von Sherburne fiel so knapp und nüchtern aus, dass ihr der Mountie fast ein wenig leidtat. Er lächelte tapfer gegen seine Niedergeschlagenheit an, als er sagte: »Es war mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Clarissa. Sie sind eine beeindruckende Frau, und ich bin wirklich froh, dass es keinen Haftbefehl mehr gegen Sie gibt … Auf Wiedersehen, Ma’am!«
    Sie blickte ihm nach, bis er mit seinem Schlitten zwischen den Bäumen verschwunden war, und kehrte in die Küche zurück, um Dolly beim Abwasch zu helfen. Es gab eine Menge zu erzählen, und ihre Freundin brannte bereits vor Neugier. »Es begann damit, dass dieser Fremde in Skaguay auftauchte …«

38
    Clarissa und Dolly teilten sich die Arbeit. Die Engländerin, die sich bereits über etliche Stammgäste freuen durfte, darunter auch einige Männer, die Gold gefunden hatten und großzügige Trinkgelder zahlten, kochte, bediente und blieb die Ansprechpartnerin der Gäste. Ihre offene Art und ihr englischer Dialekt kamen bei den Gästen gut an. Clarissa half in der Küche und beim Bedienen, wenn besonders viele Gäste zum Essen kamen, übernahm die Hausarbeit und
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